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All My Friends Are Shitheads

Ein paar Freunde, fast allesamt YouTuber und Influencer, auf dem Weg zu einem legendären Musikfestival, wo vor zwanzig Jahren bereits ritualisierte Morde nach Art der sieben Todsünden stattgefunden haben… den Rest könnt ihr euch denken. Blut, Gedärme, dumme Sprüche, hohle Menschen, Schleichwerbung, Drogen, Flaschendrehen, Mobbing, Rache und TikToks. Läuft also für den Killer…

Hashtag: Overkill am Todestag

Mit den beiden „Collector“-Streifen hat Marcus Dunstan Horrorfans durchaus Gutes getan, fast jeder hofft, dass er die Trilogie dort irgendwann noch beenden darf. Danach kam dann eher Durchschnitt, wenn überhaupt, ein wilder Mix von Home Invasion über Aliens bis zu TV-Projekten. Und nun ein waschechter Direct-To-Video-Slasher in klassischster Tradition im Kern - aber an der Oberfläche hip, digital und hyperaktiv wie es nur geht und die aktuellen Teens mit minimalster Aufmerksamkeitsspanne und einem Finger dauernd am Handy wohl mögen. Zwischen „Sieben“, „Freitag der 13.“ und „Saw“. Für eine Generation, der nahezu jeder Ü30er den filmischen Tod wünscht. Und hier auch bekommt. Man merkt auch, dass Dunston ähnlich denkt und die egoistischen Digitaldummbatzen gerne richtig schön gemein abkratzen lässt. Das diabolische und schadenfrohe Grinsen hinter der Kamera sieht man fast gespiegelt. Einige Kills sind sogar richtig schön menschenverachtend, praktisch effektiert und schmerzhaft. Wenn auch nicht sehr organisch oder authentisch, da meist das Opfer per Stromschlag umgehauen und dann in speziellen „Todesräumen“ inklusive Foltermethoden a la Made by Jigsaw wieder aufwachen und draufgehen. Kann man so machen, ist aber jetzt nicht gerade spannend. Dafür gallig und gory. Da werden Bäuche aufgepumpt und Haut weggeätzt, Weichteile geschreddert und Gesichter eingeschlagen. Das macht gar keine Gefangenen. Die Mädels sehen neben ihrer zickigen Art immerhin extraheiß aus. Obwohl es insgesamt sehr züchtig und zugeknöpft zugeht. Das hätte es in den 80s nicht gegeben. Aber „AMFAD“ ist eben nicht vierzig Jahre alt sondern so nah am Puls der Zeit, dass man es pochen hören kann. Mit allen Vor- und Nachteilen, mit aller Oberflächlichkeit und allem Speed, mit allen Livefeeds, Chatnachrichten und WhatsApps. Es passiert immer etwas auf dem Bildschirm. Bunt und blinkend. Der Beat pocht durchgehend, die Kids nerven ebenso durchgehend und sind maximal comichaft überzeichnet, alles ist wunderbar dumm und platt. Dunstan ist weder subtil noch clever. Ein Satireslasher. Ohne zu lustig zu sein. Dafür ist er dann wieder zu evil. Aber zumindest geht er hier teils wieder in die Vollen. Und vielleicht hat er sogar ein paar Morde und Instrumente eines möglicherweise verworfenen „Collector 3“ hierfür recycelt und benutzt. Ein maximaler Bierfilm. Wenn man sich das nicht schöntrinkt, sterben Gehirnzellen nüchtern unwiderruflich. Und man muss eine sehr schwache Stelle für Slasher haben. Wenn all das an einem leeren Freitagabend zusammenkommt, kann „All My Friends Are Dead“ eventuell kurzweilig und mörderisch gut funktionieren. Er geht jedenfalls ab wie ein in Kokain getauchtes Zäpfchen. 

Poachella

Fazit: Für die oberflächlichen Hipster und Influencer ein oberflächlicher Slasher… „All My Friends Are Dead“ lässt einen jedenfalls kaum erwarten, bis diese fiese Clique abgeschlachtet wird. Eine klassische Slasherrezeptur für die aktuelle Generation. Spannung ist hier wirklich gleich null. Aber man kommt doch irgendwie blutig und böse auf seine Kosten. Insta trifft Grindhouse im Neonlicht der Eitelkeiten. Ein leichtfüßiger und schwarzhumoriger Tipp für Slasherfans. Fast schon eine genüssliche Schlachtplatte. Mit genau dem richtigen Frischfleisch auf dem Teller. Passt zu Roths letztjährigem „Thanksgiving“. Ähnlich (positiv) widerlich. Die Followerflachzangen muss man aber abkönnen. 

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