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Schon von Kindheit an ist Susan Bradley (Susan Eddins bzw. Rebecca Eddins) fasziniert von Spinnen, sehr zum Mißfallen ihrer strengen Mutter Martha (Beverly Eddins), welche die haarigen Krabbelviecher aus tiefstem Herzen haßt. Als Susan ein Telefonat belauscht, in dem Martha mit ihrem Liebhaber den Tod ihres geliebten Vaters (Herman Wallner) plant, entschließt sie sich zu handeln. Des Nachts schleicht sie ins Zimmer ihrer Mutter und setzt eine prächtige Tarantel auf deren schlafenden Körper. Den darauffolgenden Schock überlebt Martha nicht. Jahre später lebt die mittlerweile zu einer jungen, hübschen Frau herangewachsene Susan (Suzanna Ling in ihrer ersten und gleichzeitig auch letzten Filmrolle) zurückgezogen in einer Wohnung im Bestattungsinstitut ihres Vaters. Freunde hat sie keine, sieht man von den zahlreichen Spinnen ab, die ihr Gesellschaft leisten. In der Halloween-Nacht brechen einige halbstarke Jugendliche in die Leichenhalle ein, um sich einen Sarg "auszuborgen", und werden dabei prompt von Susan überrascht. In weiterer Folge entdecken die Jungs die Spinnen in den Terrarien, und es kommt, wie es kommen muß: Eine Tarantel überlebt die Begegnung nicht. Die verzweifelte Susan beschließt, sich mit Hilfe ihrer Freunde zu rächen.

Was dem Willard seine Ratten sind der Susan ihre Spinnen. Das Ergebnis ist, in etwa, dasselbe. Chris Mungers Kiss of the Tarantula ist ein kleines Guilty Pleasure, das immer mal wieder in meinem Player landet. Das liegt vermutlich daran, daß ich Spinnen nicht mag, Filme über bzw. mit Spinnen dafür umso mehr. Nimmt man dann noch die grimmige Siebziger-Jahre-Atmosphäre dazu und berücksichtigt die recht plumpe Figurencharakterisierung, die das Publikum auf die Seite der mörderischen Antiheldin zieht (ihre Gegner sind allesamt widerliche Schmierlappen), dann kann man selbst mit einem wenig berauschenden Tierhorrorstreifen wie diesem hier seinen Spaß haben. Da das Szenario in Punkto Plausibilität nicht überzeugen kann, kommt des Öfteren ein angenehmes Camp-Flair auf, welches dem Unterhaltungswert sehr zugute kommt. Mal ehrlich, wenn eine Spinne unvermutet auf einen zuschießt, dann schreckt man entweder zurück und macht einen großen Bogen um sie, oder ergreift entsprechende Abwehrmaßnahmen und macht dem garstigen Achtbeiner den Garaus. Keinesfalls aber bringt man sich in kopfloser Panik quasi selbst um. Wobei man hier noch berücksichtigen muß, daß die Taranteln meist majestätisch dahinschreiten und nur unwesentlich flinker als eine bergab sprintende Schnecke sind.

Immerhin sind die Killer-Set-Pieces generell sehr nett gestaltet. Mein Favorit ist die Attacke in einem VW-Käfer im Drive-In-Kino, der man eine gewisse Effektivität nicht absprechen kann. Leider wollen weder Spannung noch Gruselgefühle aufkommen, dazu ist Warren Hamiltons Drehbuch einfach zu einfallslos und ungeschickt aufgebaut, vor allem in Bezug auf die Dramaturgie. Eine willkommene Abwechslung bietet das Plot-Element rund um Onkel Walter (Ernesto Macias), der inzestuöse Gefühle für seine Nichte hegt und sie immer stärker unter Druck setzt. Der Typ ist ein echter Creep. Die Auflösung fand ich zwar einerseits gut gelungen und befriedigend, andererseits wird sie aber viel zu sehr in die Länge gezogen. Überhaupt krankt Kiss of the Tarantula an zahlreichen Längen, insbesondere in der zweiten Hälfte, wenn die Arachniden - die übrigens durchwegs rücksichtsvoll und mit Respekt behandelt werden (lediglich bei einer Szene bin ich unsicher, ob die Tarantel etwas abgekriegt hat) - vermehrt blaumachen und sich kaum noch vor die Kamera bequemen. Trotzdem, als harmlos-schlockiger wenn auch etwas zäher Tierhorror-Quickie für zwischendurch ist Kiss of the Tarantula problemlos goutierbar.

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