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Mit merkwürdigen Attributen und Versprechungen schon im Marketing Ende August gestartete Produktion auch durch Wong Jing, angekündigt als "Der schmerzhafteste Actionfilm der Sommersaison", "eine Revolution in Hongkongs Actionfilmen", mit einer "gewalttätigen Ästhetik“, die dem Zuschauer den "Schmerz von Körper und Geist spüren lassen" und ihn "über die Bedeutung dahinter", das "Verständnis der menschlichen Natur in Leidenschaft und Blut nachdenken lassen soll". Hauptdarsteller Andy On, der seit längerem in ähnlich vertriebenen, sprich online als Abruf für die VIP-Abonnenten bereitgehaltenen Werken auftritt, hat hiermit zumindest die Aufmerksamkeit des Publikums erneut sicher, zuletzt brauchte man etwas die Paarungen mit gleichgestellt populären Kollegen, nun ist der Fokus wieder zurechtgerückt:

In einem Staat im nordöstlichen Afrika lebt der Geschäftsinhaber Lei Jun [ Andy On ] nach dem Tod seiner Frau und Kinder vor zehn Jahren durch ein Attentat alleine vor sich her. Als eines Tages die sogenannte 'Dirty-Faced Man' Gruppierung, eine terroristische Vereinigung [ angeführt von Yang Hanbin ] die Region überfällt, sind sie eigentlich nur hinter Lin Wan [ Bi Xue ] her, die eine hohe Summe an Kryptowährung von der Gruppierung gestohlen hat, allerdings geraten auch Unschuldige in das Visier der Söldner, vor allem die Jüngeren um die adoptierte Ying Tao [ Ni Kexin ] und ihr 'Bruder' Jin Xiuji [ Huafeng Chen ] haben viel Freude am Meucheln. Nur Lei kann sich wehren und die Zivilisten verteidigen, und er hat genau 12h Zeit dafür.

Bedrohlich schon eingangs gehalten, mit einer Einleitung, die auf die 12h genauer anspielt, 12h, die alles verändert haben, zurück die Uhr zurückgedreht. Mit Erinnerungen und einem Trauma wird schon angefangen, einem Autobrand, mitsamt der darin eingeschlossene Familie, ein fremdes Land, andere Sitten. Zehn Jahre sind vergangen, man hat erst Ruhe bewahrt, ist stets und ständig zur Polizei und zur Nachfrage gegangen, man ist in seiner eigenen Welt eingeschlossen, im eigenen Kokon gefangen. Die Vorgeschichte wird von anderen erzählt, vom Busfahrer bspw., vom Polizisten, sie wird über Rückblenden dargereicht, über die erwartbaren Bilder.

Der Mann geht einer geregelten Arbeit nach, das sollte man nicht glauben, es gibt eine chinesische Community hier, ansonsten wird Englisch gesprochen, das Land nicht benannt, die Gegend auch egal, irgendwo in Afrika. Die Ordnungshüter sind eher nutzlos, sie sind den Fragen überdrüssig, sie neigen zur Korruption, das hilft später wenig. Der Film erzählt mehr als einen halben Tag, er blickt zurück, mal Jahre, mal eine Stunde, es wird chronologisch mit den Möglichkeiten gespielt, eben die Uhr zurück- oder dann auch vorwärts gedreht. Einen Angriff hat man später abzuwehren, eine Verteidigungslinie aufzubauen, die Stellung zu halten, gegen die Invasoren aufzubegehren. Als "shithole" wird die Umgebung hier bezeichnet, als "sick place", bald fallen die ersten Schüsse, eine Halsschlagader wird durchschlagen, umher spielende Kinder gleich mit getötet.

Viel geflucht wird, viel geschlachtet, ein Massaker im Kommen, ein Übertöten. Eine Sicherheitsfirma als erste Bastion, der Überzahl nicht gewachsen, man probiert es dennoch mit allen Mitteln, eine gnadenlose Mission. "We have 12 hours to hunt" als das Motto, die Japaner als die Eindringlinge, sektenförmig aufgestellt, ein mörderischer Kult, kein wirklich ganz neues Feindbild, vielmehr eins gut abgehangen. Mit der Bergung von Verletzten wird begonnen, ein Supermarkt als Rückzugsort und Sammelpunkt, es gibt erste Rettungsversuche und medizinische Interventionen, die Stadt ist nach außen hin abgeriegelt, der einzige Landweg gesprengt und damit ein Entkommen gesperrt. Der rote Lebenssaft wird hier reichlich verteilt, gerne ins Gesicht gespritzt, die Machart, die Inszenierung unterscheidet sich nicht auffällig von anderen Arbeiten mit On oder aus dessen Umfeld, die Bilder entsättigt, die Geiselnahme und das 'Stirb langsam' - Szenario sind relativ etwas Neues, aber (siehe Lamb Game, 2023 usw.) auch nicht die allererste Produktion.

Ein wenig wird auch hinausgezögert und übertrieben, es gibt ein Störenfried in den eigenen Reihen, es gibt zwei nichtsnutzige Trottel-Cops, es wird ein wenig auf Hektik prononciert. Einer der Gegner läuft mit Stahlhelm auf dem Kopf und Kettenhemd herum, und hat offensichtlich zu viele Steroide im System, der Rest versinkt ein wenig in der baldigen Dunkelheit, man schleicht durch Bunkeranlagen, spärlich erleuchtet, zudem ist es bald Feierabend, d.h. die Sonne am Niedergehen und versinken. Die Nahkämpfe im rasch zerstörten Supermarkt ist grob und flüssig, es wird mit allem Greifbaren auf sich eingeschlagen und eingestochen, gerne mit Hämmern auch hantiert, Schädel eingeschlagen, und andere Körperteile derangiert. Das ist durchaus flott und wirkungslos, es wird stets durch die Erzählweise aber ausgebremst, man versucht Emotionalität zu installieren, Bedeutung in den Kraftakt hier zu bringen, ein sinnloses Unterfangen, vergebliche Liebesmüh.

Punkten kann man neben dem erhöhten Gewaltgrad mit und bei den Martial Arts Szenen selber, eine überzeugende Choreografie, die den Darsteller, nicht von Kindesbeinen ausgebildeten, sondern angelernten On unterstützt, viel Gefuchtel mit Macheten und Messern, zudem werden die (scheinbar?) schwersten Gegner als Erstes erledigt, eine neue Herangehensweise, mal etwas anderes. Die chinesischen Filmemacher mittlerweile mit einer Art Fetisch in Sachen Brutalität und Spekulativität, im Minimalismus und Nihilismus auch, seit längerem auch, eine Steigerung schlecht und auch trotz der Beimischung eines Katastrophenszenarios hier nicht möglich. Als Regiedebüt gehandhabt, geschrieben von den ebenso unbedarften Wang Guanqiu und Xu Yishan, eine Idee, dies auf 80+ Minuten gestreckt, mit zumeist uninteressanten Figuren, ein wenig religiöser Verblendung, volatiler Erzählführung und violenter Abstumpfung. Viele Menschen werden hier einfach nur als Schutzschilde benutzt und nach Belieben durchlöchert, Märtyrertode geleistet, taktische Scharfschützenanschläge zum Herauslocken der Opfer veranstaltet, mit der Bohrmaschine von hinten in den Kopf gedrillt.







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