Review

Zwischendurch war Felix Wong der einzig übergebliebene der ursprünglichen 'Five Tiger Generals of TVB', die Kollegen Andy Lau und Tony Leung hatten beizeiten eine aufgehende und bis heute gutgehende Karriere im Kinogeschäft, Lau noch zusätzlich eine beeindruckende Sangeslaufbahn, und dies auch zu Recht. Michael Miu hatte sich zwischenzeitlich aus dem Film- und Fernsehgeschäft zurückgezogen, und Kent Tong war nie in den Sphären der Anderen. Wong hat das Bestmögliche daraus gemacht, eher weiter das Fernsehen bespielt, wurde dabei aber auch gut eingesetzt und auch zahlreich für deren Telemovies, Spielfilmausgaben als Besonderheiten des Sendeschemas eingesetzt. Eine der Arbeiten ist Burden of Proof von Profi Kwong Yip-Sang, welcher ihn kurz zuvor bspw. schon in Man on a Verge of a Nervous Breakdown eingesetzt hat, Action/Crime respektive Drama/Thriller, Nachschub für die Klientel:

Polizist Da [ Felix Wong ] hat eigentlich einen Anwaltstermin bezüglich der Scheidung von seiner Frau Fen [ Jessica Hester ] bekommt aber notfallmäßig einen Anruf seiner Geliebten Kitty, die bei sich zu Hause attackiert wird. Da trifft zu spät am Tatort ein, wird, da die Beweise auf ihn hindeuten, auch verhaftet und verurteilt, kann aber bei der Überstellung ins Gefängnis eines Überfalls auf den Polizeikonvoi fliehen, was den Cop Zhang Lixing [ Chin Ka-Lok ] und Partner Zhang Liming [ Wong Chak-Man ] auf seine Fährte hetzt.

Ein Liebesakt wird nachgestellt, für die kleine Mattscheibe inszeniert, die Zigarette danach, auch eine ordentliche Streiterei, die Frau agierend, der Mann passiv, nebenbei läuft die Kamera, man hat das Geschehen aufgenommen, es gibt einige Unklarheiten, es gibt mehr Sexualität als sonst, vor allem in der Andeutung, im eindeutig Zweideutigen. Führend in der Szene war Joe Ma, damals noch jung und auch schon häufiger, aber in kleineren Rollen eingesetzt, heute mit ein Star, die Hauptrollen inne, darstellerisch gewachsen auch, aber nicht in das Unermessliche.

Die Kamera lügt nicht, sie nimmt auf, was vor ihr passiert und gesagt wird, was vor ihren 'Augen' geschieht, Beobachtung und Wahrnehmung, viel wird hier auch mit anderen Medien gespielt, mit unterschiedlicher Chronologie und diversen Erinnerungen. Zwei Männer, zwei Frauen, ein Geschlechterkampf, ein Widerstreit, Beziehungen und Partnerschaften weniger als Kompromiss, eine Zusammenarbeit, eher als Kampf, als Belastung auch, als Ärgernis. Hektisch beginnt der Tag, ein ungeplanter Anruf, ein Notfall, viele Ereignisse, viele Wendungen. Ein Glasstunt, ein Wurf in den Tisch hinein, Blut an den Wänden, ein letzter Ruf an die Polizei.

Die Beweise erdrückend, die Ermittlungen sich auf eine Person konzentrierend, die Hinweise deutlich, die Aussage als Ausrede erscheinend. Ein schnelles Prozedere, ein rascher Vorgang, die Unschuldsbehauptungen nutzlos, der Strafprozess nur eine Nebensächlicheit. Edge of Justice ist auch in die Richtung gegangen, Justice is Blind, ein agitiertes Auftreten, es glaubt einem niemand, der Urteilsspruch einstimmig und eindeutig. Nicht so einfach macht es sich die Handlung, es werden auch andere Personen in Augenschein genommen, es wird eine Vielfältigkeit in der Gesellschaft aufgezeigt, zusätzliche Aufmerksamkeiten gesetzt, das Eingreifen zweier zufällig vor Ort befindlicher Beamter in einen laufenden Raubüberfall bspw., das Hantieren mit Schwerkalibern in der Innenstadt, das Ausschalten des Fluchtfahrzeuges, dafür die Geiselnahme eines Schulbusses, eine Hauruckaktion mit Sprüngen und Stunts, mit zerschossenen Scheiben, mit Auffahr'unfällen'; mit präziser Actioninszenierung.

Eine Welt an frischer Luft und eine Welt hinter gesiebten Luft, erst jeweils einzeln, dann eine Überschneidung, ein Burden of Proof, das Ganze mit durchaus prominenter Besetzung, damals wie heute. Die Konfrontation der bis dato parallel erzählten Geschehnisse kommt durch einen Überfall auf den Gefangenenkonvoi, wieder werden die Schusswaffen gezückt, die Wagen beiseite geschoben oder als Blockade genutzt, die Opferzahl auf beiden Seiten des Gesetzes erhöht, ein Auf der Flucht aus der Gelegenheit und der Verlegenheit wegen, selbst mit übernommenen Score, der britische Vorgesetzte ist nicht begeistert.

Suchtrupps schwirren aus, das Geld für eine größer angelegte Produktion hier sichtlich da, es wird sich viel bewegt, stets in der Agilität, die Verfolgung im Rücken, die Aufklärung im Sinn. Als Aktionkrimi wird das gehandhabt, knappe Dialoge, die Stimme oft erhoben, kleinere Ruhepausen sind eine Entspannung nur vortäuschend, angriffslustig erst die Regie, ein gefährliches Umfeld. Ein Personen- und Konfliktwirrwarr auch, eine stete Anspannung, Rennerei durch schmuddelige Seitengassen, Aufenthalte in unaufgeräumten Behausungen, eine eigene Detektivarbeit, mit vagen Hinweisen und eingeschränkten Ressourcen.

Die Suche demnach beiderseits auf Hochtouren, die Bebilderung manchmal Panoramen, dann wieder Fischauge, die Räumlichkeiten karg, auf Spannungsmomente bemüht, es gibt kleinere Cliffhanger, dramaturgische Zufälle, die Fahndung in alle Richtungen, erste Szenen werden ausgeblendet aus dem Bewusstsein, erst später wieder hervorgeholt, zwischendurch aber auf eine Teamarbeit, auf Mission Impossible, Dr. Kimble mit Kollegentum und Komplizenschaft erweitert. Chin als Gegenspieler sorgt für einige Spezialitäten, der Rest der Besetzung ist eher nur so da, das gilt für Kleinauftritte von Gordon Lam wie welche von Eddie Kwan; eine angefüllte Konstellation, aber ohne weitere Bedeutung. Phasenweise, für etwa eine Viertelstunde geht dem Film auch der Druck aus, es wirkt zuweilen wie ein Gemeinschaftsausflug im Grünen, es geht auch um eine Reformation, eine Wiederherstellung einer Beziehung, das interessiert eher weniger, es hat mit der Prämisse nur mäßig zu tun, es fordert auch die Darsteller nur wenig, ein Agieren im sterilen Raum, trotz Bemühungen, trotz mehrfacher Nutzung gleicher Ideen, trotz benutzter Pumpgun und auch Martial Arts im Showdown, einem toxischen Verhältnis, mit Blut und Verderbnis.

Details
Ähnliche Filme