Gesetz der Bravados (Cavalca e uccidi, Brandy)
Italien/Spanien 1963
Regie: Jose Luis Borau
Der kleine, beschauliche (aber nur auf den ersten Blick) Ort Tombstone, vor dem örtlichen Saloon sitzt der Mexikaner Chirilo (Jose Canalejas) mit der Gitarre in der Hand, der Wirt wirft den notorischen Alkoholiker und Säufer Brandy (Alex Nicol) aus dem Saloon, da er seinen Alkoholkonsum nicht bezahlen kann, der ganz in schwarz gekleidete Revolverheld Roy Moody (Robert Hundar) kommt angeritten, steigt ab und steckt Chirilo beim Hineingehen in den Saloon etwas zu (eine Dynamitstange!). Ohne etwas mitbekommen zu haben, bettelt Brandy darum, dass ihm Moody einen Drink bezahlen soll, was dieser auch bejaht. So sind nach ein paar Minuten die Hauptfiguren des Films schon mal eingeführt. Chirilo geht in das Geschäft des Waffenhändler Hopkins, lenkt diesen ab und sprengt dann den Laden mitsamt dem Inhaber in die Luft, ist aber schnell genug, wieder vor dem Saloon zu sitzen, bevor die Explosion stattfindet. Anscheinend sollte an Hopkins ein Exempel statuiert werden. Wir erfahren dann, dass die reichsten Bewohner des Ortes mit Hilfe ihrer Handlanger Schutzgelder erpressen und die Einwohner unterdrücken. Deswegen ist ihnen auch der gesetzestreue Sheriff Clymer (Antonio Casas) ein Dorn im Auge. Ein weiterer Dorn im Auge ist Steve Donnelly (Luis Induni), der aus dem Gefängnis entlassen wird. Donnelly wird von der Landbesitzerin Alex McCormack (Natalia Silva) in die Stadt zurückgebracht, die hofft, dass er sie im Kampf gegen die Schutzgelderpresser unterstützt und vor dem sogar Moody einen großen Respekt hat.
Das Brandy doch etwas auf dem Kasten hat, zeigt sich in der Episode mit dem neuen Tresor das Bankiers Underhill. Dieser kündigt an, dass sein neuer Tresor so sicher sei, dass er die ganze Nacht die Bank offen lässt und jeder versuchen kann, diesen zu knacken. Dies gelingt Brandy auf sehr einfallsreiche Art und er leert den Tresor, nur um dann den ganzen Ort zum Saufen im Saloon einzuladen
Aber dann erfolgt ein großer Rückschlag für die auf Gerechtigkeit hoffenden Bürger von Tombstone. Den der Sheriff muss dran glauben, Moody gelingt es, ihn zu einem Duell zu provozieren und erschießt ihn. Ein neuer Sheriff muss jetzt her, Donnelly? Wie dem auch sei, die Wahl fällt auf Brandy, den Säufer und Alkoholiker. Eigentlich eine Witzfigur, was soll der als Sheriff schon ausrichten. Die Hoffnung auf Verbesserung ist auf einem Tiefpunkt angekommen.
Kann Eva, die Angestellte im Saloon, die ihn liebt, eine Veränderung in ihm bewirken, ihn vom Alkohol weg bringen, so dass er seinen Job als Sheriff wirklich wahr- und ernst nimmt? Wird Donnelly ihn unterstützen oder will er nur noch seine Ruhe haben? Siegt am Ende die Gerechtigkeit?
Die Geschichte wird anfangs ausführlich erzählt, die Protagonisten dahin gehend entsprechend eingeführt, die Frage, wer ist der Held (oder Antiheld) ist lange Zeit nicht zu beantworten. Hundar spielt hier mal wieder (passend in schwarz gekleidet) den „bösen Jungen“, der allerdings auch nur Befehlsempfänger ist, gegen gute Bezahlung versteht sich. Was dem Film etwas angekreidet werden kann, ist die schnelle Wandlung von Brandy und das rasche Ende, irgendwie lief die Zeit davon und der Film wäre für damalige Verhältnisse zu lang geworden hat.
Zusammenfassend kann man sagen: Ein Western aus der Zeit, als der IW noch in den Kinderschuhen steckte, dessen Weiterentwicklung dann erst noch stattfand und von dem man heute ganz was anderes erwarten würde. Ein Mosaikstein in der Entwicklung, trotzdem sehr unterhaltsam, wenn auch mit einigen Drehbuch- schwächen. Für Fans ein Muss!
Die Musik von Riz Ortolani (Old Shatterhand 1964) hat noch nicht diesen typischen IW Sound, ist aber passend zu den jeweiligen Szenen und fügt sich in das überwiegend positive Gesamtbild ein.
Medium: DVD von PIDAX (Western-Klassiker) mit gutem Bild und Ton (der Film ist 60 Jahre alt!). Enthalten sind eine Langfassung 88 Minuten (nicht synchronisiert, nur Englisch und Italienisch), und die stark gekürzte deutsche Videofassung mit 71 Minuten. Trotzdem ein großer Dank, diesen Klassiker aus der Versenkung geholt zu haben! Gerne mehr davon!
Verdiente 6 Sterne für ein IW Frühwerk!