Review

Treffen der Giganten hier, Teil 2, oder 3, je nachdem, welche Zählung man macht, die der Wertigkeit der Besetzung, der erneuten Bündelung zweier Zugkräfte für den Markt, oder die der chronologischen Veröffentlichung, oder die der Qualität. Zumindest treffen hier erneut zwei alte Bekannte aus dem (jüngeren) HK-Kino aufeinander, zwei ehemalige Aspiranten für den Starruhm auf der großen Leinwand, der im Grunde verwehrt wurde, bei Xing Yu war es Wrath of Vajra (2013), bei Andy On einiges ab Special ID (2013), wo er von Donnie Yen persönlich als Ersatz genommen wurde und auch später zuweilen eingesetzt. Beide Leute sind mehr oder minder nun in den profitablen Markt gegangen, dort wo das Geld und die Zuschauer sind, auf das Festland, beide haben ihre Eigenkreationen ebenfalls für iQiyi Pictures, beide mit eigener Attraktivität:

Die bei der Hainan Xingye Torch Company angestellte Wissenschaftlerin Yan Xin hat Gen-Editierungstechnologie benutzt, um Superkautschuksamen zu züchten, die sie vor allem auf der sogenannten Silver Pan Insel einsetzen will. Da auch der Drogenhändler Li WenYao [ Xing Yu ] hinter der bahnbrechenden Forschung her ist, allerdings für seine Opiumplantagen, soll Yan von der International Security Company beschützt werden, und damit ausgerechnet von ihrem Ex-Mann Lin Xiang [ Andy On ]; der es außerdem bald mit Lis besten Freund und Kämpfer Wu Lie [ Hu Yuan Song ] zu tun bekommt.

Silver Pan Island nennt sich die Szenerie hier, es geht um Drogen, logischerweise, damit wird der Computer als Schlagwort gefüttert und der Algorithmus draus rotiert. Eine Opiumproduktion hier vorherrschend, seit Jahrhunderten schon, vereinte Kräfte versuchen dies zu unterbinden und zu verhindern. Ein Polizeikonvoi befindet sich unter Attacke, bzw. der Rest von den Gesetzeshütern, die Anderen schon ausgelöscht von den Angreifern und vernichtet. Eine erste Verfolgungsjagd auf vier Rädern, die Straßen ansonsten unbemannt, die Insel gibt nicht viel Bevölkerung her. Immerhin sind die Stunts echt, die Fahrszenen nicht immer, es gibt die ersten Überschläge und Kollisionen, das ist fast wie bei Alarm für Cobra 11 hier. Die erbitterte Flucht und Gegenwehr hat nichts genutzt, man wird doch eingekreist, man verschanzt sich in einem leerstehenden Gebäude, die Zahl der folgenden Söldner, der Paramilitärs wesentlich größer, der Nachschub ist gesichert, der eigene Back-up nur über den Funk zu hören. Reichlich Schusswechsel in den ersten Minuten, einer sprengt sich selber mit der Handgranate in die Luft, dann kommt der schwarze Ritter.

Die ersten Erinnerungen und Rückblenden lassen nicht lange auf sich warten, ein Klavier im Meer, ein Geklimper als Touristenattraktion, mehrere weitere Szenen, die erst im Nachhinein etwas Sinn ergeben. Ein bisschen Normalität wird auch angetäuscht, für den Moment zumindest, etwas Internationalität, etwas Wissenschaftsgenese, Semifuturismus und Parallelwelten, es geht um Schutz und Eskorte, es geht um alte Gefühle und neue Gefahren, um gefährliche Aufträge, um beruflichen Professionalismus und privates Gestrüpp. In Sachen Gewalt ist man dabei nicht zimperlich, ein armer Geselle wird von einer Planierraupe überrollt, vorher auch noch reichlich verprügelt, von dem Söldner mit der Handgranate blieb auch nur noch eine untere Extremität übrig. Abseits dieser Ausbrüche, und vor allem abseits der Actionszenen, haben alle diese Filme nicht wirklich viel Klasse, sie sind schnell und dies für den gierigen Massenmarkt gewerkelt, sie sind routiniert geschrieben, aber inhaltlich weitgehend uninteressant vor allem in Sachen Dialog manövriert, formal wird sich selten ausprobiert, mal eine auffällige Kameraeinstellung, ansonsten aber solide abgedreht. Es gibt immer etwas Leerlauf zu vermelden, hier ist es vor allem in dem Aufwärmen der alten Liebe zu suchen und zu finden, das Pärchen lässt einen kalt, On ist nicht der richtige Darsteller für solche Rollen, er gilt als Action-Impresario, und das Meiste ist anders als bei Xing Yu (oder Louis Fan, oder Xie Miao, die tatsächlich bereits in jungen Jahren in der Kampfkunst ausgebildet wurden) zwar auch trainiert, aber einstudiert, nicht inhaliert.

Ein bisschen Geplänkel im Vorlauf demnach, etwas Einbringen von Emotionalität, ein Vorstellen weiterer Personen abseits Protagonist und Antagonist, etwas Diskussion über die anstehenden Veränderungen und den Status Quo. Es wird ein wenig zwischen weiß und schwarz unterschieden, eine Grauzone geboten, eine moralische Frage auch, ein, zwei bessere darstellerische Leistungen auch, immerhin. Mehr Drama als Action am Anfang, viel Ländlichkeit, Fahrszenen vor der Rückprojektion, dann endlich die nächste Attacke, gleiche Straße, gleiches Prozedere, Plan B wird ausgerufen, eine Ablenkung gesetzt. Etwas Exotik in und durch die Umgebung, ein Engagieren der Stuntfahrer wieder, ein wenig Abwechslung, ein wenig Gemauschel hinter den Kulissen, die Weltpolitik, die Provinzialpolitik und ihre Korruption, etwas außereheliche Diskussion, auf beiden Seiten Frustration.

Bis vor wenigen Jahren hat man die Webmovies noch kurz gehalten, ca. sechzigminütig, mittlerweile geht man die 'normale' Laufzeit, die 90 min und manchmal auch darüber, ein Nachteil in der Dramaturgie, eine Absehbarkeit der Höhepunkte, die jeweils gedrittelt, also etwa jede halbe Stunde sind. Ein Attentatsversuch während einer Pressekonferenz macht mehr Kollateralschäden als Erfolge, immerhin bekommt On hier und seine Figur eine echte Fallhöhe und tatsächlich einen zweiten potenziellen Gegner. Die Produktion selber gibt sich auch Mühe, Größeres vorzutäuschen, einige edlere Bilder und auch etwas anschauliche Flora, sowie in den Rückblenden zusätzliche Actionszenen, als Erinnerung früherer Kämpfe gegen Drogendealer zu bieten. Das Wissenschafts-Blabla zieht den Film eher herunter und macht ihn naiver, es 'verkompliziert' ihn, verzögert die Konsequenzen, es wird erst 'ermittelt'. Die Shootouts sind relativ beliebig, die Nahkämpfe haben ihre Kombinationen und die Choreografie, eine Konzentration darauf wäre günstiger im Verlauf; Xing Yu selber wird lange an die kurze Leine und als Drahtzieher im Anzug aus dem Hintergrund bloß genommen. Eine vertane Chance, abseits eines etwas längeren, durchaus variantenreichen Showdowns in gleich mehrerlei Hinsicht.

Details
Ähnliche Filme