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In der Umgebung der verschlafenen Kleinstadt Ludlow Falls ereignen sich seit geraumer Zeit immer wieder Überfälle auf Pärchen, die einer vermummten Gestalt zugeschrieben werden, der die Einwohner aufgrund ihrer rot leuchtenden Augen den Spitznamen "Red" verpasst haben. Während die Männer ihre Begegnung mit "Red" jedoch bislang nicht überlebt haben, haben die Frauen im Anschluss einen mentalen Knacks davongetragen und sind direkt in die Klapse gewandert, wo sie von dem eingebildeten Dr. J Bashiri behandelt werden... mit mäßigem Erfolg. Die Polizei tappt in der Angelegenheit derweil weiterhin im Dunkeln, da der ermittelnde Beamte Smith sich die Zeit lieber im örtlichen Stripp-Lokal vertreibt, anstatt irgendwelchen Spuren nachzugehen. Und dann gibt es da noch ein paar YouTuber, die versuchen, mit der Legende rund um "Red" die Klicks in die Höhe zu treiben, sowie zwei mysteriöse Geistliche, die sich in der Stadt rumtreiben und der Überzeugung sind, dass der Teufel seine Finger im Spiel haben muss. Hat das alles etwa mit dem kleinen Tommy Mavis zu tun, der einst als Kind gehänselt wurde und sich darauf hin erhängt hat...? Regisseur und Drehbuchautor Don Tjernagel präsentiert die Handlung seines "Sin" nicht in Form eines herkömmlichen Spielfilms, sondern als wilde Collage aus Doku- und Spiel-Szenen, über die zudem auch noch einige  visuelle Verfremdungs-Effekte gelegt wurden und durch die man sich ergo aktiv durchwurschteln muss, bis sich erst nach und nach so was wie ein komplettes Bild ergibt. Mit dem simplen sich berieseln lassen ist es hier demnach nicht weit her, das alles fällt eher mal wieder in die Sparte "Film als Arbeit", denn die formale Gestaltung ist da bisweilen ebenso anstrengend wie die Performances der - nicht immer textsicheren! - Laiendarsteller vor der Kamera, die eher hemdsärmelig, schroff und kantig wirken. Okay, das Ganze ist auf jeden Fall mal was anderes als die üblichen Zombie- und Slasherfilm-Kapriolen, die da sonst so von irgendwelchen Fans im örtlichen Wald übers Wochenende gedreht werden und im Gegensatz zu so manch anderer, reinen Found-Footage-Fingerübung ist "Sin" zudem auch über die gesamte Laufzeit recht engaging geraten, auch wenn er verständlicherweise nicht die wahren Höhen von "The Last Broadcast" oder dem japanischen "Noroi: The Curse" erreicht. Einen einheitlichen Ton trifft die Angelegenheit dabei allerdings nie, denn obwohl einiges hier gewollt creepy daherkommt, sind andere Stellen doch wieder ganz offensichtlich witzig gemeint und kratzen fast schon an der reinen Parodie (Tjernagel ist übrigens auch noch Stand-Up-Comedian und das merkt man... das nur nebenbei). Ach ja, unabdingbare Voraussetzung, um "Sin" überhaupt irgendeinen Reiz abzugewinnen, ist ein Faible für schräge No-Budget-Produktionen, die weder formal noch inhaltlich nach den Regeln linearen Erzähl-Kinos funktionieren, sondern ihren ganz ureigenen Charme verbreiten... oder eben auch nicht. You decide. Für mich persönlich ist er ungewöhnlich genug, um einen Blick wert zu sein, aber insgesamt betrachtet finde ich ihn doch eher "interessant" als "gut". Aber hey, zumindest scheint unleugbar ein gewisses Talent seines Machers durch, was ja echt nicht bei jedem Amateur-Streifen irgendwelcher Hobby-Filmer der Fall ist...!

5/10

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