Einst war die Oscar-Preisträgerin Elizabeth Sparkle ein gefeierter Star, doch mittlerweile hat sie ihre besten Jahre hinter sich und versauert im Frühstücks-Fernsehen, wo sie eine Aerobic-Show als Vorturnerin moderiert. Doch auch damit ist jetzt Schluss, denn just an ihrem 50sten Geburtstag wird sie von ihrem schmierigen Produzenten Harvey, der sich 'ne jüngere und knackigere Nachfolgerin wünscht, an die Luft gesetzt. Nach einem Autounfall erfährt sie von einem Pfleger im Krankenhaus von "The Substance", einem Schwarzmarkt-Mittelchen, das es einem erlaubt, eine jüngere Version von sich selbst zu erschaffen, welche für sieben Tage den eigenen Platz übernimmt, während das "alte" Ich im Koma auf Halde liegt und künstlich ernährt wird. Der Haken an der Sache: Beide Körper sind weiterhin miteinander verbunden und jede Woche muss gewechselt werden, damit sich eine körpereigene Flüssigkeit regenerieren kann, die benötigt wird, um den besagten Zustand zu stabilisieren. Gesagt, getan: Nach der Injektion mit dem "Substance"-Aktivator steht sexy Sue auf der Matte, die flugs Madien-Karriere macht und sogar Elizabeths alte Sendung übernimmt. Berauscht von ihrer neugewonnenen Jugend ignoriert Sue die Regeln im Umgang mit der Substanz und beginnt sogar, gegen Elizabeth im Wach-Zustand zu agitieren, nicht ahnend, dass das, was die eine Seite nimmt, für die andere Seite unwiederbringlich verloren ist... Okay, ich habe 2024 zugegeben schlechtere Filme gesehen als "The Substance", aber keine, die enttäuschender waren, denn Coralie Fargeats 2017er-Knaller "Revenge" war immerhin ein Debüt zum Niederknien, das da für weitere Werke mal echt Großes versprochen hat... ein Versprechen, das die Regisseurin nun nicht in der Lage ist, einzulösen. Vielleicht lag der Fehler aber auch bei mir, weil ich halt einen "richtigen" Film erwartet habe und das ist "The Substance" keinesfalls, denn hier geht es nicht darum, glaubwürdig eine plausible Geschichte zu erzählen, sondern direkt von der allerersten Szene an nur einen Kommentar zum grassierenden Jugend- und Schönheitswahn abzugeben und die Angelegenheit flugs in Richtung einer überzogenen Groteske abdriften zu lassen, was auch unter dem Blickwinkel einer reinen Satire nicht zu rechtfertigen wäre. Schon von Beginn an ist das Ganze inszeniert wie ein irreales Alptraum-Szenario voller extremer Blickwinkel in knallbunten Sets, was einem das Reinkommen echt erschwert, mich hat "The Substance" dann auch von Anfang an nicht gehabt, aber es ist halt kein Horrorfilm, sondern ein Message-Movie. Keinerlei Mühe wird darauf verwendet, die titelgebende Substanz (übrigens: wieder mal 'ne grün schimmernde Flüssigkeit in einer Spritze... danke, "Re-Animator"!), ihre Funktionsweise oder auch nur den Vertriebsweg zu erklären - geschweige denn, wie damit nun Kohle verdient wird, denn die Moore klingelt nur durch und ordert ihr Paket, ohne jemals dafür zu bezahlen! - und die Verdoppelungs-Prozedur an sich beinhaltet da einige ziemlich komplizierte Schritte, die ohne beiliegende Gebrauchsanweisung augenscheinlich rein intuitiv durchgeführt werden, wie beispielsweise das Zunähen einer klaffenden Wunde auf dem Rücken direkt im Anschluss an die "Geburt" oder die Extrahierung von Rückenmarks-Flüssigkeit per Spritze, was ich dem Film nicht abkaufe. Zum Vergleich: Bei David Cronenbergs "Die Fliege" sind die Teleporter auch nicht einfach vom Himmel gefallen, sondern werden da zu Beginn bereits in den ersten paar Szenen verständlich etabliert, um im Anschluss die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf Wichtigeres zu lenken... bei "The Substance" kreisen die Gedanken aber halt permanent um einige offene Fragen, die leider nie beantwortet werden. Was dem Streifen mal massiv das Genick bricht, ist, dass zu keinem Zeitpunkt verständlich klar gemacht wird, ob die von Margaret Qualley gemimte Sue als jüngere "Variante" von Demi Moores Elizabeth sich mit dieser "denselben" Verstand teilt und nur im Wochentakt der Körper wechselt, oder ob es sich bei ihr um eine völlig autonome Entität handelt und die jeweils andere Person während der Aktiv-Phase dann einfach nur für 'ne Woche ausgeknockt ist... ein minimales Detail, das allerdings gewaltige Auswirkungen auf den kompletten Film hat und jeweils völlig unterschiedliche Lese-Möglichkeiten erlaubt, denn sollte letzteres der Fall sein, wäre die komplette Chose automatisch völlig sinnlos, weil es dem User der Substanz halt nicht ermöglicht, selbst wieder jung zu sein, sondern nur eine junge Person zusätzlich in die Welt gesetzt wird, von deren Existenz man persönlich ja nichts hat. Nun gut, dass die Fargeats sich mit ihrem auf eine unangebrachte Erzähl-Ebene gehobenen Subtext und dem vage umrissenen Konzept ihres Streifens selbst ein Bein gestellt und über die gemachten Aussagen hinweg ein wenig das Ziel aus den Augen verloren hat, ist schade, aber immerhin befindet sie sich da in guter Gesellschaft mit John Carpenter und Jordan Peele, die sich bei "Sie Leben!" und "Wir" ja in den Story-Details auch ähnlich verhaspelt haben. Das Hauptdarstellerinnen-Duo ist da immerhin noch mit vollem Körper-Einsatz bei der Sache, versucht hier und dort zu retten, was möglich ist und zieht auch ziemlich unprüde häufig blank... was irgendwie mehr Commitment ist, als der Streifen verdient hat. Im Gegensatz dazu: Dennis Quaid war wirklich nie schlechter als hier, overacted bis zum Anschlag und ist in seiner Schmiersack-Rolle mal gänzlich drüber... und kennzeichnet das Ganze vom ersten Auftritt an mit seiner übertriebenen Performance als schiere Farce. Der Schluss-Akt erfüllt dann mit Kunstblut-Fontänen von "Braindead"-Format einige plump-begehrliche Gorebauern-Bedürfnisse, lässt die Qualley als beschissen aussehenden Brundlefly-Verschnitt durch die Szenerie stapfen (statt an Cronenberg und die Oscar-prämierten Effekte von Chris Walas weckt das dabei zum Einsatz kommende Gummi-Kostüm allerdings mal eher Erinnerungen an Larry Clarks Mega-Schund "Teenage Caveman"... nur'n bisschen klumpiger) und versucht, mit einigen überkandidelten Body-Horror-Momenten nochmal auf 'ne ziemlich extreme Weise im wahrsten Wortsinn an die Substanz zu gehen, erreicht dabei aber eher das Gegenteil und sorgt dafür, dass der Streifen sich endgültig selbst der Lächerlichkeit preisgibt und - gleichsam seiner Protagonistin - als filmische Missgeburt stante pede zum reinsten Trash degeneriert. Irgendwann hat man dann auch schlicht genug gesehen und wünscht sich eigentlich nur den Abspann herbei, aber ich habe auch selten einen Film erlebt, der sich so beharrlich weigert zu enden, wie es dieser hier tut... talk about overstaying your welcome! Immerhin, mit der Schluss-Einstellung schließt sich dann "erzählerisch" (na ja!) der Kreis zur ersten Szene und der eine Punkt, auf den es Fargeats so richtig ankommt, wäre dann auch zum 28sten Mal gemacht. Das einzig wirklich Positive an dem Quatsch ist für mich dann doch leider nur der Umstand, dass Margaret Qualley auf meiner persönlichen Hotness-Skala nun ein paar Stufen nach oben geklettert ist. Besser als nix. Angesichts des massiven Kritiker-Lobs und der positiven Stimmen allenthalben von Cannes (Bestes Drehbuch! Oh je...) bis hin zum Fantasy Filmfest scheint "The Substance" jedoch wieder mal ein Streifen von der Sorte zu sein, bei der meine Meinung gänzlich konträr zur restlichen filmeguckenden Welt geht... nun ja, offenbar wieder mal ein klarer Fall von "Alle doof, außer mich!". Fazit: In Anbetracht des Titels ironischerweise doch ziemlich substanzlos und dank Spacko-Finale nicht wirklich ernst zu nehmen.
3/10