Review

Mit „96 Hours“ (2008) oder auch „The Transporter“ (2002) konnte der französische Regisseur Pierre Morel im Verlauf seiner Karriere mit einigen populären Genrevertretern überzeugen. Vorliegender Actioner ist zwar kompetent inszeniert, doch die Geschichte fühlt sich wie ein seelenloses Sammelsurium hinlänglich bekannter Pendants an.

CIA-Agentin Avery (Kate Beckinsale) gerät zwischen die Fronten, als ihr Mann (Rupert Friend) entführt wird und Leute aus den eigenen Reihen Jagd auf sie machen. Für den skrupellosen Breznov (Goran Kostic) soll sie eine dubiose Datei beschaffen, welche kompromittierende Fakten über ranghohe Namen enthält…

Erpressung und Hochverrat sind mal wieder an der Tagesordnung und im Zweifel muss man am Ende doch noch die ganze Welt retten. Dabei fängt alles im eher kleinen Rahmen in Tokio an, als Avery einen zweifelhaften Geschäftsmann nebst Schergen überfällt, um an geheime Daten zu gelangen.

Folgerichtig ist die Agentin mit allen Wassern gewaschen, prekäre Einsätze lassen sich problemlos in High Heels absolvieren und die Frisur sitzt ebenfalls relativ bombensicher.
Da die Dame weitgehend unbesiegbar scheint und sich gegen alle gut ausgebildete
Spezialagenten mühelos durchsetzen kann, baut die Erzählung in erster Linie auf Zweikämpfe und Ballereien, die sich fast durchgehend nachts abspielen. Die Fights sind grundsolide choreographiert und mithilfe zweckentfremdeter Requisiten auch zuweilen brachial ausgefallen, während bei Schusswechseln viel Glas zu Bruch geht und bei Autoverfolgungen einiges an Blech verbogen wird.

Leider hält sich das Mitfiebern in Grenzen, zumal die Fronten früh geklärt sind, Drahtzieher sogleich feststehen und eventuelle Mitläufer oder Spitzel rasch ausgemacht sind. Avery bringt wenig Persönlichkeit ein, gleiches gilt für sämtliche Antagonisten oder Sidekicks, - letztere werden grundlegend das allerletzte mal um Hilfe gebeten. Immerhin ist das Tempo nahezu konstant hoch und mit einigen Schauplatzwechseln innerhalb kroatischer Ortschaften wird ein wenig Abwechslung geschaffen, nur Humor scheint dem Unterfangen komplett fremd.

So kann man zwischenzeitlich auf eine speziell konzipierte Drohne aufspringen, weil ständiges Abseilen auf Dauer zu eintönig verläuft, einige in Slowenien gedrehte Parts werden als Zagreb verkauft und wer in schwarzer Montur auf einer komplett weißen Front an Fenstern herumturnt, wird dennoch nicht von den Menschen im Cafe darunter gesehen.
Immerhin lenkt der versierte und zumeist ordentlich antreibende Score von einigen dieser Mankos ab.

Darstellerisch sollte man nicht allzu viel erwarten und bei einer Beckinsale scheinen chirurgische Eingriffe ein dezidiertes Minenspiel zu verhindern, wogegen sie körperlich topfit erscheint. In einer Nebenrolle ist Ray Stevenson bei seinem leider letzten Auftritt zu sehen, während es für Saffron Burrows nur für eine kurze Erscheinung reicht.

Was dem Treiben in erster Linie fehlt, ist eine originelle Geschichte mit Überraschungen und eigenem Spirit. Zwar kann sich die Action insgesamt sehen lassen, doch auch diesbezüglich bleiben erinnerungswürdige Schauwerte aus. Genrefreunde können sich von dem anspruchslosen Treiben problemlos berieseln lassen, doch so markant wie vorherige Werke Morels fällt dieses nicht aus.
6 von 10  

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