Der Anfang der Stille
Die zwei „A Quiet Place“-Filme haben Ruhe, Mundhalten, Aufpassen für den Mainstream-Creature Feature-Bereich neu definiert. In einer Ära und Gesellschaft, wo jeder laut scheint, wo jeder labert, wo jeder meint seinen Senf beisteuern zu müssen, wo sich kaum einer mal zwei Stunden konzentrieren kann, wo sich nur wenige trauen alleine ins Kino oder Restaurant zu gehen und wo Ruhigsein oft fälschlicherweise als Schwäche ausgelegt wird, hatte das eine enorme Frische und durchaus Mut. Das Prequel „Day One“ erzählt nun vom Ausbruch und der ersten Phase der Alieninvasion - und begleitet zwei sich fremde Menschen (und eine wundervolle Katze!) durch das zerstörte, belagerte, zur Ruhe gekommene New York…
Frodo, mein Frodo!
„A Quiet Place: Tag Eins“ ist hübscher und konzentrierter als gedacht. Er ist emotionaler und intimer als man meint. Er ist audiovisuell subtil und intelligent, genau wie es das Franchise im besten Fall ermöglicht. Er lässt mitdenken und mitfühlen. Viel mehr als es der generische Trailer vermuten hat lassen. Er hat mit „Frodo“ eine der feinsten Filmkatzen seit Ewigkeiten, er kann mit Joseph Quinn „Stranger Things“-Fans erfreuen, Lupita ist eh eine Bank, er nutzt sein begrenztes Budget und seine eher wenigen Effektshots sehr gut aus, er hat kaum Leerlauf bei deutlich unter 100 Minuten. Er kommt gefühlstechnisch, geschichtlich, charakterlich und inhaltlich einfach auf den Punkt, wie es der moderne Blockbuster gefühlt heutzutage oft verlernt hat. Sicher, ohne das Rad neu zu erfinden. Aber er unterhält durchgängig gut. Und wie gesagt: für jeden Katzenfreund ein Jahreshighlight, dieser Frodo. Selbst wenn sich echte Katzen natürlich nicht so verhalten. Selbst „Assistenztiere“. Erst recht wenn man Nyongos anfängliche Angst vor dieser süßen, charakterstarken Spezies einbezieht - selbst wenn das natürlich auch Marketinggewäsch gewesen sein könnte. Dass „Day One“ als Prequel wunderbar funktioniert und seinen „Mutterfilmen“ kaum nachsteht, ist das aber ganz sicher nicht.
Fazit: atmosphärisch, leise, subtil, nicht zu lang & recht persönlich, charakterbezogen - „A Quiet Place: Day One“ hat mir besser gefallen als ein simples Prequel dieses Franchises eigentlich jedes Recht hätte. Eine schöne, schnelle, stumme Nummer!