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Die Filme des französischen Regisseurs Alexandre Aja („High Tension“, „Crawl“) zeichneten sich häufig durch seine Konsequenz, manchmal sogar Radikalität aus. In seiner neuen Mischung aus Mystery, Horror und Familiendrama bleibt er deutlich zurückhaltender, was sich sogar auf die finale Pointe auswirkt.

Eine Mutter (Halle Berry) lebt mit ihren zehnjährigen Zwillingen Nolan (Percy Daggs IV) und Samuel (Anthony B. Jenkins) in einer Blockhütte völlig isoliert im Wald. Dort beziehen sie auch ihre karge Nahrung und sind bei Erkundungen stets an langen Seilen mit dem Haus verbunden, um sich vor dem Bösen zu schützen. Doch Nolan hinterfragt zunehmend die Existenz jenes Bösen, welches ausschließlich seine Mutter wahrnehmen kann…

Die einsame Hütte im Wald bildet im Horrorbereich häufig den Fokus der Bedrohung, in der die Fäden zusammenlaufen. Hier dienen sie als vermeintlich einzig sichere Möglichkeit, den Radius rund um ihr rustikales Heim zu erweitern. Rasch manifestiert sich der Eindruck, es mit einer harschen Übermutter zu tun zu haben, die nicht in der Lage scheint, die sprichwörtliche Nabelschnur zu durchtrennen und womöglich zwischen religiösem Wahn und psychotischen Vorstellungen handelt.

Etwaige Kontexte blendet Aja komplett aus, verzichtet auf eine Vorgeschichte, aber auch auf Rückblicke, wonach die Welt drum herum schlicht ausgeklammert und ein kammerspielartiger Charakter etabliert wird. Hier konzentriert er sich vor allem im ersten Drittel auf Umgebungsgeräusche und reduziert die musikalische Untermalung auf unterschwellige Bedrohungen, während Frösche und Eulen dominieren. Aber auch auf Geräusche beim Braten, wenn Baumrinde als Ersatz im Winter den tierischen Malzeiten weichen muss.

Horrorelemente wirken diesbezüglich arg vordergründig, sobald eine zombieartige Kreatur nur erahnen lässt, warum diese eine Echsenzunge besitzt oder sich zwischenzeitlich eine Schlange zu häuten scheint. Immer wieder versteckt er aber auch Hinweise, die auf eine zweifelhafte Vorgeschichte hinweisen, denn sympathisch erscheint die namenlose Mutter wahrlich nicht, wenn zweifelhafte Rituale in einer Bodenluke vollzogen werden.
Umso mehr geraten die Brüder zunehmend in den Fokus und obgleich sie nur drei Minuten nacheinander geboren wurden, entwickeln sie doch recht unterschiedliche Züge, was für den finalen Akt nicht unerheblich ist.

Entsprechend steht Berry zwar eine Weile, äußerlich völlig uneitel im Vordergrund und performt erwartungsgemäß stark, doch im Verlauf reißen die beiden Jungmimen locker die Aufmerksamkeit auf sich und performen mit einer Intensität, die man sich auch vom Drehbuch gewünscht hätte, da man diesbezüglich etwas mau bleibt und wenig kreative Ideen einstreut. Erst der finale Akt bringt eine erfrischende Dynamik ins Spiel und es schimmern Teile der angesprochenen Konsequenz durch.

Auf die Wurzel des Bösen wird man allerdings nur zum Teil stoßen, zumal das Finale ein wenig widersprüchlich ausfällt. Dennoch packt die Kulisse des Waldes und der Hütte ebenso wie einige starke Bilder und die latente Suggestion übernatürlicher Anhaltspunkte, so dass trotz ausbleibender Hochspannung eine stimmige Fläche für Interpretationen geschaffen wird.
6,5 von 10
   

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