Kickbox-Kult mit Kante
„The King of the Kickboxers“ ist der vierte Teil der No Retreat, No Surrender-Reihe, der im deutschsprachigen Raum als „Karate Tiger 5“ vermarktet wurde – wobei die Zählweise hier ohnehin mehr einem martialischen Zahlenspagat gleicht als einer stringenten Franchise-Logik. Zum dritten Mal tritt hier der stets unterschätzte Loren Avedon an, diesmal gegen einen phänomenal dämonischen Billy Blanks, und man darf man guten Gewissens von einem Highlight der Reihe sprechen.
Die Handlung ist, wie es sich für ein B-Action-Vehikel gehört, so klar umrissen wie ein sauber ausgeführter Sidekick. Der junge Cop Jake Donahue (Loren Avedon), traumatisiert vom Mord an seinem Bruder durch den brutalen Kampfkünstler Khan (Billy Blanks), reist nach Thailand, um diesen Killer dingfest zu machen. Khan produziert illegale Snuff-ähnliche Martial-Arts-Videos, in denen Kämpfer zu Tode geprügelt werden – eine überraschend düstere Prämisse für einen Film seiner Zeit, die tatsächlich funktioniert und dem Geschehen eine zusätzliche Portion Schärfe verleiht. Die Story ist simpel, aber effektiv. Sie kennt ihre Stärken und konzentriert sich klar darauf: Fights, Training, Rache, Schmerz – und der langsame, aber stetige Weg des Helden zur finalen Abrechnung.
Das Drehbuch ist deutlich fokussierter und straffer als im Vorgänger „Blood Brothers“. Wo jener Teil oft in unausgegorenen Nebenpfaden verlorenging, zieht „The King of the Kickboxers“ mit erstaunlichem Tempo durch seine Plotpunkte. In der thailändischen Kulisse entfaltet der Film zudem ein angenehm exotisches Flair ohne in pseudospirituelle Klischees abzurutschen. Die dichten Märkte, die Bambushütten, die improvisierten Dojos, die staubigen Trainingsplätze, die nächtlichen Hinterhöfe – alles wirkt lebendig, greifbar, authentisch.
Bei der Action zeigt „The King of the Kickboxers“ seine Königsdisziplin. Schon die frühen Kämpfe sind ordentlich, doch je weiter der Film fortschreitet, desto spektakulärer werden die Auseinandersetzungen. Die Trainingsmontagen – ein unverzichtbares Element des Genres – erinnern klar an Van Dammes ikonische Szenen in „Kickboxer“. Avedon wird gepeinigt, gedehnt, geworfen und geschliffen. Die Fights sind präzise, brutal, rhythmisch und mit beeindruckender Körperbeherrschung inszeniert. Insbesondere der Showdown zwischen Avedon und Blanks ragt heraus: explosiv, kompromisslos und mit echter physischer Wucht.
Man merkt sofort, dass beide Darsteller mehr Fighter als Actor sind – und genau das verleiht den Szenen Authentizität. Loren Avedon spielt seinen Charakter mit einer sympathischen Mischung aus Ernsthaftigkeit und jugendlichem Draufgängertum. Er ist kein Charisma-Monster, aber glaubhaft. Er bleibt seinem agilen, technisch fokussierten Stil treu: schnelle Kicks, elegante Bewegungsabläufe, weiche Übergänge. Billy Blanks hingegen genießt es spürbar, den sadistischen Antagonisten zu spielen. Er zelebriert Khan mit einer Mischung aus animalischem Wahnsinn und eiskalter Präzision. Seine Mimik bleibt oft kontrolliert, beinahe stoisch – was den gelegentlichen Ausbrüchen roher Gewalt eine noch stärkere Wirkung verleiht.
Fazit
„The King of the Kickboxers“ ist ein absolutes Highlight der Reihe. Er übertrifft den direkten Vorgänger „Blood Brothers“ mühelos, bietet mehr Action, mehr Atmosphäre, mehr Schauwert. Fans von B-Action und Martial-Arts-Filmen werden hier bestens bedient: spektakuläre Fights, eine klassisch-motivierende Trainingsmontage, ein charismatischer Held und ein eindrucksvoller Bösewicht. Dazu das Setting Thailand, das frische Energie in das Franchise bringt. „The King of the Kickboxers“ ist ein brutaler, ehrlicher, testosterongeladener Kick ins Nostalgiezentrum des Actionfans.