Ganz klar die Abteilung "Frohe Kindheitserinnerungen an Samstagnachmittags-Filme".
Nur gehört der hier zur wenig bekannten, fast obskuren Sorte, der bis jetzt ohne ordentlichen DVD-Release ist, aber für viele offensichtlich einprägsam genug war, um heute für einen kleineren Internet-Kult auszureichen ...
Mit dem weitaus berühmteren "Der Dieb von Bagdad" von 1940 mit Sabu hat er ausser ein paar Eckdaten (Orient-Schauplatz, Prinzessin, "Underdog"-Held..) nichts gemeinsam, was die italienischen Halunken natürlich nicht davon abgehalten hat, den Titel zu klauen (ebenso im Englischen; demgegenüber wurde mit dem ungelenken deutschen Titel "Der Gauner von Bagdad" der Pseudo-Bezug wenigstens abgeschwächt..) Tatsächlich soll die Geschichte auf dem chinesischen Märchen "Die blaue Rose" basieren.
Der Film hat diesen kunterbunten Matt-Farben-Look, der viele Filme jener Epoche auszeichnet und sich heute einfach nicht mehr kopieren lässt. Und mit Steeve Reeves, einem der ersten Bodybuilder-Akteure, der aussieht, als habe man einer He-Man-Figur den Kopf von Barbie's Ken aufgeschraubt (hier noch mit schniekem Clark-Gable-Schnäuzchen) einen Hauptdarsteller als "Gauner" (!) Karim, der zwar ganz besonders steif agiert, aber auch sehr sympathisch und halbwegs charismatisch ist. Giorgia Moll, eine von vielen Italo-Starlets jener Zeit, als Prinzessin muss in der Rolle natürlich nicht mehr als hübsch aussehen, und das tut sie auch - Aufgabe erfüllt.
Grosser Pluspunkt des Films, und sicher mitentscheidend dafür, dass er nicht längst vergessen ist, ist das sehr einprägsame und häufig eingesetzte Musik-Thema, das zeitweilig noch mit Schmachtchören variiert wird, was dann zwar hart an der Kitschgrenze, aber auch eine wahre Freude ist ...
Weniger erfreulich ist, dass es eine ganze Weile dauert, bis die Geschichte in Fahrt kommt. Erstmal werden ausgiebig Versatzstücke abgehandelt:
Die Prinzessin, die sich in den Helden verliebt, aber dem Falschen versprochen ist, der erst noch ein fieser Sack ist ... zudem darf Karim noch einige Male ordentlich herumtollen, wobei seine Gegner, vornehmlich des Sultans Wachen, in etwa so gefährlich und widerstandsfähig sind wie Bowling-Kegel ... Als dann aber die Prinzessin krank wird, kommt man endlich zur Pfadfinder-Aufgabe: "7 Tore" müssen gefunden und durchschritten werden, um die "blaue Rose" zu finden, welche das Einzige ist, was das Mädel retten kann.
Wirklich aufregend ist der anschliessende Abenteuertrip natürlich auch nicht. Zwar gibts hier nebst dem Charme von 60er-Jahre-Special-Effects vereinzelt sogar Atmosphäre (die Episode um Pegasus und die Gesichtslosen) sowie Trash der spassigen Sorte (der Kämpfer mit dem Tarnmantel, der sich nach Entblössung als abgrundtief hässlicher Ringer-Zwilling von Kojak entpuppt ..!), doch alles in allem ist das doch eine ziemlich müde und wirre Angelegenheit. Zwischendurch scheint man auch vergessen zu haben, dass die Reise sich eigentlich über 7 Tore erstrecken sollte - ich zumindest hab keine sieben mitzählen können ...
Erwähnenswert ist noch der Schluss, bei dem mit einem zwar nicht originellen, aber doch netten Einfall die vermeintliche Niederlage in ein Happy-End umgewandelt wird (nur so viel: es hat mit Liebe zu tun ...)
Fazit: Bunter Orient-Märchen-Schinken aus der Italo-Klamottenkiste mit Fantasy-Elementen und eher magerem Action- und Special-Effekts-Angebot, aber dafür mit einem bezaubernden Soundtrack. Höchstens was für Nostalgiker und Genre-Fans.
Witziges Detail am Rande: auf dem US-Filmplakat ist unter den aufgezählten Attraktionen ("Adventure!") u.a. von einer "gigantic killer crab" die Rede - nur kommt eine solche in dem Film gar nicht vor ..!