Seit Kindertagen benutzen die drei besten Freunde Dean, JT und Wes ihren erfundenen Kumpel Ricky Stanicky als Sündenbock, um sich aus unangenehmen Situationen herauszuwieseln oder um ein Alibi für ihre spontanen Unternehmungen zu haben... so auch, als eine wiederkehrende Krebserkrankung Rickys als Vorwand herhalten muss, um die Baby-Shower von JTs schwangerer Frau Susan auszulassen und stattdessen einen Trip nach Atlantic City zu unternehmen. Dummerweise setzen die Wehen jedoch sechs Wochen zu früh ein und JT verpasst glatt die Geburt seines Sohnes, weswegen Familie und Freunde diesen ominösen Ricky Stanicky nun doch ganz gerne mal persönlich kennenlernen wollen. Um zu verhindern, dass die Masche auffliegt, kommt dem Trio in der Not die rettende Idee, den heruntergekommenen und versoffenen Schauspieler Rod Rimestead, der sich momentan als musikalischer Alleinunterhalter knapp über Wasser hält und unter dem Künstlernamen "Rock Hard Rod" vor gelangweiltem Publikum Parodie-Songs übers Wichsen zum Besten gibt, als Ricky Stanicky auszugeben... doch damit reiten sich die drei nur noch weiter in die Bredouille, denn Rimestead geht in der Rolle derartig auf, dass Deans Boss ihm prompt einen Job in seiner Firma anbietet und seine Reporter-Freundin Erin für ihren Sender einen TV-Bericht über ihn drehen will... Lange, lange ist es her, dass Peter Farrelly in den 90ern mit "Dumm und Dümmer", "Kingpin" und "Verrückt nach Mary" und damals noch mit Unterstützung seines Bruders Bobby dem Komödien-Genre neue Impulse verliehen hatte... ein filmischer Lauf, der sich im neuen Jahrtausend mit einigen eher enttäuschenden Streifen dann leider nicht fortgesetzt hat, denn offenbar geht jedem irgendwann mal die Puste aus und die lustigen Einfälle fliegen einem wohl auch nicht einfach nur so zu. Auch "Ricky Stanicky" schafft es nicht, was die Frequenz der Lacher anbelangt, an die besagte frühe Farrelly-Hochphase anzuknüpfen, stellt nach dem nur allzu offensichtlichen Oscar-Bait "Green Book" aber zumindest wieder eine Rückkehr auf reines Comedy-Terrain dar, auf dem sich Farrelly mittlerweile aber wohl nicht mehr so gut zurechtzufinden scheint, denn was die Grund-Idee und die Umsetzung derselben anbelangt, könnte die Chose tatsächlich schon gute zwanzig bis dreißig Jahre auf dem Buckel haben. Die Zutaten sind da altbekannt und das Aufhängen der Handlung an den "typischen" Verhaltensweisen einer Männer-Freundschaft (oder das, was weltfremde Drehbuchautoren halt dafür halten), die da im weiteren Verlauf vorgeführt und seziert werden, ist nun auch nicht gerade besonders originell. Dass das Ganze dann aber doch dem aktuellen Zeitgeist entsprungen ist, merkt man als Zuschauer dann doch schnell daran, dass die Diversitäts- und Wokeness-Vorgaben der Amazon-Studios hier mal wirklich extra-penetrant erfüllt wurden und dem Zuschauer beinahe schon krampfhaft die üblichen Messages auf eine ziemlich aufdringliche Art und Weise untergejubelt werden, die sich keinesfalls organisch aus dem Material an sich ergibt. Wie enttäuschend für Peter Farrelly, dass er sich kampflos vor DIESEN Karren hat spannen lassen, denn angesichts seiner frühen Arbeiten hatte man bei ihm doch irgendwo noch sowas wie eine anarchische Ader vermutet, die ihm aber - wohl spätestens seit den gewonnenen "Green Book"-Oscars - über die Jahrzehnte in Hollywood ausgetrieben wurde. So richtig, richtig schlimm sind dann aber wieder mal die letzten zwanzig Minuten, in denen doch recht verzweifelt versucht wird, ein wenig an die Gefühle des Zuschauers zu appellieren und die darum auch hart sülzig daherkommen... was natürlich genau den gegenteiligen Effekt von dem hat, was eigentlich beabsichtigt wurde. So gibt es dann auch wirklich vieles, was gegen "Ricky Stanicky" spricht. Dass der Streifen zum größten Teil aber trotzdem einigermaßen funktioniert und für ein gewisses Maß an Amüsement sorgt, hat er einzig und allein John Cena zu verdanken, der die Angelegenheit quasi im Alleingang schultert und in der Titel-Rolle so manche Szene mit wie immer sympathischem Mut zur Selbstverarsche und perfektem Timing rettet... wie kurios eigentlich, dass ein Auftritt des Ex-Wrestlers einen mittlerweile Aufhorchen lässt und 'ne gewisse Erwartung in Sachen Performance weckt, das war zu Zeiten von "The Marine" ja noch nicht der Fall. By the way, wann kommt eigentlich endlich 'ne Buddy-Cop-Comedy mit John Cena und Dave Bautista...?
6/10