Der Star-Architekt und Nobelpreisträger Cesar Catilina - der übrigens auch in der Lage ist, nach Belieben die Zeit anzuhalten - plant, in den heruntergekommenen Vierteln von New Rome (leicht als das ehemalige New York zu identifizieren) die Stadt der Zukunft namens "Megalopolis" zu errichten, wobei der von ihm selbst entwickelte Baustoff "Megalon" zum Einsatz kommen soll... worüber er mit dem amtierenden Bürgermeister von New Rome Franklyn Cicero aneinander gerät, der lieber den Status Quo erhalten und der Überschuldung der Stadt durch den Bau eines Casinos beikommen würde. Der Konflikt verschärft sich noch, als sich Ciceros Tochter Julia in Cesar verliebt... was dazu führt, dass dessen verschmähte Geliebte, die Fernseh-Klatschreporterin Wow Platinum, mit Cesars Onkel und Gönner, dem super-reichen Banken-Oberhaupt Hamilton Crassus III anbändelt und als dessen einflussreiche Ehefrau Intrigen spinnt, um das "Megalopolis"-Vorhaben zu sabotieren. Crassus' Enkel, der exzentrische Populist Clodio Pulcher, der ebenfalls in Julia verschossen ist, greift derweil zu rabiateren Methoden, um seine politische Karriere voranzubringen und seinen Nebenbuhler auszuschalten... Francis Ford Coppola hat mit Mitte 80 offenbar beschlossen, dass er nicht die reichste Leiche auf dem Friedhof sein will und darum einen Teil seiner Weingüter verkauft, um das Budget für sein bereits lange angedachtes Passion-Project "Megalopolis", an dem er schon seit dem "Apocalypse Now"-Dreh mehrere Dekaden mehr oder minder kontinuierlich herumwerkelt und dessen Realisierung zwischendurch 9/11 oder COVID19 'nen Strich durch die Rechnung gemacht haben, selbst stemmen zu können. Dass er tatsächlich 120 Millionen Dollar seines eigenen Vermögens in die Hand genommen und dann ohne Rücksicht auf Verluste in den vorliegenden Streifen gebuttert hat, ist in Anbetracht des Endergebnisses der schiere Wahnsinn und als von jedweden kommerziellen Erwägungen und Erwartungen befreites Arthouse-Kino, welches in - zumindest, was die Preisklasse anbelangt - ganz neue Dimensionen vorstößt und in heutigen Superhelden-Zeiten nochmal ganz anachronistisch Federico Fellini und Fritz Lang huldigt, ist "Megalopolis" auch zweifelsfrei der amerikanische Spielfilm, bei dem es sich sicherlich am ehesten - wenn man den Begriff mal ganz neutral verwendet und ihm keine qualitative Wertung beimisst - um ein reines "Kunstwerk" handelt, seit... nun ja, vermutlich seit "Apocalypse Now", oder nicht? Alleine für den Umstand, dass er die Nummer so radikal durchgezogen hat, gebührt Coppola wirklich jedweder Respekt und vollkommen egal, wie ich "Megalopolis" nun eigentlich finde, bin ich in erster Linie doch zunächst nur froh, dass er überhaupt existiert. Soviel erstmal dazu... und hier nun der weniger schöne Aspekt der Angelegenheit: Betrachtet man "Megalopolis" unter reinweg filmischen Gesichtspunkten und als Resultat dessen, was dabei herauskommt, wenn einer der (vermeintlich?) größten Regisseure aller Zeiten, der seit über 60 Jahren Filme macht und mehr als nur ein Meisterwerk in der Vita hat, völlig freie Hand hat und sich weder um Studio-Vorgaben noch die Akzeptanz des Publikums einen Kopf machen muss, dann ist das Ganze eigentlich nur eine schiere Katastrophe und fast gänzlich misslungen. Darum, eine stringente Geschichte zu erzählen, geht es hier nicht, stattdessen stellen schon die Anfangs-Credits klar, dass "Megalopolis" als Fabel und (ziemlich dünne) Allegorie auf den Untergang von Imperien zu lesen ist, die halt Parallelen zwischen dem untergangenen römischen Reich und dem heutigen (dem Untergang geweihten?) New York zieht. Wer nun aber befürchtet, dass er wohlmöglich nicht über die geistigen Kapazitäten verfügt, um die verarbeitete Thematik auch so richtig erfassen zu können, den kann ich beruhigen, denn die Chose ist ungefähr so deep wie "Avatar" und ist - im wahrsten Worstsinn und ganz ungeniert - nochmal "One from the Heart", denn Coppola trägt sein Herz förmlich auf der Zunge und macht die Message, auf die es ihm da so sehr ankommt, beinahe mit jedem zweiten Satz klar, den er seine Figuren da aufsagen lässt und haut, um auf Nummer sicher zu gehen, zwischendurch auch immer wieder mal Texttafeln dazwischen, um die Botschaft zu unterstreichen. Die schiere Diskrepanz zwischen dem behaupteten Anspruch und einer Entstehungsgeschichte, die sich über Jahrzehnte hingezogen hat und der inhaltlichen Nichtigkeit, die man da nun letztendlich auf der Leinwand betrachten kann, ist der größte Klops, den es hier zu schlucken gilt... direkt im Anschluss daran stößt einem aber das Erscheinungsbild des Ganzen sauer auf, denn für seine 120 Millionen hätte sich Coppola ja eventuell auch ein paar Green Screen-Effekte leisten können, die nicht sogar noch wesentlich beschissener aussehen, als diejenigen aus George Lucas' "Star Wars"-Prequels. Da merkt man wieder, egal wieviel Geld man auch für 'nen Film hat, es ist nie genug. Dass "Megalopolis" ab und an auch ein paar Momente großer Kino-Magie hat (die finden sich dann hauptsächlich noch in der ersten Hälfte), will ich ihm gar nicht absprechen, doch die halten sich mit purem Cringe und Fremdscham die Waage, denn bisweilen kommt einem das alles in seiner Überkandideltheit glatt vor wie "Caligula" ohne Ficken oder ein Neil Breen-Streifen, den man mit 'nem Multi-Millionen-Dollar-Budget hochgepetert hat. Dass sich die Darsteller da bisweilen mit ihren Performances und den Texten, die sie aufsagen müssen, zum Affen machen, verwundert da irgendwann auch nicht mehr wirklich, aber wie will man so etwas auch vernünftig spielen...? Und trotz aller - berechtigter - Kritik bringe ich es nicht übers Herz, "Megalopolis" gänzlich zu verdammen, denn immerhin ist er als filmgewordene Vision und vermutlich finales Statement seines Machers von einer gänzlich unzynischen und genuinen Plumpheit beseelt, die sich da sowohl in Sachen Bild-Motiven als auch (nicht wirklich gut versteckt) zwischen den Zeilen Bahn bricht. Nun ja, der Name "Coppola" wird ja schon lange nicht mehr nur in einem Atemzug mit "Der Pate" und "Apocalypse Now" genannt und steht spätestens seit "Jack" auch nicht mehr ausschließlich synonym für filmische Geniestreiche, tatsächlich ist es doch eher so, dass die wahren Hochzeiten der 70er Jahre schon lange vorbei sind... und dass er sich in den 13 Jahren, die seit dem (gelinde gesagt) zwiespältig aufgenommenen "Twixt - Virginias Geheimnis" von 2011 vergangen sind, auch keine neuen Tricks mehr draufgepackt hat, kann man sich ja denken. Was letztendlich bleibt, ist nur die Frage, ob sich Coppola mit "Megalopolis" als vermeintlich letzte Regie-Arbeit nun eher ein eigenes Denkmal gesetzt oder sich selbst endgültig der Lächerlichkeit preisgegeben hat... vermutlich beides...
5/10