Review

In einem anderen politischen, gesellschaftlichen, sozialen Umfeld als jetzt zur Veröffentlichung des Filmes, nach der Bekanntgabe der erneuten und damit zweiten Präsidentschaft von Donald Trump mit einem eindeutigen Wahlsieg, und dies nicht als einzige beunruhigende Nachricht in der Weltgeschichte, wäre The Order vielleicht 'nur' so etwas wie ein Auszug aus Die Killer-Brigade (1989) oder ein Update von Dead Bang - Kurzer Prozess (1989) gewesen. Ein Actionthriller im Umfeld faschistischer Tendenzen, in den Gruppierungen mit gewissem Gedankengut oder auch Gedankenwäsche zur Gewalt aufrufen und tatkräftig nach der Herrschaft, nach dem Recht des Stärkeren greifen. Dieser Film hier am zur richtigen Zeit und er kam zu spät, er hatte in dem derzeitigen Umfeld keine Chance auf Interesse oder Bestehen beim Publikum, er ging schlichtweg unter und wurde beiseite geschoben, da nützt auch die Law & Order Fassade und die bekanntere Besetzung nichts; die Zuschauerschaft wollte entweder reinen Eskapismus oder jedwede andere Form von Ablenkung, es wollte nicht eine mögliche und/oder damit drohende Wahrheit ins Gesicht:

Der seit einem Vierteljahrhundert im Dienst des FBI tätige Agent Terry Husk [ Jude Law ] eröffnet 1983 die seit längerem leerstehende Außenstelle in Coeur d'Alene, Idaho wieder, in der Hoffnung, zur Ruhe zu kommen und auch die entfremdete Familie nachholen zu können. Durch den örtlichen Deputy Jamie Owen [ Tye Sheridan ] erfährt der nachfragende Husk allerdings von den Machenschaften der in der Gegend umtriebigen Aryan Nation unter Führung des Predigers Richard Butler [ Victor Slezak ] , in dessen Auftrag Bowen auch Angriffe auf Synagogen etc. vermutet. Dies ist allerdings nicht der Fall, hat sich der von Butler gelöste Bob Matthews [ Nicholas Hoult ] sowie seine Kumpane Bruce Pierce [ Sebastian Pigott ] , David Lane [ Philip Forest Lewitski ] und Gary Yarbrough [ George Tchortov ] eine Splittergruppe gegründet, die mit Gewalttaten eine Kriegskasse aufbauen und zum heimischen Terror aufrufen. Husk informiert seine Kollegin und Vorgesetzte Joanne Carney [ Jurnee Smollett ]

Mit Fremdenhass und Antisemitismus geht es schon los, über den Äther, persönliche Meinungen und Verschwörungstheorien, als Fakten hingenommen, ausgesprochen in einer Radiosendung, voll mit Hass, weniger der Furcht vor dem Fremden, eher mit Wut im Bauch, mit Verärgerung, mit Frust und Zorn, ein brennendes Pulverfass, nur noch zum Explodieren gebracht. Fanatiker, Fundamentalisten, Puristen, Wutbürger und andere Gruppierungen werden mit dem Film angesprochen und ihnen der Spiegel vorgehalten; das Fazit des ganzen Filmes wird gleich zu Beginn verkündet, man muss nur zuhören, wenn man dies noch kann. Der Film spielt nicht heute, das ist sein einziges Glück, er spielt auch vor Dead Bang, er basiert auf Tatsachen, einem ebenfalls 1989 veröffentlichten Sachbuch, das ist beunruhigend, die fiktive Behandlung hier zeigt schnell die Grausamkeit des Menschen, fünf Kugeln in den Leib eines Arg- und Wehrlosen, den man vorher noch geduzt hat; eine Kugel hätte schon ausgereicht, die anderen vier zum reinen Vergnügen. In Idaho spielt die Geschichte, überall und nirgendwo, eine Idylle existiert trotz viel Landschaft und Flora und Fauna und der Weite nicht, die Gefährlichkeit lauert um die Ecke, steht hinter einem, lächelt einem ins Gesicht.

Ein Neuankömmling in der Stadt, die schon bessere Zeiten gesehen hat, keine Kollegen, ein leeres Büro, eine Einsamkeit, die in der Weite der Natur vielleicht noch erträglich ist, beim Ausblick durch das Fenster auf die Straße und die miteinander verbundenen Menschen schon nicht mehr. Ein Alleinsein, an das man sich noch nicht gewöhnt hat, so wird die Geschichte begonnen, erst der Kampf mit sich selber, dann gegen andere Kräfte und Mächte, gegen welche, die man nicht beeinflussen kann mehr, der Kampf scheint verloren, der Ausgang absehbar, ein leerer Posten. Ein Banküberfall findet statt, Hektik, Todesangst und Chaos, alles auf einmal, die Waffe im Gesicht, das Leben keinen Pfifferling mehr wert, jede Sekunde kann es vorbei sein, jede Millisekunde zählt. Der Alarm ist gedrückt, es kann nicht schnell genug gehen, ein Streifenwagen fährt zum Tatort nur, ein Beamter bloß. Auch die Dienststelle des FBI stand eine Weile leer, 1 Mann hält dort jetzt Wache, zur Zeitvertreib wird das Büro des Sheriffs besucht, das Gesetz ist hier im County eingeschlafen, es hat sich zur Ruhe gesetzt, eine Auszeit genommen, alles Umliegende wird ignoriert, "No use poking the bear."

Der Zustand ändert sich, die Provinz wird aus dem Dornröschenschlaf geweckt, genau ein Mann kümmert sich, die Unterstützung ist überschaubar, die Geschichte ist es nicht. Mit Pamphleten fängt es an, mit Falschgeld geht es voran, mit Bombenanschlägen, mit Übergriffen und Überfällen, die Kriegskasse wird gefüllt, direkt vor den Augen der staatlichen Beamten, wobei fast jeder von denen die Lider zulässt, es geschehen lässt, die Zivilisten erst recht verängstigt und schweigend verdrückt. In Beobachtung und Wahrnehmung ist der Film gefangen, scheinbar wird eine Normalität gezeigt, Sätze und Verhaltensweisen sind allesamt doppeldeutig, haben eine tieferliegende Bedeutung, eine Metapher für das Gesagte, eine Analogie für das Gezeigte, Fragen werden ignoriert oder zur Unzufriedenheit beantwortet, Antworten sind oft drohend, manchmal gar tödlich, ein klammes Milieu hier, eine spürbare Gefühlskälte trotz vorsichtiger und behutsamer Aktionen auch, trotz Interaktionen zwischen Kind und Erwachsenen, zwischen Sohn und Vater.

Eine Good Cop, Bad Cop - Taktik wird versucht, Informationen herausgepresst, nicht freiwillig Mitwissende gefunden, eine Mauer des Schweigens und/oder des Wegsehens dafür, ein Puzzlestück zusammengesetzt, die Einzelteile sind da, der Rahmen und die Aneinanderreihung fehlen noch, die Inszenierung sorgt schon noch dafür. Spur für Spur wird nachgegangen, im Matsch gewühlt, die Drecksarbeit gemacht, ein Grab gefunden, einen Toten, mit dem man längst gerechnet hat und der nun tatsächlich aufgefunden wird. Nazisymbolik und Hitlergruß werden früh eingeworfen in den Film, wie als Selbstverständlichkeit, so wie es hier auch ist für die Beteiligten und die Ausübenden, die Aryan Nation, die sich über alles andere und alle anderen stehend fühlt. Eine schauerliche Note, die dem Werk beiliegt, ansonsten mit Polizei- und Ermittlungsarbeit gefüllt, mit dem Besuch des Hauptquartiers der Vereinigung, gnädig hereingebeten in die gruselige Veranstaltung.

!983 beginnt man, 1984 ist die erste Aktion der Behörden, eine Razzia, in einem anderen Bundesland, es breitet sich aus wie ein Virus, die Mühlen von Recht und Ordnung malen hier langsam, ein vorbereitetes Bombenattentat als Ablenkung, der Überfall auf einen Geldtransporter als eigentliches Ziel, stramm in der Führung, ein einzelner Mann greift ein, alleingelassen von allen anderen, fehlendes Back-up, auch vor Ort mangelnde Unterstützung. Teilweise werden Erinnerungen geweckt an Red Right Hand oder Rebel Ridge, der Regisseur hier kreiert aber etwas Eigenes, Eigenständiges, Neues, er spielt mit dem Genre, Actionszenen taktisch sauber, intelligent geschrieben, darstellerisch schier perfekt ausgewählt und auch so erfüllt, so gespielt, das Timing exakt, der Ausdruck gewählt, ein starkes Ungerechtigkeitsgefühl, ein Ohnmachtsgefühl beim Zuschauer getriggert. Eine Rebellion wird hier ausgerufen, eine Revolution, Martial Law erklärt, das Recht des Stärkeren, die Macht der Verführung, ein Körper, ein Gedanke, eine Rasse, ein Psychoduell zwischen einem ausgebrannten Profi und einem brennenden Fanatiker, eine Flammenhölle bis zum bitteren Ende.

Details
Ähnliche Filme