Mit Sicherheit ist „Der Fuehrers Face“ der beste propagandistische Zeichentrickfilm der von Walt Disney produziert wurde. Besonders während des zweiten Weltkriegs transportierten viele Studios die Botschaften der amerikanischen Regierung in mehr oder weniger kindgerechten Zeichentrickfilmen. So ließ Paramount zum Beispiel Popeye gegen die Nazis kämpfen (u.a. in „Spinach fer Britain“), Warner schickte die allseits beliebten Looney Tunes in den Krieg und auch Tex Avery lieferte einige Beiträge („Blitz Wolf“).
Während viele dieser Cartoons unter platten Klischees und plakativer Inszenierung leiden, so stechen einige echte Perlen unter diesen unterschlagenen Werken heraus. Die von Disney produzierten Filme können vor allem durch ihre stets hochwertige Umsetzung begeistern, doch „Der Fuehrers Face“ noch weit darüber hinaus: Brillanter Humor, geschickt übermittelter Patriotismus und große Detailverliebtheit klassifizieren den Kurzfilm zu einem Meisterwerk der Zeichentrickkunst. Nicht nur das der Film besser ist als die anderen propagandistischen Disney-Beiträge, er kann auch mithalten mit den besten Shorts von Disney überhaupt.
Die Story: Donald Duck erwacht im Nazi-Deutschland weil er durch eine Kapelle geweckt und an seine Pflichten dem Führer gegenüber erinnert wird. Am eigenen Leib kriegt er die unmenschlichen Lebensbedingungen zu spüren. Das Leben ist bestimmt von Arbeit, Führerverehrung und voller Entsagungen. Am Ende stellt Donald beruhigt fest das alles nur ein Alptraum war. Er erwacht in einem Pyjama in den Farben der amerikanischen Flagge und küsst zur Beruhigung eine Miniaturausgabe der Freiheitsstatue (!).
Die nationalsozialistischen Symbole sind allgegenwärtig, jedes Detail im Hintergrund wird genutzt um die Nazis zu persiflieren. Das ist weder so simpel manipulativ wie in „The Spirit of 43“ noch so düster und pseudodokumentarisch wie in „Education for Death“. Bei den absurden Überspitzungen und intelligenten politischen Anspielungen wird man unweigerlich an Charlie Chaplins Meisterwerk „Der große Diktator“ erinnert, der ungefähr zeitgleich entstand.
Die Disney-Werke waren von Anfang an beliebt wegen ihren einprägsamen und stimmigen Lieder, und auch „Der Fuehrers Face“ kann hiermit begeistern. Mit dem gleichnamigen Titelsong hat man sich selbst übertroffen: Der Text ist eine Mischung aus deutscher und englischer Sprache und ist durch eingängige Instrumentierung (Parodie auf Marschmusik)
und intelligentem Text mit bestechendem Wortwitz ein wahres Meisterwerk.
Kindgerecht ist das Ganze trotzdem, denn anders als zum Beispiel im später entstandenen „The Spirit of 43“ wird Donald Duck nicht sinnlos als Gallionsfigur verschwendet, hier wird die ganze Bandbreite seines Charakters genutzt um urkomische Situationen mit gewohnt hochwertigem Slapstick zu verbinden. Das Konzept geht also voll auf, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene bietet „Der Fuehrers Face“ überzeugende Aspekte und funktioniert (allerdings nicht nur) als Propagandafilm auf der ganzen Linie.
Fazit: Ein einzigartiges Disney-Meisterwerk, das leider niemals in Deutschland erhältlich sein wird, und auch sonst vom Konzern größtenteils weggeschlossen wird. Schade eigentlich, denn die enorme Qualität ist wohl unbestreitbar und als kurioses Stück Filmgeschichte dürfte der Film auch für Cineasten sehr interessant sein.