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Man darf das Langfilmdebüt von Mike Jonathan durchaus als Hommage an alle Unterdrückten und Vertriebenen betrachten, die seinerzeit in Neuseeland als Gruppe der Maori bekannt wurden. Im Gegensatz zu vielen anderen indigenen Völkern konnte ein Großteil ihrer Kultur bis heute bewahrt werden.

Aotearoa, Neuseeland, 1864: Um sich gegen die britischen Kolonialherren zu behaupten, mussten sich die Stämme der Maori um Häuptling Rewi Maniapoto (Temuera Morrison) zusammenschließen. Mittendrin befindet sich Haki (Paku Fernandez), der Sohn einer Eingeborenen und eines britischen Soldaten (Jason Flemyng), welcher als Gefangener geopfert werden soll, sobald die Übermacht angreift. Doch die junge Kopu (Hinerangi Harawira-Nicholas), die von ihrem Stamm als Gottmedium instrumentalisiert wird, sieht in dem Jungen eine andere Bestimmung…

Die Erzählung nimmt die Perspektive von Haki ein, welcher schon aufgrund seiner Wurzeln regelrecht zwischen die Fronten gerät. Von den Invasoren bekommt man lange Zeit nichts mit, es gibt keine ausgemachten Bösewichte, keine ruchlosen Befehlshaber, sondern ein bedrohliches Kollektiv, welches nur selten einzelne Individuen hervorhebt.

Als die kämpferischen Auseinandersetzungen nach einer etwas zu langen Vorlaufzeit von einer halben Stunde einsetzen, wähnt man sich zunächst in einer altmodischen Inszenierung, die fast nur aus der Distanz gefilmt ist. Doch die Kämpfe werden kontinuierlich intensiviert, vor allem die Grabenkämpfe erhalten im Verlauf eine dynamische Steigerung, bis nicht nur mit Musketen und Kanonen geschossen, sondern sich im körperlichen Zweikampf gegenüber getreten wird. 

Geerdet wird die Szenerie stets mit dem Blick nah an der Natur, da Haki als Gefangener oft am Boden kauert und den Kontakt zu Kopu sucht, welche sich eigentlich von dem Jungen abwenden sollte. Folgerichtig entwickelt sich ein zuweilen fast romantisch anmutendes Coming-of-Age, jedoch keine Liebesgeschichte im herkömmlichen Sinne. Dennoch sind jene Szenen sehr feinfühlig eingefangen, unterstützt durch einen starken Score, der mitunter einige Maori-Gesänge einbindet.

Durch das Wechselspiel zwischen kämpferischen Auseinandersetzungen und der Selbstfindung der jungen Beteiligten ist der Erzählrhythmus nicht immer ganz rund, zumal manche Ziele einiger Maori-Krieger im Verlauf ein wenig verwässern, wogegen andere Schicksale nicht weiter verfolgt werden. Demgegenüber punkten einige Momente nach dem eigentlichen Showdown, welcher etwas zu konstruiert herbei geführt wird und mit kleinen Kontinuitätsfehlern behaftet ist.

Die durchweg treffend besetzten und überzeugend aufspielenden Mimen sind ebenso auf der Habenseite zu verbuchen, wie die ansprechende audio-visuelle Umsetzung. Demgegenüber pendelt die Erzählung zuweilen etwas unfokussiert zwischen kriegerischer Action und ruhigen Momenten, wobei die Aussage, die Wurzeln der Identität und Kultur stets zu bewahren, ein gutes Gefühl hinterlässt.
6,5 von 10


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