Die vorliegende Geschichte ist zwar fiktiv, doch sie dürfte sich so oder recht ähnlich während des Ersten Weltkriegs abgespielt haben. Der belgische Regiedebütant Julien Hayet-Kerknawi tut gut daran, das begrenzte Budget sinnvoll zu nutzen und nicht zu sehr auf ausladende Action zu setzen.
August 1914: Auf dem Weg nach Frankreich durchqueren deutsche Truppen ländliche Gebiete in Flandern. Der friedliche Bauer Leonard (Iain Glen) wollte eigentlich jeder Konfrontation aus dem Weg gehen, doch als ein Regiment unter der Führung des hitzköpfigen Lt. Laurentz (Joe Anderson) auf seinem Hof aufkreuzt, scharrt er einige Widerstandskämpfer im Dorf zusammen…
Das Treiben etwas fernab der Front offenbart sich als weitaus perfider, sobald wehrlose Zivilisten der Willkür deutscher Soldaten ausgesetzt sind. Eigentlich sollte sich die Truppe an den Ehrenkodex halten, doch ausgerechnet der Sohn des Regimentführers schlägt da in eine deutlich andere Kerbe, wie kurze Momentaufnahmen in einem Dorf veranschaulichen.
Im Kontrast dazu wird rund um den Hof von Leonard eine Liebesgeschichte etabliert, die einige Klischees zuviel bemüht, die jedoch von Relevanz ist, um ein späteres Mitfiebern und entsprechende Empathie zu schüren.
Hayet-Kerknawi setzt auf eine eher ruhige Erzählweise, wonach etwaige Gewalteinlagen etwas derber erscheinen. Auch hier spielt er einige Zeit gekonnt mit Gegensätzen: Auf der einen Seite das Dorf der ruhigen Gemüter, die am Sonntag die Kirche besuchen, auf der anderen die marodierende Truppe, welche ein ums andere Mal die eigentliche Stille durchbricht. Allerdings übertreibt die Erzählung in einigen Punkten, da das Töten zahlreicher Zivilisten kaum von den eigenen Leuten hinterfragt wird, während der Witwer Leonard hin und wieder die Präsenz seiner Frau in entscheidenden Momenten wähnt. An diesen Stellen gerät der Stoff bisweilen zu melodramatisch.
Die eher simpel gehaltene Geschichte, Gut gegen Böse ohne ambivalente Abstufungen, wird von durchweg überzeugenden Performances getragen, allen voran Glen, der zwischen all den Grausamkeiten eine geerdete Ruhe ausstrahlt. Der Score passt sich effektiv den Stimmungen an und trägt allenfalls gegen Ende etwas zu dick auf, während an der Ausstattung nichts anzukreiden ist. Diverse Landschaftsaufnahmen zeugen von einer sorgfältigen Recherche, um eine gewisse historische Authentizität hervorzuheben.
Zwar geht die Chose nicht ohne Klischees vonstatten und manch irrationale Verhaltensweise lässt zumindest kurzfristig innehalten, doch anderweitig funktioniert das simple Szenario aufgrund der intensiven und einnehmenden Prämisse, die in regelmäßigen Abständen spannende Passagen zutage fördert.
Knapp
7 von 10