Zuweilen lenken bestimmte Aspekte in einem Film von der eigentlichen Geschichte ab, denn bei „Blackwater Lane“ handelt es sich um einen Thriller, der in den 90ern zweifelsohne in der breiten Masse untergegangen wäre. Doch mit einer namhaften Besetzung und einem teils beeindruckenden Setting wird gerne mal Augenwischerei betrieben.
Lehrerin Cassie (Minka Kelly) und ihr Mann Matthew (Dermot Mulroney) haben vor kurzem ein stattliches Anwesen auf dem Land bezogen. Als Cassie eines nachts auf dem Heimweg ist, sieht sie einen Wagen am Straßenrand, erkennt die Schemen einer Frau, fährt jedoch weiter. Kurz darauf erfährt sie, dass die Frau ermordet wurde. Gleichzeitig setzt sich eine Reihe mysteriöser Begebenheiten in Gang, die Cassie langsam an ihrem Verstand zweifeln lassen…
Dieses Herrenhaus zieht, zumindest von außen betrachtet, ein gesteigertes Interesse auf sich. Ein kleines Schloss, teils umgeben von Wasser und einem großzügigen Garten, fernab von weiteren Gebäuden böte durchaus eine ordentliche Grundlage für soliden Grusel. Demgegenüber verkommt die titelgebende Straße beinahe zur Randnotiz, denn obgleich hier ein Schlüsselereignis stattfindet, wird sie so beiläufig abgehandelt, wie Cassies Vorgeschichte.
Das Trauma aufgrund des Todes ihrer Mutter wird zwar erwähnt, jedoch nie durchleuchtet und man musste wohl irgendeine fadenscheinige Basis finden, um am Verstand der Hauptfigur zusehends zweifeln zu können.
Dies ist jedoch bereits eine von zwei Möglichkeiten. Entweder Cassie dreht so langsam durch und leidet womöglich an einem auffällig frühen Stadium von Demenz oder es gibt tatsächlich jemanden oder gar etwas, das im Anwesen für Unruhe sorgt, Gegenstände platziert und verschwinden lässt oder nachts ihren Namen ruft. Auffällig verhalten sich auch ein Schüler, ein Kollege und der Mann einer Sicherheitsfirma, was natürlich weitere Verdachtsmomente streut und so zumindest für einigermaßen Abwechslung sorgt, denn besonders temporeich wird die Geschichte nicht erzählt.
Trotz einiger unheimlicher Abläufe will sich kaum Nervenkitzel einstellen und selbst als sich ein Fuchs als kleine Metapher am Rande einschleicht und die obligatorische tote Krähe nicht lange auf sich warten lässt, kommt nur bedingt Spannung auf. Die Konstellation ist und bleibt zu überschaubar, um Abweichungen von der Kernfrage zuzulassen, die eben nur mit ja oder nein beantwortet werden kann. Daran ändern auch die soliden Darstellerleistungen von Kelly, Mulroney und Maggie Grace in einer Nebenrolle nicht viel und auch der um Stimmung bemühte Score fällt nur bedingt effektiv aus.
Durch die teils auffallend langen Ausblendungen nimmt die Inszenierung deutlich den Charakter einer TV-Produktion an und genauso unauffällig ist die Chose auch in Szene gesetzt. Obgleich es gegen Finale ein wenig flotter zugeht, hinkt die Auflösung in einigen Punkten gewaltig und büßt einiges an Plausibilität ein, was dem Gesamtergebnis nicht mehr als Durchschnitt beschert, der mit 108 Minuten Laufzeit sogar ein wenig zu lang ausgefallen ist.
4,5 von 10