Bei diesem frühen Gloria Guida-Film führte Silvio Amadio Regie, der danach auch die beiden wirklich guten Filme "Quell´eta maliziosa" und "Peccati di Gioventu" mit ihr drehte, die ich schon besprochen habe. "Leidenschaften einer Minderjährigen", dessen deutscher Titel diesmal durchaus das Thema trifft, fängt ziemlich krass an. Zunächst gibt es eine Vergewaltigung der armen Guida durch eine Gruppe Motorradfahrer. Dann wird umgekehrt dem Schularzt von einer Gruppe Schülerinnen zugesetzt und schließlich das beste Stück gezwickt. Schließlich wird die Guida von einer Gruppe hysterischer Nonnen an ein Andreaskreuz gekettet. Es wird gepeitscht und ein Kardinal wird gehängt. Aber spätestens hier hat man gemerkt, daß es sich nur um Phantasien der "braven" Klosterschülerin handelt. Eine leichte lesbische Anlehnung an eine Betreuerin wird in der Realität angedeutet, dann wird sie jedoch mit Abschlußzeugnis entlassen und kehrt zur Familie zurück. Trotzdem bis dahin noch nicht wirklich so etwas wie eine Story aufgeschienen ist, war das doch ein aufregendes Stück Film. Doch sobald das Mädchen zu ihrer offenbar lange nicht mehr gesehenen Familie zurückkehrt, kippt das ganze zunehmend in Richtung Teenie-Klamotte, obwohl immer wieder Ansätze durchscheinen, die es mit der etwas ernsthafteren Häfte aufnehmen können. Trotzdem bleibt die Handlung relativ krass: um ihrem Bruder Geld zu verschaffen, zieht sie sich vor seiner Clique aus. Der Liebhaber ihrer Mutter will mit ihr KZ-Häftling/SS-Mann-Sexspielchen treiben, usw. Alles ist eine Stufe wilder als von den "Flotte Teens"-Filmen gewohnt und das Jugendverbot geht insofern in Ordnung. Auch nackte Haut ist relativ viel zu sehen. Aber die Mittzwanziger mit dem Humor und Temperament von 16-jährigen gehen dennoch ein bißchen auf die Nerven. Allerdings auch unserer Hauptdarstellerin, die sich lieber von einem "Künslter" in der Nähe des Strands entjungfern läßt, der selber darauf besteht nicht "verrückt", sondern "wahnsinnig" zu sein.
Also insgesamt zählt der Film zu der besseren Hälfte der Guida-Filmen. Die Eltern, der "Künstler" und die Nonne sind schauspielerisch nicht schlecht, was ich vom Liebhaber und dem Bruder nicht sagen würde. Vor allem die Tagtraumsequenzen am Anfang sind vom Regisseur gut in Szene gesetzt. Die Meereslandschaft schafft ein passendes Ambiente für die auf Erfüllung wartende Sexualität des jungen Mädchens.