Review


Inhalt:

Japan zum Ende der Tokugawa-Epoche. Im Land herrscht immer mehr das Chaos, in den Provinzen herrscht Korruption, Mord und Totschlag. So auch in einem gottverlassenen Dorf, in dem sich 2 Gangsterbanden bis auf´s Blut bekriegen.., und in das der Zufall den Ronin Sanjuro (Toshiro Mifune) verschlagen hat.

Das Dorf, einst durch Seidenhandel zu Reichtum gekommen, ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Längst hat der örtliche Aufseher aufgegeben und ist korrumpiert. Das Dorf ist in den Händen zweier rivalisierender Banden, dem Clan der Ushtora und dem Sebei-Clan, beide haben das Glücksspiel und die Prostitution im Ort unter Kontrolle, jedoch laufen die Geschäfte hundsmiserabel, da der permanente Banden-Krieg Kundschaft fernhält. Einzig der Sargschreiner kann über mangelnde Aufträge nicht klagen, und hält immer eine seiner Kommoden einstiegsbereit.

Mitten in diesem Machtkampf taucht also Sanjuro auf, und findet beim Wirt des Ortes Unterschlupf. Hier kommt ihm die Idee, beide Banden gegeneinander auszuspielen, zum einen, um sich selbst die Taschen zu füllen, zum anderen, um mit dem ganzen Spuk aufzuräumen. Er macht sich einen Namen als Kämpfer, indem er zunächst 3 Samurai tötet, den Preis für seine Dienste aber immer weiter in die Höhe treibt.

Schließlich nach etlichen Scharmützeln und Intrigen eskaliert die Situation, der Ushtora-Clan gewinnt die Oberhand. Sanjuro muss zunächst schwer verletzt flüchten. Außerhalb des Dorfes in Sicherheit, gelingt Sanjuro die eigene Genesung, und er feilt an seiner Messerwurf-Technik.

Die neuen Herren des Dorfes genießen ihren Sieg. Doch Sanjuro taucht unvermittelt wieder auf. Seine Gegner, an deren Spitze sich Unosuke (Tatsuya Nakadai), der Revolver-Mann befindet, wollen ihn nunmehr endgültig beseitigen.

Es kommt zum blutigen Show-Down.....

Fazit:

Der Film "Yojimbo - Der Leibwächter" ist ein Klassiker des Jidai geki, des japanischen Historien-Films.

Doch der Film ist eigentlich noch mehr. Als in Deutschland noch Filme wie "Kohliesel´s Töchter" und "Grün ist die Heide" gedreht wurden, und der Italo-Western noch einige Jahre weit weg war, wurde hier der erste Film gedreht, in dem es, wenn auch sekundär, um choreographiertes Swordplay ging..., und das in schäbiger Kulisse.

Der Film ist wie ein Italo-Western gedreht..., er nimmt ihn vorweg, und das sogar relativ direkt, gilt doch das Drehbuch als Vorlage für einen der Geburtsfilme des Italo-Western, "Für eine handvoll Dollar" den Sergio Leone 3 Jahre später inszenierte. Es ist fast sogar die Geburtsstunde des Action-Films -trotz der WongFeiHung-Eastern mit dem legendären Kwan Tak Hing in den 40er Jahren- die Kurososawa hier gelang!

Ehrenvolles Handeln, davon war der U.S.-Western bis zu jenem Zeitpunkt geprägt, doch hier ging dies verloren. Habsucht und eigensinniges Handeln stehen hier im Vordergrund, dies war etwas bahnbrechend neues im Kino. 
Das gleiche gilt für die Action, die hier erstmalig so richtig choreographiert wurde. Feuerwaffen-Action..., das kann ja fast jeder..., und die Action in den Filmen mit Kwan Tak Hing, sie wirkte doch eher tänzerisch, fast unbeholfen, bei allem Respekt gegenüber der Lebensleistung Kwan Tak Hing´s.
Hier geht es um Schwertkämpfe..., hier war eine richtige Choreographie von Nöten..., dass was wir als MartialArts-Kino heute kennen, es wurde von den Japanern aus der Taufe gehoben!

Jedoch würde ich bei "Yojimbo" nicht direkt von einem Action-Film sprechen. Zum einen ist der Film dafür viel zu handlungsorientiert, die Handlung steht bei diesem Drama klar im Vordergrund. Zum anderen lässt sich das Alter des Filmes nicht leugnen, die Bildführung und die Action sind nun mal in diesem Streifen anno dazumal.
Für Action-Liebhaber von heute geht es hier wohl zu gemächlich zu, dennoch..., die in Hongkong lange Zeit beliebten Schwertkampf-Filme sind so wie erwähnt die Italo-Western sind direkt auf das japanische Chanbara-Kino zurückzuführen. Beide Genres sind aus dem Genre des Jidai geki/Chanbara hervor gegangen.

Die Darsteller..., unter ihnen ragt natürlich Toshiro Mifune, der die Titelrolle spielt, hervor. Eigensinnig treibt Sanjuro sein eigenes Spiel, das wird von Mifune überzeugend dargestellt. Nakadai, sein Gegner im Film, Prototyp des jungen Samurai anfang der 60er im japanischen Chanbara, er hat nur eine kleine Sprechrolle, aber die Ausstrahlung des kompromisslosen Killers mit Revolver, das gefiel mir.
Bis in die Statisten-Rollen hinein versucht Kurosawa hier interessant zu besetzen. Bei einer der Banden ragt ein Darsteller im wahrsten Wortsinne heraus..., eine Art japanischer "Frankenstein"-Verschnitt, wohl an die 2 Meter groß, bullig, mit kantig-knochigen Gesichtszügen und überdimensionalem Holzhammer bewaffnet..., so einen Typen hab ich ja noch nie gesehen. An dessen Seite ein kleiner, murksiger Typ mit Kaulquappen-Gesicht..., ohne Worte. Schöne Räuberbande!

Die Örtlichkeit selber..., sie ist an Schäbigkeit kaum zu überbieten! Ständig bläst ein stürmischer Wind durch die Gassen, treibt Unrat vor sich her, die Häuser sind allesamt baufällig und armselig. Desgleichen das Outfit der Darsteller, allesamt dreckig, lumpig, eine zweite Garnitur zum Anziehen hat offensichtlich keiner, alles dürfte nach Schweiß stinken, so durchgeschwitzt wie die Sachen sind. Die italienischen Western-Regisseure dürften hier klar Anleihen für ihre Filme genommen haben.

Die Action: Der Show-Down zum Schluss ist natürlich der Höhepunkt, es geht natürlich um Swordplay, klarer Fall. Nun, ich sprach davon, dass die Action natürlich "anno dazumal" ist, jedoch, und das ist eben auch das Neue an diesem Klassiker, die Choreographie, das Einstudierte in Punkto Action, dies ist für den nach Feinheiten Ausschau haltenden Betrachter vor allem dann verdeutlicht, wenn man hier die Super-Slowmotion diese Kampfes betrachtet. In der auf meinem DVD-Player möglichen 16fachen Verlangsamung dieser Sequenz, wird erst die wahre Schönheit dieses Schwertkampfes deutlich. Jeden Gegner treffend, und dies in einstudierten Bewegungsabläufen, bricht sich Mifune Bahn gegen seien Opponenten. In der Slowmotion erst, bekommt man diese faszinierenden Bilder, die vieles späterer Action-Werke vorwegnehmen, zu Gesicht, fantastisch.

Ansonsten ist die Action natürlich bemüht, gar rasant, aber eben auch antiquiert und teilweise hölzern. Der Film lebt von seiner Handlung, von den Abgründen der menschlichen Seele, die dieser Film offen legt.

"Yojimbo - Der Leibwächter", ein Klassiker eben.
Ich vergebe gute 8/10 Punkten! 

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