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Remake des doch nun schon etwas älteren, nicht gänzlich in Vergessenheit geratenen amerikanischen The Negotiator (1998), einem durchaus mit gutem Ruf auch aufgrund der Dramaturgie und der darstellerischen Leistungen von Samuel L. Jackson und Kevin Spacey behaltenen Actionthrillers; eine Neuverfilmung im Grunde unnötig, scheint aber die Produzenten nicht von der Idee abgehalten zu haben und das Publikum auch nicht. Zumindest ist das Werk von Herman Yau trotz wesentlich weniger Bohei im Marketing und auch deutlich weniger Budget beim zahlenden Zuschauer besser angekommen und angenommen worden als der zeitgleich veröffentlichte Customs Frontline, zumindest im wichtigen Markt der Volksrepublik China, wo das andere Konstrukt unter den Erwartungen lief. Crisis Negotiator(s) dabei als Stelldichein von HK-Darstellern, immerhin, man kann sich die Erzeugnisse auch gut reden, obwohl sie unnötig wie ein Kropf eigentlich sind:

Verhandlungsführer Zhuo Wen-Wei [ Lau Ching-Wan ] bekommt eines Abends von seinem langjährigen Freund und Kollegen Zhang Yong-Jia [ Kenny Wong ] mysteriöse Angaben über die Bereicherung am Polizeifonds, am nächsten Abend ist Zhang tot, alle Hinweise deuten auf Zho. Um die Wahrheit herauszufinden nimmt, dieser unter anderem seinen Vorgesetzten Luo Ang-Ban [ Michael Miu ], den Chef der Internal Investigation Li Jun Jie [ Michael Chow ], dessen Sekretärin Maggie [ Cherry Ngan ] und den eher zufällig anwesenden Kleinkriminellen Lu Di [ Yeung Wai-Lun ] im Hauptquartier als Geisel und verlangt, den ehemaligen Verhandlungsführer Xie Jia-Jun [ Francis Ng ] und nur diesen zu sprechen. Währenddessen besetzen Zhuos 'früheres' Eingreifteam, darunter Gao He [ Ken Lo ], Wei Lun [ Timmy Hung ] und Blondie [ Jerry Leung ] das Gebäude von außen, außerdem wartet der SDU Chef Li Zhi - BIn [ Philip Keung ] nur auf das 'Go' von Police Commisisoner Lin Jia-Chang [ Kent Cheng ].

Zugutehalten kann man auch, der '61 geborene Yau ist als Filmemacher fleißig wie nie zuvor, unermüdlich im Einsatz quasi, oft auch als Drehbuchautor seiner eigenen Inszenierung, leider nicht mehr als Kameramann, zu viel an Aufgaben eventuell. Ein Zuviel des Guten, am Arbeitspensum zeigten bedauerlicherweise auch die letzten Werke auf, die teilweise überbordend waren und/oder an schlechter Nachproduktion mangelten, an der Tricktechnik vor allem, die sich zu viel und dies schlecht umgesetzt auf CGI einstellten. Hervorstechend, also auffällig ist auch hier wieder der chinesische Hintergrund, die Finanzen kommen aus dem Mutterland, der VRC, deswegen wundert eher die Besetzung. 1993 beginnt die Geschichte, eine Bedrohung, der Produzent des Ganzen und der Namhafteste der Schauspieler macht seine Aufwartung, ein Cameo von Andy Lau als Gimmick, der Produzent als seine beste Publicity. Eine Geiselnahme ist im Gange, ein kleines Ding eigentlich, eine Machte und ein Propangastank im Spiel, ein Ehepaar als Verbrecher, die Gründe werden noch erklärt.

Ein Special Appearance, eine Gut-Böse-Rolle, Lau ist zuletzt vermehrt bei Yau aufgetreten, man kennt sich, man vertraut sich, man unterstützt sich untereinander, alles nicht verkehrt. Der Rest der Besetzung mischt sich eher aus wieder Auferstandenen und Has-Beens, eine bunte Mischung eigentlich, gerade die beiden späteren Kontrahenten Lau Ching-Wan und Francis Ng wurden teilweise zuletzt unterfordert, Lau hat fast chargiert, Ng ist bisschen unter dem Radar gelaufen, die Spacey-Figur hier durchaus geeignet für ihm, auch in anderen Dingen. Eingangs wird sich noch unterstützt, eine Teamarbeit, er hängt an der Strippe mit dem Geiselnehmer, der andere hält die Informationen bereit, ein Zusammenspiel zweier Altbekannter, eine aufeinander abgestimmte Teamarbeit. Eine Krisensituation, eine Epikrise, die Straße weiträumig abgesperrt, es wird auch viel geschrien, nur Einer bleibt ruhig, einer redet nicht, eine Unberechenbarkeit der Kidnapper, jederzeit kann die Stimmung kippen, jederzeit kann die Situation buchstäblich explodieren. Eine Frist wird gesetzt und läuft ab, schlechte Nachrichten und böse Überraschungen prasseln herein, eine Instabilität wird gefördert, die Katastrophe tritt ein.

Zeitsprünge werden auch hier gemacht, drei Jahre später, ein anderer Ort, eine neue Situation, die Vergangenheit nicht vergessen, die Erfahrungen mitgenommen. Ein geglückter Banküberfall, aber ein schiefgegangener Fluchtversuch, ein Verkehrschaos auf engen Raum, mehrere Karambolagen, mehrere Schusswechsel, die nächste Spekulation. Erneut eine Blockade, wird um Minuten gefeilscht, wird Waffengestus demonstriert, aber mit Worten gehandelt, zuvor eine erste kleinere Actionszene, zwei PTU-Polizisten vor Ort des Geschehens, eine saubere Choreografie, die Bilder stabil. Die Töne eher dunkel, die Besetzung ein Mischmasch aus Solidität, manche werden ungewohnt besetzt, manche spielen schon seit Jahrzehnten so ihr Spiel. Ein Thriller wird eingeführt, die Personen anhand ihres Berufes und ihre Berufung vorgestellt, eine schon gelungene Einleitung, nicht ganz der große Wurf, aber nicht gänzlich ohne Aufmerksamkeit auf Kommendes und projiziertes Interesse.

Eine Verschwörung ist im Gange, des involviert die großen Kreise, die hohen Tiere, es geht um Betrug und um Geld, bald auch um Schuldzuweisungen, um Informationen, um Mitvertraten in den eigenen Reihen, wo selbst die gleiche Uniform und die Dienstmarke nichts mehr zählt. Ein Mord am Hafen, eine Beerdigung, widerstreitende Interessen, ein Stochern im Ungewissen, durchaus Potenzial für eine narrative Füllung. Ein Gefängnisausbruch und eine Autoverfolgung heizen das Tempo etwas an, bisher war alles nur Spielerei, nur sind die Karten gelegt und die Positionen verhältnismäßig klar; dazu eine fußläufige Hetzjagd und das 'Abschütteln' der nahenden Beamten, für einen Moment müssen die Stuntmen ran. Die Ausgangssituation und damit der Hauptbestandteil wird demnach schon genutzt, man hält sich ab und an, aber nicht die meiste Zeit sklavisch dran, Regisseur Yau arbeitet hier auch persönlicher und mit einigen kleinen hervorstechenden Details, sich an ein und derselben Grundidee entlang hangelnd. Größer, aufwändiger als das Original kann man nicht werden, dazu fehlen Mittel und Fähigkeiten, kleiner geht immer, Schießereien auf engstem Raum sind effektiv, die Hälfte der Besetzung hilft, die andere Hälfte nicht.

Hier wie dort wird dann auch die Eliteeinheit losgeschickt, eine offizielle und eine illegale, mittendrin im Gespräch, ein Einbruch durch die Fenster oder die Decken, in Überzahl, mit besserer Bewaffnung, mit nichts zu Verlieren. Die Dialoge selber sind ganz ordentlich, teilweise auch mit sozialem Bezug, mit politischem Einfluss, ein bürokratischer Psychothriller mit kleineren Actionszenen, Wahrheit und Lügen, Pflicht und Kür, zwei Stunden Zeit nimmt man sich insgesamt dafür. Viel der Actionszenen, darunter die komplette Zerstörung des mehrlagigen Großraumbüro und eine späte Autoverfolgung sieht nach Handarbeit aus, das ist neu und angenehm, zuweilen wird wieder die Trickmaschine angeschmissen, die Effekte werden nicht besser, und sind eher störend als willkommen; ansonsten bleibt als gemeines Fazit: Eine mehr oder minder 1:1 Kopie.







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