Ein seltsames Projekt. Biopics erscheinen eigentlich meist post mortem, dies sowieso für in der öffentlichen Meinung eher negative Personen. Dann ist das Release Date auch noch kurz vor einer Wahl, jeder erwartet vom demokratischen Hollywood einen einseitigen Eingriff in Richtung Stimmzettel. Nach der Sichtung sind die meisten, für die Trump den geborenen Antichrist darstellt, wohl eher enttäuscht. Doch nur ein Mensch. Und was macht die Hauptfigur im realen Leben? Schimpft erwartungsgemäß so oder so, ist der Inhalt doch auch nicht sehr schmeichelnd. Against All Odds also, so entstehen die besten Werke. „The Apprentice“ gehört in diese Kategorie.
Wir gehen also zurück in die 70er und 80er Jahre, und wow, jene sehen richtig gut projiziert aus. Eine vermeintlich goldene Zeit und die Geburtsstunde des Königs der Lumpen. Auch Zwerge haben mal klein angefangen. Wie konnte der wohl erzogenen Junge aus gutem Haus zu einer Art allen Konventionen entrückter Comic-Figur werden? Durch einen Mentor mit ähnlichem Background, dem aber das Leben gelehrt hat, das gute Manieren oft dem Erfolg im Weg stehen. Jedenfalls ist unser Donny ein netter und strebsamer Emporkömmling, einer dem das heutige New York auf jeden Fall eine Menge zu verdanken hat. Geschäftssinn, Visionen, Mut und Fleiß, einer der für das große Business geboren ist. Und wiederum durch jenes verändert wird. Das Haifischbecken macht rücksichts- und skrupellos, der Erfolg lässt übermütig werden, eine schnell voranschreitende Entmenschlichung. Wir sehen die erschreckende Reise vom festen Stand auf der Erde hin zum Planeten Trump. Erschreckend und bewegend, nicht zuletzt aufgrund der beiden fantastischen Hauptdarsteller. Wie sich die Kreatur bald über ihren Schöpfer erhebt, lässt einen vor Kälte erzittern. Noch mehr, da der Protagonist keine Literaturfigur ist, sondern mittlerweile im wohl mächtigsten Amt der Welt.