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Anders als es der deutsche Zusatztitel Der Arm der Götter schlägt zurück andeutet und proklamiert, ist The Legend keine Fortführung der Armour of God Reihe um Der Rechte Arm der Götter (1986) und Mission Adler - Der starke Arm der Götter (1991), die als Bestandteil einer Rückkehr zu den 'Wurzeln' am scheinbaren Ende der Action-Karriere von Jackie Chan bereits mit Armour of God: Chinese Zodiac (2012) erfolgt ist. Sondern als ebensolche Weitererzählung eine und nach Kung Fu Yoga - Der goldene Arm der Götter (2016) die zweite (Kino)Fortsetzung von Der Mythos (2005), einem zur Entstehungszeit bereits milde bis mäßig aufgenommenen Fantasy-Abenteuer, die hierbei von Stanley Tong als Regisseur (auch viele der letzten Arbeiten von Chan) erneut aufgegriffen wird; es gibt auch eine chinesische Fernsehserie von 2010, die aber großteils unbekannt, trotz der Überwachung von Tong und Chan sein wird. Der Darsteller, der mittlerweile noch zwei Jahrzehnte älter ist, versucht demnach dem Motto auch seiner Autobiografie "Never Grow Up" weiterhin zu trotzen, sowohl vor der Kamera als auch mittlerweile mit Tricks, der künstlichen Verjüngung per Effekttechnik, aber immerhin auch dem Zusatz von jüngeren Kollegen. Eine Renaissance der eigenen Laufbahn, die ihn letzter Zeit nach einem dritten Frühling (vor allem mit Kung Fu Yoga, welcher mit fast 260 Mio. USD unverhältnismäßig erfolgreich in der VRC war) mittlerweile arg am Stottern und am Straucheln beim Publikum ist, nicht bloß von den Kritiken her, sondern gerade auch an den Kinokassen, egal was und wie er es probiert:

Bei einer archäologischen Ausgrabung entdeckt Professor Fang [ Jackie Chan ] einen geheimnisvollen Schamanen-Jadestein, der ihn und seinen Assistenten Wang Jing [ Lay Zhang ] mal abwechselnd, mal gleichzeitig in ihren Tag- und Nachtträumen zurück in die Westliche Han-Dynastie und den dortigen Aufruhr führt. Beide sind in diesen Erinnerungen junge, aber bereits erfahrene Han-Generäle, die ihre Kampfeinheiten als Kavallerie in den unendlich scheinenden Hexi-Graslandschaften gegen die feindlichen Truppen der eindringenden Xiongnu um anführen, und beide verlieben sich dort auch in die eigentlich den Xiongnu angehörenden, aber von deren Gewalt abgestoßenen und auch nur zwangsmäßig aufgenommenen Prinzessin Meng Yun [ Gülnezer Bextiyar ], sehr zum Ärger eines sie begehrenden Prinzen [ Aarif Rahman ], der sowieso noch eine Rechnung mit den Han offen hat und auch vor Vater- und Brudermord nicht zurückschreckt.

Dabei haben sich hier mehrere stabilere Produktionsfirmen zusammengetan, das Projekt zu stemmen, die Filme immer noch in einer Größenordnung, die (mit einem veranschlagten Budget von 50 Mio. USD) alleine nicht so einfach zu finanzieren sein wird, ein Zusammenschluss von u.a. Bona Film Group Co., Ltd., China Film Distribution und Emperor Motion Pictures hier, ein Tragen von mehreren Schultern, trotz des schlechten Abschneidens in aktueller Vergangenheit, wird weiterhin von der Reputation und dies eigentlich auch nicht grundlos gezehrt. Das musikalisch eingängige Leitmotiv von Der Mythos wird auch gleich aufgegriffen, auch fast mit das Beste noch am dortigen Film, die ersten Bilder hier wie Gemälde gehalten, aber in einer offensichtlichen Künstlichkeit, anmutig ja, aber artifiziell bis steril, ein visueller Trugschluss, ein Augenschein. Optischer Reichtum (durch Kameramann Jingle Ma, selber ein erfahrener Regisseur), die Farben knallig, viele Gastauftritte, einzeln hervorgehoben, auch eine schnelle Actionszene, ein kurzes Schlachtenszenario, sowohl mit Fußtritten als auch Schwert und Pfeil und Bogen.

Eine digitale Übermalung all der Ereignisse hier, ein reines Märchen, ein Wunschtraum trotz Verfolgungsritt und einigen Toten auch, ein meterweiter Sprung mit dem Pferd über eine Schlucht, alles voller Nachhilfe aus dem Computer; ein Zustand, mit dem man leben kann, scheinbar auch leben muss. Hier wie damals dort ist das auch eine Geschichte der Liebe, der Erinnerung an Früherem, der Reinkarnation quasi, ein zweigeteiltes Leben. Eine Mischung aus Wuxia, aus Historical Drama, aus der Fantasy und dem Adventure, in eigens kreierten Szenerien, ein Gegenteil dessen, womit Tong zumindest seine Regiekarriere angefangen hat, hier grazil wie Löwenzahnblüten, und ebenso schnell zerfallend, bei dem kleinsten Hauch der Bewegung.

Viel real scheint man jedenfalls eingangs nicht gedreht zu haben, viel wird mit Maske und Kostüm, mit Dekoration und Kulisse oder ansonsten der Unterstützung von Sfx gefilmt, eine Dramaturgie eingangs auch nicht erschliesslich, das Wandern zwischen den Zeiten wirkt grundlos, mal sind es Träume, dann wird es so eingespeist, wie eine halluzinatorische Reise. Ein Bruderzwist steht an, dazu Bestandteile eines Kriegsspektakels, im Period Piece Bereich, dazu eine Rachegeschichte mit angeklebten Bärten und Haaren, eine Tragödie in Mascara, mit Überschwang in der Verkleidung. Es gibt einige Tote und Verletzte hier, dazu Schwärmereien, tänzerische Einlagen, viel Geklimper auf sphärische Klänge auf der Tonspur, viel Heiligenschein und wenig Sein; Dialoge wirken sowohl in der Neuzeit als auch der früheren Epoche steif wie Bambus und raschelnd wie Papier, der Rest wird über leere Blicke ausgedrückt, und es fehlt an einer richtigen Prämisse, die ersten halbe Stunde wirkt rein entrückt.

Zuweilen wird über einen Museumsbesuch, dem Präsentieren einer Ausstellung der Ausweg in das damalige Dasein gesucht, der Monumentalfilm nimmt viel Platz und Raum ein, Aufwand auch ersichtlich, aber immer abschnittsweise, anekdotisch, nicht mit großartig Eigeninteresse eingespeist. Ein Angriff auf das feindliche Hunnenlager hat erste kräftige Bilder zu bieten, eine längere Actionsequenz mit auch ein paar Wertigkeiten und Momenten von Stunts und Massenszenen, zudem kann man auch in der Gegenwart einen Sinn für attraktive Architektur, wie eine Art Holzhüttenresort auf einem Bergpanorama mit zusätzlich einem See im Hintergrund etc. zugestehen, der Film hat zuweilen ein entspanntes bis Urlaubs-genießerisches Gefühl und entsprechende Stimmung; auch wenn die Darsteller dafür eher seicht und unauffällig sind, leere Hüllen, aber das passt vielleicht sogar zu der Gesinnung.

Dass zwischendurch Kampfeshymmnen auf die Verteidigung des Vaterlandes angestimmt werden oder Prophezeiungen einer prosperierenden Zukunft, in der alle miteinander vereinigt und friedlich verbunden sind, passt zu dem Parteibuch des Hauptdarstellers, welcher hier übrigens meist in der Vergangenheit, also als 27-jährige CGI Version und selten als er 'selber' herumhüpft, im Grunde macht Chan auch selber ein Cameo in seinem eigenen Film. Dass man hier an Meditation, Shamanismus und eine Art 'Geisterbeschwörung' in einem modernen Heiltempel glaubt, ist mal etwas Neues, erweckt jetzt aber nicht unbedingt das Interesse des Zuschauers, die gleich zwei Liebesgeschichten sind auch mit der ganz heißen Feder gestrickt und ganz allgemein bietet die Narration wenig von dem, was man angesichts des Originals oder der Laufbahn des Stars erwartet, und dies auch nicht besonders aufregend. Eine größere Feuersbrunst auf einem Schlachtfeld sowie massiver Pfeilregen soll etwas Kriegsspektakel in die Angelegenheit bringen, hat aber keinen dramaturgisch wirksamen Unterbau, der Pathos davor noch weniger.

Aufwand an Statisten, auch Getier ist vorhanden, aber nutzlos, wie es besser geht, hat Chan selbst in Dragon Blade (2015) gezeigt, und der war schon nicht die Sperrspitze des (damals florierenden bzw. schon wieder eher abklingenden) Genres, heutzutage wirkt es einfach an den Sehgewohnheiten oder -bedürfnissen vorbei produziert; ein Einspiel von knapp über 11 Mio. USD war die böse Quittung, und es ist leider auch nicht der erste Flop in den letzten Jahren gewesen. (International ist eine Auswertung auf Netflix angedacht, in Deutschland kommt der Film auch als Heimmedium.) Ein paar vereinzelte Kampfaktionen weisen dabei durchaus einen gewissen Sinn für Choreografie und Effektivität auf, Regisseur Tong funktioniert dabei mitsamt u.a. dem erfahrenen Yuen Tak selber als Action Coordinator, eine Tätigkeit, bei der er bleiben sollte, das ist mehr sein Metier. Das bisschen archäologische Erkundungstour im letzten Viertel inklusive einer kurzen Schießerei Schrägstrich Prügelei in einer Eishöhle erinnert dann noch am Ehesten an die beiden Vorgänger, ist auch ein simple, aber dann wenigstens halbwegs wirksame Legierung, ein paar der losen Fäden werden verknüpft, eine Erinnerung auch an bessere Zeiten.

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