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Wir befinden uns im Jahre 1901 in Südafrika während des zweiten Burenkriegs in einer Art bäuerlichem Landhaus, das seine beste Zeit schon hinter sich hat. Zwei Frauen, Mutter Anna und Tochter Annie, pflegen einen verwundeten General. Mitten in der Nacht steht auf einmal sein Adjutant vor der Tür und erkundigt sich nach dessen Befinden. Die Frauen bitten ihn mit reservierter Freundlichkeit herein. Der General redet nicht viel, das meiste des reichlich vorhandenen Dialogs (es handelt sich um die filmische Adaption eines Theaterstücks) absolvieren die Mutter und der Besucher. Dieser entwickelt allmählich eine Zuneigung zu Annie, die auf ihn attraktiv wirkt, auch wenn sie von einer Art anämischer Krankheit befallen zu sein scheint, die ihr die Kraft raubt. Der Abend ist lang, sehr lang. Irgendwann fällt dem Besucher auf, dass irgendetwas nicht zu stimmen scheint, denn es wird einfach nicht Tag.

Dieses Szenario hat die Mehrzahl der Dauerkarteninhaber beim Fantasy Filmfest mal wieder überfordert, man verließ den Kinosaal mitunter bereits nach fünf (!) Minuten. Das ist Ignoranz, ganz einfach. Wenn es sperrig, langsam und herausfordernd wird, schalten die meisten ab, vermutlich weil sie auf leichtgewichtig-blutige Splatterkost programmiert sind. Das gleiche Los traf übrigens beim FFF den wunderbar bizarren SHE LOVED BLOSSOMS MORE aus Griechenland. Doch zurück zum Film.

Jaco Bouwer liefert hier ein spannendes (ja!!!) Psycho-Kammerspiel ab, das auf vielen Ebenen (Personen, Beziehung der Personen, Setting etc) interpretiert werden kann und gerade deshalb trotz des kammerspielartigen Charakters (die hervorragende Kamera gleitet nur selten aus dem Raum ins Freie hinaus, um uns alptraumhafte Bilder des Krieges anzubieten) jederzeit anregend bleibt. Vielen Dank an die Macher des FFF für ihren Mut, jedes Jahr auch solche Filme ins Programm aufzunehmen. Großartig.

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