Review

Gut besetzter, eigentlich durch Derek Yee im Hintergrund auch gut produzierter Neujahrsfilm, der aufgrund der Darsteller und des eigentlichen Themas einen Actionthriller alter Schule verspricht, aber komödiantisch aufgezogen ist; das kann gelingen, wie man zuletzt in Two Thumbs Up (2015) gesehen hat, das kann bei entsprechendem Humor(un)verständnis aber auch gründlich scheitern und einfach eine vertane Chance sein. Die Besetzung besteht auch Leuten, die nicht unbedingt als große Humoristen bislang aufgefallen oder gar bekannt sind, und der Regisseur und Co-Autor Albert Mak hat sich ein wenig als Executive oder First Assistant Director bei Johnnie To ausgetobt und da sicherlich auch etwas gelernt, in seinen eigenen autarken Regiearbeiten aber a) nichts Weltbewegendes vollbracht, b) eigentlich wurden die Titel kaum oder gar nicht beachtet, und c) liegt die letzte eigenständige Leistung mit Forget Me Not (2010), einem Horrordrama auch schon etwas zurück. Sei es, wie es wolle und komme:

Bei einer groß geplanten Raubaktion von Mui Lam-Tin [ Aaron Kwok ] mit zwei Komplizen platzt ihm nicht nur der einzelgängerische 'Gauner' Nam [ John Chiang, Jr ] mit einem Coup, sondern auch die zufällig anwesenden Polizisten Ginger [ Maggie Cheung Hong-Yee ] samt Partner Fisher [ Leung Chung-Hang ] dazwischen. Außerdem wird die jeweilige Beute durch unglückliche Umstände vertauscht, oder gerät mit dem Taxifahrer Robby [ Gordon Lam ] und dessen ebenso verschuldeten Sozialarbeiter Mo Yung-Fai [ Richie Jen ] in gleich ganz andere Hände, was nicht nur die jeweiligen Auftraggeber Mr. Shrimp [ John Chiang ] und Charcoal [ Michael Wong ] verärgert, sondern auch den Zwischenhändler Fatty [ Lam Suet ] vergrätzt.

Produziert ist das Ganze von Sil-Metropole Organisation Ltd., Entertaining Power Co. Ltd., und iQIYI Motion Pictures, also einer relativ ehrwürdigen und langlebigen, verdienstvollen Organisation, einer seit immerhin auch zwei Dekaden aktiven Firma, die aber eher spezielles und kleineres Programm abliefert, und einer der größten chinesischen Video-Webseiten, ein komplett unterschiedliches Konglomerat an Strukturen, analog dann fast zu Film. Ein Trio hinter der Kamera, ein Trio vor ihm, eher "Gegensätze ziehen sich an" als "gleich und gleich gesellt sich gern", Stress kommt beizeiten auf, direkt nach dem (relativ entspannten, auch fast an Two Thumbs Up erinnernden) Vorspann, die Titelsequenz noch fast eine Meisterleistung. Es wird gezankt und gezofft, gestritten und die Stimme erhoben, oft um Nichtigkeiten, pures Querulantentum.

"All are insane" heißt es hier beizeiten, es wird sich fast geprügelt, im Alltag, es wird der Stinkefinger gezeigt. Grund für all die Zickerei, die blanken Nerven, werden auch schon eingespielt, beengte Wohnverhältnisse zum Beispiel, immerhin wird hier vor Ort und dies in HK, dicht bevölkert und eng an eng gedreht. Es geht auch zuweilen um Veränderungen, die man nicht will, nicht akzeptiert, sich dem entgegenstellt oder einfach ignoriert, mit denen man nicht mithalten kann; es spielt auch ein wenig mit Arbeit und Nicht-Arbeit, oder mit Generationenkonflikten. Ein Mangel an Lokalkolorit kann man dem Film jedenfalls nicht vorwerfen, das erste Chaos, eine Abfolge von kriminellen Aktionen auf der Temple Street, Yau Ma Tei bricht auch schnell aus, Tore werden herausgerissen, die Waffen abgefeuert, Glas am Splittern. Eine Schießerei entbrennt, die Polizei zufällig vor Ort und angriffslustig und eingriffsbereit, Blei wird ausgetauscht, manchmal auch zu anderen Mitteln wie Tränengas oder Handgranaten gegriffen.

Eine King of Robbery - Sequenz, ein Chaos aus Destruktion und Kollision, durchaus aufwändig auch gehalten, zuweilen effektiv gar angesichts der Umstände. Größere Vehikel prallen aufeinander, die Straßen zu eng, der Spielraum für soviel Verhau und eine folgenlose Flucht zu klein, für ein erfolgreiches Entkommen zu beschränkt, ein Ort voller Einengungen und Grenzen. Parallel wird das erst erzählt, in drei Strängen, die sich zwischenzeitlich kreuzen, man erkennt auch einige Möglichkeiten, man erkennt auch die Fehler, die 'Verkleidung' von Kwok, der sich mit falschen Gebiss und Blumenkohlohren verunstalten muss, bzw. auf eigenen Willen dieses Kostüm wählte, ohne Sinn für die Geschichte, ein strittige Verirrung, der Film zur 'Groteske', zur 'Satire' umgewandelt, wo es vorher und danach Tote gab und dies auch in der Zivilbevölkerung.

Zwei vom Trio kennen sich, der Dritte kommt hinzu, der Dritte bringt den Ärger mit hinein, währenddessen ist auch die Polizei fleißig, und kommen häufiger neue Einflüsse hinzu. Zwei Amateure und mehrere Professionelle unterschiedlicher Parteien und unterschiedlicher Art, jeder ist irgendwo in Bedrängnis, viele sind auf der Jagd. Darstellerisch werden hier keine Bäume ausgerissen, ein paar der Älteren sind in ihrer Anwesenheit hilfreich, ein paar der Jüngeren mit etwas mehr Elan dabei, ansonsten kommt es schnell zu Irrungen und Verwirrungen, zu Verwechslungen, zu plötzlichen Gewaltausbrüchen, und allerorten patrouilliert trotz oder wegen der allgemein herrschenden Verbrechenwelle ein E.U. (= Emergency Unit) Trupp der Polizei. Dass das Geschehen innerhalb einer kurzen Frist spielt, gibt ihm zusätzlich etwas Reiz bei, es ist zuweilen spontan von den Aktionen der Figuren, es ist dringlich und drängend.

Optisch ist das einfach gehalten, es wird nicht extra mit Mätzchen herumgespielt, es wirkt zuweilen wie ein größerer Fernsehfilm, keine Spielereien, keine Filterwelten, es ist relativ ruhig gedreht, das Theater ist in den Bildern. Ab und an blitzt ein wenig schwarzer Humor durch und auch mehr Potenzial, als der Film umzusetzen, in der Lage ist, bei einigen Hauptfiguren irritiert schlicht das Aussehen (Jen und Lam bräuchten einen Haarschnitt, Kwok inszeniert sich auf eigenen Wunsch als Comic Relief, statt die Rolle ernsthaft durchzuziehen), später werden Emotionen dazu addiert, die aufgesetzt wirken, und ab einer gewissen Laufzeit würde auch eine starke Kürzung guttun; als halbstündiger Bestandteil einer Anthologie, wie Triangle (2007) oder Trivisa (2017) zum Beispiel. Technisch zuweilen simpel gehalten, Fahrten vor der Greenscreen bzw. der Rückprojektion, dazu zuweilen anstrengend 'skurril', und unnötig überzogen. Actionszenen nehmen sich nach dem Auftakt auch zurück, es gibt hier und da noch kleinere Schusswechsel, ein nächtlicher Showdown am Kwai Tsing Container Terminal usw., die soweit ordentlich gehalten sich, aber nicht speziell Begeisterung erzeugen.

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