Review

Leider kommt mit diesem wunderschönen Trickfilm im klassischen Stil auch schon die erste ernüchternde Meldung, und zwar, dass es der letzte seiner Art sein wird. Da digital animierte Filme, wie „Findet Nemo“ einfach mehr Geld einbringen, hat Disney bereits die Zeichentrick-Studios in Florida dicht gemacht 
Aber von der schlechten Nachricht erstmal zum Film und der ist sicherlich nicht schlecht! Man kann sich schön in die liebevoll gestalteten Figuren hinein versetzen, wobei man zuerst alles aus der Sicht der 3 Brüder sieht, wie sie miteinander umgehen, nicht immer wirklich liebevoll, aber doch bereit ihr Leben für einander zu opfern, was ja leider dann auch Sitka tun muss. Sicherlich kann auch jeder heranwachsende Mann verstehen, dass das Totem der Liebe bestimmt nicht das ist, was sich ein junger entschlossener Mann wünscht.
Besonders gut gemacht ist die Verwandlung von Kenai, die sich auf einem Berg abspielt, nachdem er den Bären erlegt hat. Am Himmel taucht plötzlich das Nordlicht auf, welches die großen Götter beherbergt, und die Seelen aller Toten. In einem bunten Farbspiel wird Kenai emporgehoben und als Bär wieder abgesetzt. Er ist noch benommen, fällt im Taumel von dem Berg und wird von einem reißenden Fluss mitgerissen.
Als er wieder erwacht sieht er erst alles verschwommen, aber der Zuschauer merkt gleich deutlich die Veränderung! Das Bild ist plötzlich von der beschränkten Sichtweise Kenais im normalen 1.66:1 (Breitbildformat) in das eher ungewöhnliche Cinemascope-Format (2.35:1) gewechselt. Dazu kommt das herrliche Farbspiel der bunten Blumenwiese, einfach überwältigend, alles wirkt plötzlich viel bunter und fröhlicher… Und so wie sich das Bildformat zu voller Größe öffnet soll sich nun natürlich Kenais Horizont erweitern. Er wird offen für andere Sichtweisen. Ich finde das wirklich genial gemacht!
Hinzu kommen nun die äußerst drolligen Tierfiguren. Sein kleiner Begleiter Koda, der nie die Klappe halten kann, ähnlich wie der Begleiter von „Shrek“, hat mich irgendwie daran erinnert. Überhaupt kam einem doch einiges aus anderen Filmen bekannt vor, zum Teil erinnerte es an „Ice Age“, die Elche als „Running Gag“, die Mammuts etc. oder ähnliches, was aber meiner Meinung nach der Qualität nicht schadet. Sind denke ich auch nicht wirklich auffällig die Parallelen.
Weil ich die Elche bereits erwähnt habe, sie tauchen immer wieder zwischendurch auf, sind ziemlich verwirrt, quatschen ne Menge Blödsinn in einem wirklich ulkigen Dialekt (etwas schwer einzuordnen ;-)) und machen zu komische Sachen. Am besten hat mir die Szene gefallen, als die beiden Elche Gras essen, der eine sagt, dass sein Gras wirklich lecker schmeckt und der andere erwidert: „Meines nicht, ich glaube hier war schon wer“. Ich will natürlich nicht alle Gags vorweg nehmen, deswegen sage ich nur: freut euch wenn die beiden wieder auftauchen ;-)
Besonders gut und wichtig an dem Film finde ich allerdings die lehrreiche Hauptaussage. Die Veränderung Kenais, jetzt nicht im optischen Sinn, sondern in dem, was er fühlt. Er bemerkt, dass es relativ ist, wer hier das „Monster“ ist. Besonders deutlich wird es, als er und Koda eine Höhlenmalerei finden, welche ein Männchen mit Lanze und einen Bären, der auf den Hinterbeinen steht zeigt. Kenai wird plötzlich klar, dass vielleicht wirklich nicht der Bär das „Monster“ ist – und so lernt Kenai auf ihrer Reise immer die Bären zu verstehen und wahre Werte kennen zu lernen.
Zu guter letzt muss ich natürlich noch auf die Filmmusik eingehen. Ich hatte ja zur CD mit dem Originalsoundtrack schon einen Bericht verfasst. Phil Collins hat eigens für den Film 6 neue Titel komponiert, und war, wie bereits schon bei Tarzan eine sehr gute Wahl! Bei uns singt Phil seine Lieder im Film wieder selbst auf Deutsch, was ziemlich beachtlich ist, wenn man bedenkt, dass er eigentlich kaum ein Wort deutsch spricht ;-) Wenn man allerdings den Eingangssong schon von Tina Turner gehört hat, ist man doch etwas enttäuscht, wenn nun in der deutschen Version Gracia vor sich hinträllert, aber auch damit kann man denke ich noch leben. Die Musik ist super eingesetzt und unterstreicht die wichtigen Szenen des Films sehr gut.
Gegen Ende drückt der Film, wie die meisten Disneyfilme, noch einmal heftig auf die Tränendrüse und sicherlich wird sich der ein oder andere sensible Betrachter eine Träne nicht verkneifen können.

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