Zweiundzwanzig Jahre später, Zeichenpapier statt Tasten, erstmal eine seltsam anmutende Last. Ich versuche das einfach auszublenden, doch schnell wird mir klar, die Musik war eingängig und doch voller Gefühle, die Architektur dagegen wird ausschließlich schwermutig und sperrig. Das eine war Kunst des künstlerischem Wertes wegen, das andere fühlt sich an wie Kunst aus dem Gedanken Kunst schaffen zu wollen. Das werden vermutlich anstrengende mehr drei Stunden. Brutalismus - roh, monumental, kantig, unnatürlich, zweckmäßig, künstlich, kühl. Der Film kann sich schon mal nicht vorwerfen lassen, dass er seinem Namen nicht gerecht wird, aber ganz so un-eingängig wie oben gedacht, wird es dann doch nicht. Regisseur Brady Corbet hält sich einfach nicht länger als nötig an etwas auf, was die Aufmerksamkeitsspanne stets aufrecht hält.
Im Fokus der Umsetzung steht allerdings vor allem Kameramann Laurie „Lol“ Crawley, natürlich, er hat schließlich den Oscar bekommen. Nun ja, vieles macht Eindruck, anderes wirkt wie Hauptsache-anders. Nach gewisser Laufzeit justiert sich sein Stil auf ein greifbares Level ein.
Laszlo Toth, ein einfacher Mann mit einem großen Talent und ein Mann mit Prinzipien. Sein Protagonist und gleichzeitig Antagonist Van Buren ist nicht minder interessant, im Gegenteil, und so wurde Guy Pearce angemessen auch Oscar-nominiert. Ich würde die Handlung einfach mal metaphorisch runterbrechen. Ein überall aneckender Elefant landet bei seinem Fall durchs Leben im Netz einer Spinne. Er überlebt so, aber wird ab jetzt langsam aufgefressen.
Ich würde den vielzitierten Begriff Epos höchstens aufgrund der Lauflänge heranziehen. Im Mittelpunkt steht doch eher die Moral der Geschichte als die Geschichte selbst. Die Schwierigkeiten als Fremdkörper in einer etablierten Welt, wie man dort klein bleibt, auch wenn man groß ist, einfach weil das so gewollt ist. Der amerikanische Traum wird gleichzeitig bestätigt und dekonstruiert. Das Leben ist und bleibt ein Opfern, egal ob man sich auf der Seite der Privilegierten oder der Mittellosen befinden. Träume, Moral und Menschlichkeit, Gesundheit, Privatleben, irgendetwas verliert sich immer im Leben und Streben. Alles sehr anschaulich, alles sehr interessant, trotz des Grundtons unterhaltsam, aber war ich bewegt? Mit ganz viel Reindenken vielleicht, ansonsten ist das nicht die Stärke oder vielleicht sogar das Anliegen des Films. Ich bleibe dabei, jenes war Kunst zu schaffen.
„Hey, aber die Frau, warum sagst du als Feminist nichts zur wichtigen Rolle der Frau an seiner Seite“. Ich kann Mäuschen Felicity Jones nicht sehen und hier gibt sie besonders viel, um diesen Umstand zu befeuern.