iHaveCNit: Des Teufels Bad (2024) – Veronika Franz / Severin Fiala – Studiocanal
Deutscher Kinostart: 14.11.2024
gesehen am 26.11.2024 in OmU
Mal Sehn Kino Frankfurt – Reihe A, Platz 7 – 19:45 Uhr
Ab und an kommt es vor, dass ich Filme erst nicht auf dem Schirm habe und erst durch eine verpasste Sneak davon mitbekomme und mich der entsprechende Film dann interessiert. So ist es bei dem Beitrag Österreichs für die kommende Oscarverleihung in der Kategorie „Best International Film“ - dem von Veronika Franz und Severin Fiala inszenierten „Des Teufels Bad“, der als interessanter Genrebeitrag Folkhorrorelemente mit einer Aufarbeitung von historischen Begebenheiten verbindet.
In den Wäldern und Seelandschaften von Oberösterreich des Jahres 1750 wird Agnes mit Wolf vermählt. Inmitten der doch eher unglücklich verlaufenden Ehe, die nicht mit letztendlicher Konsequenz vollzogen werden kann, geht Agnes das Bild einer ausgestellten Frau, die für den Mord an ihrem Neugeborenen hingerichtet worden ist, nicht mehr aus dem Kopf. Noch ahnt ihr Umfeld nicht, in welche Richtung sich Agnes entwickeln wird und wie sehr die gläubige Frau mit ihrem Leben und dem Schicksal hadert.
„Des Teufels Bad“ basiert auf historischen Überlieferungen aus der damaligen Zeit und sorgt mit seiner gesamten Inszenierung – vom Setdesign über die Kostüme bishin zur tristen, trüben Farbpalette, der eingefangenen Bilder und der musikalischen Gestaltung für eine ungemein authentische Atmosphäre, die einen mitreißt und auch nach dem Abspann lange nicht mehr loslässt. Mit auch zum Teil Bildern und Momenten, die von Schock, Ekel, Blut und noch mehr unangenehmen Dingen geprägt sind, sorgt der Film für die gewisse Portion Folkhorror, die jedoch stimmig in sein gesamtes Setting und seine vermittelte Thematik eingebunden ist. Der Freitod ist zu der damaligen Zeit sowohl gesellschaftlich als auch religiös absolut verpönt, so dass Menschen irgendeinen Weg finden mussten, hingerichtet zu werden, weil das nicht geächtet und verpönt ist. Zudem behandelt der Film das enge Korsett einer traditionell konservativ religiös geprägten Ehe für Frauen und den gesellschaftlichen und religiösen Zwang des Vollzugs der ehelichen Pflichten, das sich so ähnlich heutzutage immer noch abspielt – nicht zu vergessen den am Rande dargestellten Einfluss auf gleichgeschlechtliche Liebe unter Männern. Und der Film behandelt natürlich die Folgen für den mentalen Gemütszustand, den man damals als „Des Teufels Bad“, später dann auch mal als melancholische Verstimmung und heutzutage medizinisch als Depression diagnostiziert und bezeichnet. Das macht „Des Teufels Bad“ bei all seinem Folkhorror zu einem durchaus wichtigen Film, unabhängig davon wie niederschmetternd und schockierend das Gezeigte sein mag. Und diese Thematik verlangt vor allem Hauptdarstellerin Anja Plaschg, die als „Soap & Skin“ eigentlich nur den fantastischen Score beigetragen hat, dann aber zufällig die Hauptrolle übernommen hat und da eine unfassbar gute Darstellung abliefert.
„Des Teufels Bad“ - My First Look – 9/10 Punkte