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Nach ihrem bestandenen Abitur (siehe "Fack Ju Göhte 3") hat Hohlbirne Chantal keinen Bock auf einen "vernünftigen" Job und versucht sich stattdessen als Beauty-Influencerin im Internet... mit eher bescheidenem Erfolg und nur 349 Followern. Einen ordentlichen Karriere-Push verspricht da allerdings ein per Instagram ausgerufener Wettbewerb eines Kaugummi-Herstellers. Beim Handyvideo-Dreh mit ihrer besten Freundin Zeynep entdeckt Chantal in einem Jugendhort einen waschechten Zauberspiegel, der die beiden Ischen prompt einsaugt und in einer Märchenwelt wieder ausspuckt, wo der fiese König Wilderich herrscht, der am liebsten seine weiblichen Untertanen unterbuttert und ihre Leistungen nicht anerkennt. Als neue Prinzessin am Hof erfährt Chantal von ihrer in einem Gemälde gefangenen Königin-Mutter, dass auf ihr ein Fluch lastet und sie bald für 100 Jahre in einen tiefen Schlaf fallen wird, aus dem sie nur ihre wahre Liebe wachküssen kann. Ritter Bosco kommt zwar prompt für 'nen Schmatzer vorbeigeritten, kann in dieser Beziehung allerdings auch nichts ausrichten, denn der ist heimlich in seinen Knappen verknallt, würde allerdings doch ganz gerne den Anschein wahren. Die Hexe Sansara nimmt zwar den Dornröschen-Fluch von Chantal, was aber dummerweise zur Folge hat, dass der Zauberspiegel zu Bruch geht. Um diesen noch rechtzeitig zu reparieren, bevor sich das Portal in ihre eigene Welt für immer schließen wird, muss Zeynep nun bei Sansara einen Crashkurs in Sachen schwarzer Magie absolvieren, während Chantal von einer alten Prophezeiung erfährt, laut derer sie die Auswerwählte aus der elektrischen Welt ist, die dazu bestimmt ist, Wilderichs sexistischem Märchenland-Regime ein Ende zu setzen... Sieben Jahre nach dem ultra-miesen und praktisch unansehbaren "Fack Ju Göhte 3" hat man der damaligen Stand-Out-Figur Chantal in der Aussicht auf einen weiteren Kino-Erfolg (hat ja auch funktioniert... leider) nun doch noch einen eigenen Spin-Off-Film spendiert, welcher da nun ganz kurios - und irgendwie auch ein bischen verzweifelt - anders als die Original-Trilogie Sujet-mäßig völlig daneben haut und in Form einer flachen Fantasy-Komödie daherkommt. Nun ja, man hätte es auch bleiben lassen können, denn vom reinen Gehalt der Handlung lümmelt man da bestenfalls noch auf demselben Level herum, das Mike Krüger und Thomas Gottschalk in den 80ern noch mit einer Klamotte wie "Die Einsteiger" beackert haben... nur, dass dieser zumindest noch sachte-parodistisch ein paar bekannte Kino-Vorbilder verhohnepiepelt hatte, während hier nur ein paar Märchen-Elemente und -Klischees mit dem Brecheisen auf links gedreht werden. Für gute Gags hat es hier allerdings nicht mehr gereicht, sich von einem Goldesel Münzen ins Gesicht scheissen zu lassen ist so in etwa die unterste Humor-Ebene, auf der man sich nun permanent bewegt. Dass ich bei "Chantal im Märchenland" tatsächlich kein einziges Mal lachen musste, brauche ich dann auch nicht extra zu erwähnen, oder? "Türkisch für Anfänger" und den ersten "Fack Ju Göhte" hat man da doch wirklich nicht als einen so hochnotpeinlichen Stuss in Erinnerung, wann ist Bora Dagtekin denn bitteschön so gänzlich das Comedy-Gespür abhanden gekommen?!? Ja, gut, es ist auch schon eine zeitlang her, dass ich die gesehen habe, aber ich kann mich damals doch nicht SO geirrt haben! Mittlerweile mangelt es Dagtekin aber nicht nur am Timing oder inspirierten Jokes, sondern auch am Willen, möglicherweise nochmal irgendjemandem auf die Füße zu treten, der nicht von der woken Bubble als "okayes" Feindbild zum Abschuss freigegeben wurde... einen (lustigen) Spruch wie "Die ist Nutte, die weiß, was gut aussieht" wird man von dem jedenfalls nicht mehr zu hören kriegen. Okay, filmisch ist das Ganze etwas wertiger, was den Produktions-Umfang und die Ausstattung anbelangt, und in den einzelnen Szenen auch lange nicht so krass mit der Heckenschere zusammengstoppelt wie eine typische Til-Schweiger-Komödie, das muss man dem Streifen zugestehen. Ob des ähnlichen Settings fühlt man sich zudem an den letztjährigen Netflix-Flop "Die Werwölfe von Düsterwald" erinnert, mit dem "Chantal im Märchenland" wirklich ein ideales Doppel-Programm bildet: Was die Verbreitung von zeitgeistigen Messages anbelangt, ist er nämlich ebenso cringy wie dieser und entblödet sich auch nicht, seine Titelheldin Chantal da kräftig mit der emanzipatorischen Flagge wedeln und gegen das Patriarchat im Märchenland austeilen zu lassen... ohne allerdings zu bedenken, dass diese als wandelnde Gehirnwasser-Absenkung auf zwei Beinen möglicherweise mal wirklich nicht das ideale Sprachrohr für solche Botschaften sein könnte, falls man diese denn ernst nehmen soll. Aber ohne für auch noch den allerletzten Vollidioten im Kinosaal ausbuchstabierte Moral von der Geschichte geht es da wohl echt nicht mehr, aber spätestens wenn Chantal am Ende die Influencer-Laufbahn sausen lässt und den Kids im Hort lieber Märchen vorliest, möchte man doch vor lauter Schleimigkeit am liebsten das gefressene Popcorn direkt wieder auskotzen. Zumindest Jella Haase hatte aber nochmal merklich Bock auf ihre Parade-Rolle und reißt den Mist nicht einfach mal eben so auf Autopilot runter (ob man nun auf ihre Chantal aber kann oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen), aber retten kann sie hier auch nichts mehr. Meine ganz persönliche Hoffnung: Als nächsten Film dann "Chantal im All" und die dumme Nuss wird direkt in die Sonne geschossen...

2/10

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