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Das Regieduo Fiala & Franz und ihr Produzent Ulrich Seidl sind nicht gerade für ihre Wohlfühlfilme bekannt. So ist auch dieses Depressionsdrama aus einem österreichischen Dorf des 18. Jahrhunderts erwartbar düster bis niederschmetternd. 

Die junge, feingeistige Agnes (Soap&Skin-Sängerin Anja Plaschg in ihrem eindrucksvollen Filmdebut) ist überfordert von ihrer neuen Rolle als Ehefrau. Der Haushalt, die harte Arbeit im Fischfang und auf dem Acker sowie eine bevormundende Schwiegermutter machen ihr das Leben schwer. Sie sucht ihr Heil in Gott und betet für ein Kind. Doch ihr Ehemann denkt gar nicht daran, ihr eins zu machen, da würde er ja eine wertvolle Arbeitskraft verlieren. Agnes bekommt „die Schwermut“ – sie wird depressiv. Zusammen mit dem sie umgebenden Umfeld und ihrer strengen Gläubigkeit eine fatale Kombination. 

Das über zwei Stunden quälend langsam und minimalistisch erzählte Psychodrama erfordert Geduld und das Einlassen auf diese fremde Welt, die uns doch näher ist, als sie scheint. Der Umgang mit psychischen Krankheiten hat sich in den letzten 200 Jahren zwar weiterentwickelt, Unverständnis und Ignoranz à la „Reiß dich halt zsamm!“ als Reaktion auf das u. a. bei Depression und MS auftretende Fatigue-Syndrom gibt es jedoch bis heute. 

Das unausweichliche und dennoch überraschende Ende des Films und insbesondere die aufklärenden Texttafeln vor dem Abspann schließlich lassen einem das Blut in den Adern gerinnen.

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