Review

"Tube" ist sicherlich der westlichste, sprich am ehesten an Hollywood angelegte, Film, der koreanischen Actionfilmwelle der letzten Jahre. Entsprechend sind dann auch die manchmal zu offensichtlichen Parallelen zu den Vorbildern, die da wären: "Stirb Langsam" (der Einzelkämpfer Part), "Speed" (Storyaufbau, weniger wegen der Bombe und der Geschwindigkeit), "Alarmstufe Rot 2" und am Ende auch noch etwas "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123". Das alles zusammen ergibt einen zwar gut ansehbaren aber irgendwie doch auch zu oberflächlichen und teilweise auch etwas unlogischen Actionkracher, der zu dem noch mit einem etwas trägen Mittelteil und einem unbefriedigenden Ende aufwartet.

Erzählt wird die Geschichte von U-Bahn Polizist Kay, der vor Jahren noch für eine Special Einheit der Polizei gearbeitet hat, und bei einem Einsatz seine Frau verloren hat. Der Mörder damals war das ehemalige Mitglied einer koreanischen Militäreinheit T, der gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der ehemaligen Einheit Terroranschläge verübt. Dieses mal hat er sich als Ziel die U-Bahn ausgesucht, und trifft dort natürlich auf erbitterten Widerstand in Form von Kay. Der hat zu dem gerade noch die Rumtreiberin Jay kennen gelernt, die in ihn verliebt ist und sich bald ebenfalls in der U-Bahn befindet die T kapert.

Bevor es aber in der U-Bahn los geht, gibt es eine fulminante Eröffnungsszene in einem riesigen Bahnhof. Hier liefert sich die Terrorgruppe einen grandios choreographierten Shoot out mit einer wahren Flut an Polizisten. Nach diesem ersten Highlight, verliert der Film aber zusehends an Tempo. Die nächste halbe Stunde geht erst einmal für die Einführung der Charaktere drauf, die zwar ganz nett anzusehen ist, aber irgendwie für den Rest des Film von wenig Bedeutung ist, da die Charaktere im weiteren Verlauf in ihren vorgegebenen Grenzen fest verankert sind und sich der Actionanteil ganz klar in den Vordergrund schiebt. Dafür gibt es während dieser "Ruhephase" die wohl dreisteste Warsteiner Product Placement Bombardierung die man jemals gesehen hat. Unglaublich aber wahr, in Korea scheint sich dieses Gebräu wirklich gut zu verkaufen.

Doch jetzt zur Action, denn gibt ab dem Moment in dem die U-Bahn in Fahrt ist, ganz klar den Ton an. Da wird nichts ausgelassen, Schießereien im Zug, Das klettern unter und auf dem Zug, Kay wird aus der Bahn geworfen, geschossen und geschlagen, kehrt aber immer wieder zurück und liefert sich schließlich einen netten Kampf mit Intimfeind T. Bis dahin geht aber leider des öfteren die Logik im weitläufigen U-Bahnsystem verloren. So darf man sich schon wundern, wieso der gesamte Zug nicht einfach entgleist wenn kurz mal der hinterste Wagen in die Luft gejagt wird. Auch scheint Kay ein wahrer Superheld zu sein, denn was er alles einstecken muss und doch immer wieder aufsteht ist schon erstaunlich. Auch darf etwas an der Intelligenz der koreanischen Polizei gezweifelt werden, wenn sich 30 Mitglieder einer Specialeinheit in einem U-Bahntunnel von 2 Terroristen niedermähen lassen und Kay es dann ganz allein schafft einen von den zwei ohne Probleme aus großer Entfernung zu töten. Diese Szenen sind zwar auf absoluten Hollywood Top Niveau gefilmt und begeisternd choreographiert, wirken aber einfach zu steril und teilweise auch einfach zu übertrieben und fern jedes Realismus.
Dazu gibt es noch ein übertrieben heldenhaftes Ende, das übrigens erst gute 20 Minuten nach dem Tod des Oberterroristen kommt, denn bis dahin gibt es noch ein wenig "Todesfahrt der U-Bahn 123" Feeling, wenn den Männern in der Zentrale auf einmal auffällt das der Zug, der sich nicht bremsen lässt auf ein Kraftwerk zu fährt. So gibt es dann kein Happy End, was zwar eine deutliche Abkehr vom vorher doch sehr präsenten Hollywood Action Kino ist, aber einen irgendwie doch recht unbefriedigt vor dem Bildschirm zurück lässt.

Die Darsteller spielen ganz ordentlich, sind aber auch eher physisch gefordert als mimisch, so das man hier nichts weltbewegendes erwarten sollte. Die Optik ist wie bereits erwähnt durchaus gelungen, und die Shoot-outs und Kämpfe sehen auch ansprechend aus. Dafür krankt es eindeutig an den Special Effekts, denn die sehen einfach zu sehr nach PC Standardware aus. Besonders die Bombenexplosion in einem Bahnhof und die Sprengung eines der U-Bahnwagen wirken eher peinlich. Der Rest ist durchgestylte Action, die man aber auch aus Korea schon bedeutend besser gesehen hat.

Zur kurzweiligen Unterhaltung reicht es bei "tube" aber alle mal, man sollte aber zumindest die Erwartungen nicht zu hoch stecken. Irgendwie dürfte man aber in jedem Fall nach den 2 Stunden etwas enttäuscht sein, denn für einen puren Actionfilm gibt es einfach zu viel Leerlauf am Anfang und für einen Actionthriller ist das ganze dann doch wieder zu banal und belanglos. 6 von 10 Punkten.

Details
Ähnliche Filme