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Hiernach wird man den 1987er Hit „Voyage, voyage“ von Desireless eventuell eine Weile mit anderen Ohren hören, - Musik kann und sollte schließlich auch ein wenig völkerverbindend sein. Dies ist einer von kleinen Hoffnungsschimmern, die der ukrainische Autor und Regisseur Pavlo Ostrikov mit seinem Spielfilmdebüt vermittelt.

Andriy ist eine Art Weltraum-Trucker. Satte vier Jahre ist er allein mit seinem Raumschiff unterwegs, um Atommüll auf einem Jupitermond abzuladen. Doch dann explodiert die Erde und Andriy realisiert, dass er wahrscheinlich der letzte seiner Art sein dürfte. Bis er per Weltraumfunk die Stimme der französischen Astronautin Catherine vernimmt, die sich weit entfernt in der Nähe des Saturns befindet…

Minimalismus im Weltraum in Form eines Kammerspiels ist ein grundlegendes Risiko. Zumal Andriy ohne sonderliche Macken ist. Das macht ihn einerseits nahbar und viele seiner Handlungsweisen und Entscheidungen nachvollziehbar, doch anderweitig ereignet sich im ersten Drittel oftmals nicht allzu viel. Obgleich mit Maxim, einem teils menschlich agierenden Roboter noch ein weiterer Gesprächspartner mitmischt, breitet sich rasch Routine aus und unterstreicht, wie endlos lang sich vier Jahre in Isolation für ein einzelnes Individuum anfühlen müssen.

Mit dem Auslöschen der Erde kommt unweigerlich die Gewissheit, dass auch Andriy auf kurz oder lang sterben wird, da die Ressourcen an Bord natürlich begrenzt sind und er selbst mit einigen technischen Möglichkeiten keinen wohnlichen Ort zum Andocken finden dürfte. Ergo zögert er das Unvermeidbare hinaus, es ist der natürliche Überlebenstrieb. Als er die Stimme von Catherine wahrnimmt, reagiert er jedoch zunächst zögerlich, was eventuell auf seine allgemeine soziale Isolation zurückzuführen ist, - er ist es über weite Teile gewohnt, sich mit einer KI zu unterhalten und trotz flacher Witze von Maxim pragmatisch vorzugehen.

Was folgt, sind Konversationen mit Höhen und Tiefen, kleinen Kindheitserinnerungen und Missverständnissen, jedoch auch ein Twist mit doppeltem Boden, welcher kurz vorm eigentlichen Finale durchaus nachdenklich stimmen mag. Die letzten, eindrucksvollen Bilder vermitteln indes einen weiteren kleinen Hoffnungsschimmer mit starkem Symbolcharakter.

Während in den ersten zwanzig Minuten deutlich zu viele Schlager erklingen, ist der zurückhaltend eingesetzte Score recht atmosphärisch ausgefallen, gleiches gilt für die simple Ausstattung, der ein leichtes Retro-Feeling anhaftet. Dazwischen gibt es immer mal wieder Anspielungen auf Genreklassiker, - spätestens als musikalisch auf ein bekanntes Werk von Kubrick hingewiesen wird.

Letztlich ist das Weltraum-Drama ein sehenswerter Beitrag, der nahezu ohne Action oder sonderliche Spezialeffekte auskommt. Hauptdarsteller Volodymyr Kravchuk legt eine in allen Belangen überzeugende Darstellung hin und trägt die Chose problemlos über die Zeit.
Die simple Geschichte überzeugt mit Tiefgang und nachdenklich stimmenden Momenten und trotz des sichtlich geringen Budgets stimmt auch die Optik.
7,5 von 10

 

 

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