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Verlassene Sanddünen. Es ist Sommer. Heiß. Die Luft scheint zu glühen, die Landschaft wirkt, auch im weiteren Verlauf des Films, wie von der Sonne ausgebleicht. Wir hören und sehen dann aus weiter Entfernung eine junge Frau, Line, die sich nackt in der Sonne aalt und dann zu ihrem Dorf zurückkehrt. Nun kommt Jony ins Bild, er ist Fischer und fährt mit seinem kleinen Boot zurück zum Strand, wo er das Boot auflädt und nach Hause fährt. Dort erwartet ihn die Großmutter mit seinem Sohn Freddy auf den Armen, einem feisten blonden Jüngelchen. Die Alte kritisiert Jony wegen seinem geringen Fang. 

Ein Idyll in einem französischen Fischerdorf? So scheint es. Doch dann kniet Jony vor Freddy nieder und spricht ihn mit verzerrter Sprache an. Jony ist in Wirklichkeit ein "Schwarzer Ritter" der "Nullen", einer extraterrestrischen Lebensform, die Abgesandte auf die Erde geschickt hat, die dort die Ankunft des Mutterschiffs vorbereiten sollen, damit die Erde übernommen werden kann. Doch das Problem ist Freddy. Er ist der "Margat", eine Art unreine Bestie, die einmal die Menschheit versklaven soll. Und so versuchen die Nullen ihn in ihrem Sinne zu kontrollieren. Das wollen aber auch die "Einsen", die außerirdischen Konkurrenten der Nullen, in Person von Jane und Rudy, die sogleich versuchen, Freddy zu entführen. Mit Lichtschwertern kämpfen sie gegen die Gesandten der Nullen.

Bizarr, sehr bizarr. Nullen, Einsen, Lichtschwerter, Gut gegen Böse, schwarze pulsierende Materieklumpen gegen Lichtstrahlen. STAR WARS und seine ganzen Epigonen werden hier zwischen Ernst und Albernheit durch den Kakao gezogen. Und erst die Raumschiffe, in Form von Schloss Versailles und Notre Dame. Meine Güte. Im Verlauf des Films verschwinden allmählich die Grenzen zwischen Gut und Böse, sind die Nullen wirklich nur schlecht und die Einsen wollen nur das Beste? Sex gibt es auch. Ausgerechnet zwischen den Feinden Jony und Jane. Die menschlichen Lusttriebe können von den Aliens nicht völlig kontrolliert werden. Nutzt nichts, schon nahen die Raumschiffe der Kontrahenten und senden eine riesige Zahl von Kampfschiffen aus für die finale Schlacht um den Planeten. Doch die Energien der Schiffe konvergieren und erzeugen ein schwarzes Loch. Gut und Böse verschwinden im Strudel und auch auf der Erde gibt es so manche Verheerung, die vor allem die ortsansässige Gendarmerie trifft.

Sci-Fi-Persiflage, Sozialdrama, was ist das eigentlich? Kann man sich fragen, muss man aber nicht. Regisseur Bruno Dumont, der 2003 in dem Roadmovie TWENTYNINE PALMS die Zuschauer verstört hat, war noch nie ein Freund des Konventionellen oder des Mainstreams. Auch hier jagt eine sonderbare Idee die nächste, alles wirkt frisch und unverbraucht und sorgt über die gesamte Laufzeit von 110 Minuten für Spannung. Man weiß nie, was die nächste Szene bringt (anders wie z.B. in dem überbewerteten THE SUBSTANCE, wo schier jede Filmsekunde vorhersehbar ist). Auf der Berlinale gab es dafür den Preis der Jury in Form eines Silbernen Bären. Dass dagegen manch männlichem Zuschauer aus diesem Film nur die Sexszenen der beiden Hauptdarstellerinnen aufgefallen und in Erinnerung geblieben sind, sagt auch etwas über unterschiedliche Sehgewohnheiten aus.

Ich fühlte mich bestens unterhalten und vergebe daher eine, wenn auch knappe .... 8.

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