Geschichten aus dem Ölaner Garten
Im letzten Jahrzehnt hat uns „Fury Road“ alle in den Sitz gepresst. Was ein Meilenstein! Nun schiebt der auch im hohen Alter noch motivierte und inspirierte George Miller mit „Furiosa“ die Fortsetzung bzw. die Vorgeschichte über die namensgebende Heldin nach - und kann nicht ganz die extremen Erwartungen erfüllen. Was aber null heißen soll, dass „Furiosa“ kein guter Film ist. Ganz im Gegenteil. Er ist eben nur kein „Fury Road“. Aber welcher Film ist das schon… Erzählt wird Furiosas Werdegang vom traumatisierten Kind bis zur wutdurchtränkten Rächerin in dieser wüsten Welt aus Blei, Blut und Benzin…
Mad Furiosa: A Revenge Story
„Furiosa“ ist kein reines Actionfest wie es „Fury Road“ war. Viel mehr hat Miller hier eine recht epische und langjährige Rachegeschichte in das Ödland gestampft, die allein durch die hervorragende Anya Taylor-Joy, einige echt sadistische Momente und eine jetzt schon legendäre Verfolgungsjagd in der Mitte in meinem Kopf bleiben wird. Dennoch gibt’s hier auch viele Momente, Figuren und Entwicklungen, die mich weder berührt noch beschäftigt oder interessiert haben. Sodass ich die deutlich über zwei Stunden nicht als gänzlich kurzweilig bezeichnen würde. Als „Mad Max“-Fan kommt man dennoch ziemlich auf seine Kosten. Auch die Darstellerin der kindlichen Furiosa ist klasse. Der Score hat seine Gänsehautmomente. Härte und Unmenschlichkeiten treffen typischen, endzeitlichen, skurrilen Humor. Hemsworth ist kein schlechter Bösewicht, selbst wenn sowohl Nase als auch Overacting etwas ablenken können. Die Kapitelunterteilung hätte ich nicht gebraucht. Und es gibt einige erhabene Shots zwischen Sonnenuntergängen, Sandstürmen und Sodom. Insgesamt ist der Look auch nicht ganz so schlimm artifiziell wie es die Trailer vermuten ließen - wirklich gut und griffig sieht’s aber ebenso selten aus. „Fury Road“ hat einfach mehr Ziel und Textur, mehr Echtheit und Speed, mehr Zug und mehr Zunder. Allein der Abspann macht mehr Lust „Fury Road“ nochmal zu sehen als man vorher Spaß bei „Furiosa“ hatte. Unter diesem Vergleich wird dieses Prequel immer leiden. Dennoch: die Tanklasterszene als Bergfest kann es mit allem und jedem in dem gesamten Franchise aufnehmen. Was ein Ritt!
Fazit: „Furiosa“ erzählt eine Menge, was mich nicht interessiert. Und er sieht nicht immer toll aus. Er hat deutliche Längen. Und dennoch gibt’s atemberaubende Shots, eine feurige Anya Taylor-Joy und die Action im Mittelteil entschädigt big time. Für Mad Max'ianer ein Muss - nur bitte keinen weiteren „Fury Road“ erwarten…