Die letzte, rein in der viktorianischen Ära angesiedelt Dracula-Verfilmung aus dem Hause Hammer mit Lee in der Hauptrolle vermeidet zum Glück noch die modernen Anachronismen, die die Filme so unerträglich unausgegoren gemacht haben, kann aber auch auf zeitgemäße Art und Weise nicht mehr überzeugen.
Ohne Zusatz irgendwelcher interessanten Ergänzungen spult sich hier das Vampir-Standardprogramm ab, daß sein Interesse einzig aus der Frage bezieht, wie wir den alten Lutscher diesmal wieder ins Leben zurückrufen.
Dafür ist diesmal ein Satansjünger zuständig, der drei vordergründig gottesfürchtige, im Stillen jedoch recht leichtlebige, sich langweilende alte Herren zur blutigen Wiederkehr anstiftet.
Ist Dracula dann erst einmal auferstanden, gibt es nur noch das Übliche. Die drei Herren müssens büßen, daß sie dem Jünger den Schädel veredelt haben, weswegen ihre dumm-fröhlichen Erstgeborenen vampirisiert werden, um dann an den Altvorderen Rache zu üben. Weswegen Dracula das nicht selbst macht, bleibt schleierhaft.
Schmerzlich wird hier ein großer Gegenspieler vermisst, denn Lee allein hatte stets allzu wenig zu tun und steht auch hier meist im Hintergrund mit starrem Hypnoseblick. Cushing hatte wohl anderes zu tun und so bleibt es dem jungen Verlobten überlassen, Reißzahn wieder auf Urlaub zu schicken. Das geschieht auch noch auf dubiose Art und Weise, denn neben ein paar geschickt plazierten Kreuzen, segnet Dracula das Zeitliche, als er bei Zerschlagung eines Kirchenfensters plötzlich Visionen einer geweihten Kirche hat. Ein zackiger Sturz auf den Altar und das wars dann.
Zähflüssig und zerredet müht sich der Film über die Runden und hat außer einer ordentlichen Ausstattung von kurz vor der Jahrhundertwende nichts zu bieten. Die entweihte Kirche ist recht schön eingerichtet, wird jedoch als düstere Location überhaupt nicht richtig genützt. Dafür gibt's zwischendurch immer wieder reichlich Blut, ohne das die Grausamkeiten überhand nehmen. Für Langeweile zusätzlich sorgt auch noch die Vorhersehbarkeit, denn das ist alles schwach geschrieben und präsentiert Darsteller, die gerade noch schwacher Durchschnitt sind, bei den Jungmimen sogar deutlich darunter. Beste Szene bleibt wohl die rückwärts aufgenomme Wiedererweckungssequenz, ein Highligt auf das man auch fast 40 Minuten warten muß, bis der Nerv der Geduld schon ziemlich abgetötet ist.
Natürlich bleibt Lee immer eine Freude zum Hinschauen, doch trübt die Synchronstimme, die oft auch Louis de Funes geziert hat, das Vergnüngen beträchtlich.
So darf man sich bei diesen 90 Minuten Halsbeißerei herzlich langweilen, ohne wie bei späteren Filmen aufgrund seiner Unausgegorenheit herzlich auflachen zu können. Das haben wohl auch die Produzenten eingesehen, weswegen der Prinz der Finsternis dann als nächstes auch Mini-Mädchen hinterherjagen durfte.
Frischzellenkur war also dringend nötig - diesen Streifen hier können wir jedoch getrost weiter im Nachtprogramm versteckt halten. (4/10)