In Sachen Langfilm Regiedebüt von Lee Lik-Chi, der 1982 als Regieassistent zu ATV (Asia Television Hong Kong) kam, aber dann beizeiten als Regisseur zu TVB (TVB (Television Broadcasts Limited) wechselte, wo er bereits Bekanntschaft mit Stephen Chow und eine ausführende Tätigkeit in dessen Serien The Final Combat (1989) und The Justice of Life (ebenfalls 1989) innehatte, was auch folgend noch zu zahlreichen bekannten und vor allem auch erfolgreichen Kinofilmen, bis einschließlich Shaolin Soccer (2001, als Executive Director) führte. Der hiesige, von Lee auch als Debüt geschriebene The Set Up ist dabei ebenso wie der (bessere) Nachfolger The Undercover (1992) und der zwischendurch gedrehte Blood Brothers (1991) einer der raren Ausnahmen von der üblichen Komödienkarriere, es geht in das Genre des Actionkrimis und des Heroic Bloodshed Geschehens:
Detective Qi Zhiming [ Anthony Wong ], der ansonsten mit seinem Freund und Partner Shi Tsai [ Lee Shing-Cheong ] zusammenarbeitet, wird von seinem Vorgesetzten Shi Baixiong [ Lau Kong ] beordert, sich vorübergehend ins Gefängnis einzuschleusen, um sich an den Kriminellen Ah Xi [ Liu Wai-Hung ] bezüglich unterschlagener Gelder und dessen Verbleib heranzuschleimen. Leider nur wird der Polizist relativ schnell von den Gefangenen (um Lee Siu-Kay & Paco Yick) erkannt.
Wong wird hier als Hauptdarsteller geführt, Liu als Zweiter, Vorahnungen und Andeutungen kommender Ereignisse in der Titelsequenz, mit eigens intonierten Lied, ein Song wie für eine langlebige oder zumindest ausgedehnte Serie, wie für die Pilotfolge, nicht bloß ein Telefilm. Geschossen wird, gesprintet und gesprungen, kleinere und größere (Motorrad & Auto)Stunts, mal in der Innenstadt, mal über den Dächern und den Toren vor ihr geboten. Des Nachts fängt das Geschehen an, die Straße schon geschäftig, werden u.a. die Zeitungen mit den Schlagzeilen des Morgens, den aktuellen Nachrichten für den schnellen Verkauf ausgetragen und vorbereitet. Die Metropole schläft nicht, Wong muss schnell in die Körperlichkeit hier, in die Actionszenen selber rein, eine Flucht, eine Verfolgung, eine physische Anstrengung, der Puls schlägt, das Herz pumpt, die Nöte und Zwänge der Polizeiarbeit.
Als Darsteller hier schon eher abgewrackt aussehend, müde, übermüdet, stets übernächtigt, nicht auf sich acht gebend, etwas ungepflegt auch erscheinend; ein paar Kilogramm zu viel auf den Rippen, eine ungesunde Ernährung, ein unsteter Lebenswandel, bald wird diese Erscheinung auch kultiviert, sich im Category III Genre ausgetobt, dann als Charakterdarsteller entpuppt. Hier als Cop mit Aufgaben und Zielen, mit Kontakten und Informanten, mit Kollegen und Gegenüber, mit Freund und mit Feind. Die Stadt ist voll, wie allezeit Berufsverkehr und Rush Hour, Menschenansammlungen überall, einer Ahnung wird nachgegangen, einer Spur gefolgt. Verbrechen am helllichten Tage, die Gesetzeshüter sogar vor Ort, aber unaufmerksam, ein Überfall auf einen gut besuchten Juwelier startet, eine Schießerei entspinnt, eine Geiselnahme folgt.
Etwas größer von der Anlage her dabei einige Szenen, eine Absperrung zentral, die Massen sind interessiert und gaffen, das Einsatzkommando rollt heran, viele Personen involviert, innen die Räuber, draußen viele Gestalten in Uniform mit Waffen. Auf 1997 wird schon hingewiesen, als Ablenkung, dann knallen die Schüsse, sprechen die Pistolen; vorher ein schneller Griff in die Kassen. Die Handlung ist trotz aller Kürze eher größer angelegt, mit einer Hochzeit noch, mit beruflichen und privaten Gebrauch, mit einer Spanne Glück am Anfang, dann mit viel Pech auch. Das Leben in seiner Gesamtform, das Dasein als Einheit. Wong könnte dabei auch seine Figur aus The Iron Butterfly sein, Verbrechensjäger hier wie dort, etwas unkonventionell auch, mit eigenen Regeln und eigenen Vorgehen, mit dem fast Verpassen der eigenen Heirat.
Um Geld geht es mehrfach in der Erzählung, Haben oder nicht Haben, die Lebenskosten hoch, der Standard trotzdem niedrig, das Gehalt allein nicht reichend, die Wohnungen ausgesprochen hässlich, mit dem Hirschkopf an der Wand etc. eingerichtet. Weihnachten wird als Männerabend und mit viel Alkohol gefeiert, dann wieder ein Sprint, ein Dauerlauf, die nächste Polizeiarbeit; die Prämisse fängt erst ab der 30-Minuten-Marke an, dann ist fast schon Halbzeit. Ein Ausflug Behind Bars, der Gefängnisfilm in Kurzfassung, eine Undercoveroperation, nicht gerade das, wovon man träumt. Die Zwischensequenzen sind entsprechend auch Alb, der Beamte sieht sich selber Hinter Gittern, das Gegenteil des eigentlichen Themas. Regisseur Lee bringt hier auch keinen Humor zum Vorschein, ein raues Leben, ein grausiges Milieu, ein Wechsel zwischen den Extremen. Eine zunehmende Gefährlichkeit. Wong dabei mit die Stärke der Geschichte, es hätte auch mit Lau Ching-Wan bspw. adäquat besetzt werden können, dann wird's schon eng zur damaligen Zeit. Der Rest der Darsteller ist viel im Nebenher, es gibt ein, zwei bekannte Gesichter, keine Stars, auch keine mit verpassten Chancen, die Auswahl der Hauptrolle ist hier schon exquisit, und tragend als das Fundament, die Säulen der Produktion.
Mehrere verschiedene Geschichten mit entsprechenden Situationen und Folgen hier demnach, mit Zufällen und Unausweichlichen und schicksalhaften Begegnungen und speziellen Herausforderungen. Die Organisation des Staates hier wieder als das eigentliche Problem, die Zustände verrottet, von innen heraus faul, für einen Fernsehfilm und dies nicht dem einzigen zum Produktionsdatum ist die Herangehensweise schon auffällig und bezeichnend. Eine Anklage gegen die Umstände, ein finsteres Prozedere, Man on the Brink mit Verrat und Verlassenheit, mit fehlender Loyalität und dem Nicht Vorhandenen an Ehre, Empathie und Ethik. Dabei wird auch mit Spannungsmomenten und Cliffhanger gearbeitet, sich an der Struktur des Programmschemas - ein Einspieler etwa alle zehn Minuten - orientiert, das Kapern eines Krankenwagen, ein Alleingang gegen die Missstände, eine Kritik am System, und dabei sind nicht einmal die Briten und noch nicht die Chinesen verantwortlich, es sind die eigenen Leute, ein allumfassender Verrat, ein Set Up, wie es im Buche steht.