Die Senora mit der Shotgun
„Nina“ ist ein klassischer europäischer, stilvoller, femininer Revenger über eine Frau, die nach Jahrzehnten aus Madrid zurückkehrt in ihr Kaff, um mit dem viel älteren Verehrer und Vergewaltiger aus ihrer Jugend im besten Fall den Boden aufzuwischen… Aber Rache bleibt ein kompliziertes Gericht - egal ob kalt oder heiß serviert…
Eine Frau siebt rot
Fiese, feine Thriller kann Spanien. Immer noch. Selbst wenn es in den letzten Jahren etwas stiller in und aus dieser Richtung geworden ist. Doch „Nina“ geht eh mehr in die Richtung exploitativer, dreckiger Rachethriller aus dem Euro-Grindhouse-Sud der 70er („Thriller - En grym film“), verleiht dieser schmutzigen Richtung jedoch ungemein mehr Stil, Ruhe und moralisches Dilemma denn je. Und auch mehr Entschleunigung, Exposition, Realismus. Das wird vielen - mir inklusive - etwas zu trocken, zu langsam, zu simpel sein. Er erzählt rein gar nichts Neues. Seine Sache bringt „Nina“ aber schon auf den Punkt. Mit einer intensiven Leading Lady, mit viel Wut im Bauch, mit einem echt fiesen Pedo, ungemütlicher Aura und einigen intensiven Parallelmontagen durch die Zeitepochen, da Schmerz und Trauma kein Alter kennen. Ich hätte mir jedoch nicht nur eine finale Richtungsentscheidung, ein Statement, einen Ausbruch gewünscht, sondern insgesamt einfach mehr Taten und weniger Brodeln. Aber diese Befriedigung gibt’s in der Realität wahrscheinlich auch leider viel zu selten… Daher: Thema getroffen. Umsetzung jedoch super nüchtern.
Die Farbe der Liebe… der Triebe… der Hiebe
Fazit: kompakter, kleiner, intimer Revenger. Sehr on point, sehr intensiv, sehr trocken. Mir zu minimalistisch. Ich bleibe lieber bei Exploitation a la „Ms .45“ wenn's um solche ekligen Themen geht.