Du hast ein Baby, sie hat ein Baby, ich will ein Baby!
"Mothers and Monsters" erzählt einigermaßen metaphorisch und kryptisch, aber verständlich, düster und bissig genug von Frauen, die sich Kinder wünschen (oder gar über diese definieren) - und diese auch in knackigen Salatblättern (!) direkt an den Tisch ihres luxuriösen Lebens serviert bekommen. Doch unter ihren Füßen, ihrer adretten Wohnung, ihren scheinheiligen Masken, gibt es eine dunkle, schäbige und wesentlich ärmere Gesellschaft und "Kellerfabrik" in der diese menschlichen Babies erzeugt werden...
Erasersalad
Ich habe nie richtig verstanden und es eher schockierend empfunden, warum manche Frauen in Sachen Babykomplexe, Torschlusspanik und Freundeskreisdruck dermaßen empfindlich, hysterisch und ätzend auf Nachwuchs oder den Wunsch danach reagieren. Jeder sollte seinen eigenen Willen, Lebensrythmus und Lebensplan haben, sich nicht nach Familie, Clique oder Gesellschaft richten. Und erst recht nicht über Schönheit, Gesundheit, Menge oder Erfolg des Nachwuchs' definieren, profilieren, vergleichen. Das ist bei Männern zum Glück deutlich weniger so, auch wenn man argumentieren könnte, dass es sich dort lediglich auf sachliche, monetäre, berufliche Dinge oder gar die Schwanzgröße verschoben hat. Der Mensch ist schon eine missgünstige Spezies... Das sollten wir besser können. Wie dem auch sei. "Mothers & Monsters" hat surreale wie gruselige, gesellschaftskritische wie komische, vegetarische wie fleischliche Abgründe, sieht schnieke aus, die Ausstattung und das Setdesign scheinen, die Ladies erschaffen sehr viel mit Mimik und Gestik. Leichte "Hexen hexen"-Vibes. Und er war lange Zeit (sogar während des Festivals, wenn mich nicht alles täuscht) in der Arte Mediathek kostenfrei abrufbar. Es lohnt sich. Auch wenn's etwas arthousig sein kann.
Fazit: atmosphärischer, sprachloser und im besten Fall sprachlos machender Unterbauch einer (weiblichen) Gesellschaft voller Neid, Ellenbögen, Mutterreflexen und erschreckender Oberflächlichkeit. Böse und bitter.