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'Zwischenstück' aus Rumble Trough the Dark und Desperation Road, den Adaptionen nach Michael Farris Smith, sowie Red Right Hand, das Amerika aus ganz speziellen Blickwinkeln aufnehmend und auf eine Region oft begrenzt, eine Provinz mit Regeln durch die Umstände, mit Beschränkungen und Einschränkungen, oft mit dem Land, auf dem man steht und lebt als Ziel des Sinns. Manchmal hat man die Filme als Drama angepriesen, mal als Thriller, oft ist es dazwischen liegend, das Verbrechen oder ein Verbrechen als Bestandteil der Filme, mit einem Ursprung und einer Konsequenz:

Alabama. Die junge Sue Parker [ Willa Holland ] hat ein Problem. Ihr nach dem Verschwinden der Ehefrau den Drogen verfallender Vater Gary [ Wayne Pere ] hat die Raten für die Bar nicht bezahlt, man steht mit ca. 30.000 USD in den Miesen und der lokale Großverdiener Jeb Roy [ Dermot Mulroney ] hat trotz Widerrede seines in Sue verliebten Sohnes Mark [ Andrew Vogel ] schon Ansprüche auf das Grundstück angemeldet; auf dem auch die Familie, darunter Sues kleiner Bruder Jacob [ Caleb Quinney ] lebt. Als der sich auf der Durchreise befindende Kleinkriminelle Dion [ Shane West ] als Taschendieb in ihrer Bar bedient und ihr dabei auffällt, schlägt sie ihm ein Angebot vor. Innerhalb von drei Tagen muss das neue Duo an das Geld herankommen, um die Bank zu bedienen, den Überschuss kann Dion behalten. Dieser nimmt sich als Erstes das Boot von Jebs Bruder Daryl [ Billy Hayes ] vor, und das ist auch der erste Fehler.

Hier independent gehandhabt, eine Handvoll kleiner Produktionsfirmen, die einem nicht bekannt vorkommen oder gar geläufig sind, eine unscheinbare Distribution, kaum Marketing, die Verbreitung (des 1 Mio. USD teuren Filmes) reduziert. Das Städtchen, wo die Geschichte selber spielt, ist dabei gar nicht so klein, es git ein College, es gibt einen Fluss, eine Teilung zwischen den Leuten, dort die Häuser, hier der Trailerpark, "small town bullshit" existiert auf beiden Seiten. Herangeführt an die Figuren und ihr Befinden wird man durch einen erklärenden Text, aus den Augen und dem Mund einer dort Herangewachsenen. Es geht um Arbeit und um Geld, um Religion, um Drogen, am Samstag gibt's ein Feuerwerk, zumindest wird dies im Radio versprochen.

Mit einem Diebstahl beginnt man, aus einem Diner wird die Brieftasche entwendet, eine Verfolgung steht an, die Gegend ist nicht ohne Polizei im Gebiet, sie ist nicht untätig, sie ist bloß machtlos. Die Hauptdarsteller haben sich am Film mit beteiligt, als Executive Producer, möglicherweise als Ausgleich für die Gage, hier wird eher im Kleinen erzählt. Die Gegend ist blass, wie auch von der Farbe verlassen, dafür gibt es genügend Fläche, sie gehört nur nicht jedem, sie ist nicht gerecht aufgeteilt, die Klassenunterschiede deutlich. Eine Gegenüberstellung folgt beizeiten, eine Bar wird inspiziert, die Geschäfte kontrolliert, vorher gab es einen Familienstreit, ein Drittel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, die übliche Alltäglichkeit. Der Bedingungen, unter denen man lebt und 'dient', ist man sich bewusst, es wird damit umgegangen, es wird nicht mehr so wirklich eine Änderung versucht, nur eine Anpassung. Die Geschichte ist schon zu weit fortgeschritten, sie hat ihre Vorereignisse, sie betrifft Dekaden und Generationen, sie betrifft die älteren wie auch folglicherweise die jüngeren Leute, die Vergangenheit vollzieht sich in der Gegenwart weiter, die Zukunft scheint chancenlos. Aus mehrerlei Augenwinkeln wird das erzählt, eine Frist läuft, es fehlt das Geld, man hat sich zu viel gekümmert oder zu wenig, es ist aber alles noch kein Grund für einen Ausbruch an Gewalt, manchmal scheint man dafür auch zu gedämmt, zu betäubt und behäbig.

Eine Bar ist der Hauptschauplatz, eine Kneipe, (die real existierende) "Point Place Marina" in Natchitoches, Louisiana, sie wird im Grunde alleine geführt, sie steht kurz vor den Miesen und vor dem Verkauf, man hat das Volk von beiden Seiten der Stadt im Innenraum, die einen können sich mehr Drinks leisten, die anderen vertragen sie besser. Veränderung kommt durch einen Neuling, in diesem Credo folgt man fast einem Western, 'a stranger in town', ein Problem mehr und vielleicht auch eine Lösung. Es wird geflucht, es wird mit Worten verletzt und die Schwächen ausgenutzt, es wird den Gästen das Geld stibitzt, eine Gemeinschaft ist das nicht, jeder führt sein eigenes Dasein. Ein Angebot wird gemacht, eine Offerte, eine Arbeitsteilung wird angedacht, eine Bonnie-&-Clyde Story; das fängt winzig an, Taschendiebstahl hier das Ding der Stunde, das kann man nicht ewig abziehen, zumal hier jeder jeden kennt. Darstellerisch ist das zweckdienlich, es erinnert am meisten noch an Desperation Road, von der Paarung her und der Beziehung zueinander, von dem Kleinklein. Die Dialogarbeit schadet nicht, manche Dinge sind eingangs, manche sind später nützlich, der Fluss entpuppt sich als See, er fließt nirgendwo hinein, er hat an beiden Seiten ein Ende, so wird es auch der Geschichte ergehen. Eltern kommen hier mit ihren eigenen Kindern nicht klar, geschweige denn mit sich selber; umgekehrt ist es genauso, ein Machtspielchen findet auch statt, eines mit Geldscheinen in der Hand, erst später wird die Waffe gezückt. Dabei erzeugt der Film durch seine Personenkonstellation, vor allem die der jungen Frau im Zentrum, zwischen vielen anderen Männern, und dem Ineinandergreifen von Kleinigkeiten seine eigene Aufmerksamkeit, gedreht ist es etwas beliebig, es bleibt aber genug Stoff vorhanden und genug an den Figuren dran, es hat einen eher ruhigen, wenn auch konsequenten Fortgang, und es ist auch ein wenig lang.

"We're done with easy.", heißt es später, es wird zunehmend dramatisch, es werden Fehler gemacht, es wird versucht, die Vergangenheit zu korrigieren und alles noch schlimmer bereitet, Blut ist nicht dicker als Wasser hier, sondern trüber und gefährlicher, es verschlingt einen mit, es verbreitet Krankheiten und Übelkeit. Schöne Bilder werden hier entsprechend nicht gefunden, einmal nur, kurz vor Ablauf der Frist, ein früher Morgen auf dem See, der ruhig da liegt, leicht von Tau und Nebel umspielt.

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