"Auge um Auge (1975) ist ein weiterer Film, bei dem ich die Altersfreigabe bzw. die Indizierung nicht nachvollziehen kann. Auch kann ich die lobenden Worte, die in den anderen Reviews hier vorgebracht werden, nicht teilen. Mich hat der Film über weite Strecken eher gelangweilt, was sich nicht nur auf die Zweiteilung der Handlung bezieht (zuerst eine eher dramatische Hälfte, dann der "actionbetonte" Schluss, wobei hier eine normale Vorabendserie mitunter schon mehr zu bieten hat)
Der Film fängt mit einer heilen Welt an. Der allein erziehende Vater Mario Coella und sein Sohn werkeln in dessen Motorradwerkstatt, bevor das Kind zur Schule muss. Fabrizio, so heißt der Sohn, trifft vor der Schule seinen Freund Antonio, Sohn des Ingenieuurs und Bauunternehmers Fillipini. Bevor sie aber die Schule betreten können, werden beide entführt. Während Coella bereit ist, für das Lösegeld auch seine Werkstatt zu verkaufen, will der Bauunternehmer verhandeln und die Entführer entsprechend hinhalten. Um ihre Entschlossenheit zu verdeutlichen, töten die Entführer den Sohn des Mechanikers. Dies führt dazu, dass dieser das Recht in die eigenen Hände nimmt, da er sich von der Polizei allein gelassen fühlt. Er beginnt nun einen Rachefeldzug gegen die Entführer und ihre Hintermänner - den Bauunternehmer, der mit seinem Verhalten sicherlich eine Mitschuld am Tod seines Sohnes hat, lässt er dabei aber in Ruhe.
Neben Luc Merenda, der den Mechaniker spielt, ist auch James Mason als Ingenieur Fillipini im Film zu sehen. Auch wenn Mason hier der einzige zu sein scheint, der nicht einem furchtbaren "Overacting" erliegt, hat man ihn doch schon in weitaus besseren un vielschichtigeren Rollen gesehen (wahrscheinlich hatte er die Gage nötig). So bleibt das Spiel der meisten Charaktere eher unterirdisch, weil übertrieben. Selbst mit der italienischen Tonspur werden zum Beispiel die Auftritte Vittorio Capriolis als Kommissar Magrini nicht überzeugender. Aus dem dürftigen Cast fällt allenfalls Irena Maaleva als Sekretärin des Ingenieurs heraus, wenngleich ihre Rolle im Film auch relativ eingeschränkt ist.
Die Dialoge sind meist hölzern und mitunter gruselig. Hier ein Beispiel: Der Kommissar: "Weiß Ihre Frau Bescheid?" Coella: "Meine Frau ist seit drei Monaten tot." Kommissar: "Ach, dann war es nur ein unglücklicher Zufall. Die wollten nur den anderen, bei Ihnen ist ja nichts zu holen."
Die Action im zweiten Teil des Films reißt diesen ebenfalls nicht heraus. Es wird zwar "geballert", die Effekte sind aber recht unblutig, hier wurde eindeutig am Filmblut gespart. Die Altersfreigabe (mir liegt die limitierte Uncut Edition ab 18 vor) sowie deren Indizierung erschließen sich mir daher nicht. Selbst der Mord an dem Kind des Mechanikers ist nicht im Bild zu sehen, was für mich eine solche Einstufung gerechtfertigt hätte.
Einzig der Sountrack von Luis Bacalov konnte mich überzeugen, wobei ich diesen lieber ohne den störenden Film hören würde.