Wie viele außerirdische Killerinnen braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?
Eine hochgewachsene Gestalt mit schwarzem Regenmantel und schwarzer Badekappe verharrt regungslos in einem Büroraum, die schallgedämpfte Waffe im Anschlag. Sie erledigt ihr Opfer und verschwindet im Nichts. In einem Industrieloft öffnet sie eine Kiste und lässt eine milchige Flüssigkeit aus ihrem Kopf hineinfließen.
Nein, Ingrid ist keine gewöhnliche Auftragskillerin und dies ist kein gewöhnlicher „Noir“-Thriller, auch wenn sich einer der Protagonisten „Melville“ nennt – eine nette, wenn auch etwas forcierte Doppeldeutigkeit in Anbetracht des Filmtitels.
Ebenjener Melville ist ein alteingesessener Schmuggler in dem spanischen Hafendorf und bekommt nun Konkurrenz von einem alten Freund, der den Hafen unter seine Kontrolle bringen will. Ingrid agiert dazwischen und wird von beiden beauftragt. Eigentlich ein klassischer Stoff, der jedoch durch mysteriöse Relikte, dubiose Schmuggelware an ein „Regime“ und Begegnungen mit kosmischem Horror à la Lovecraft eine ungewöhnliche Dimension erhält.
So richtig klicken die Genrebestandteile allerdings nicht ineinander. UNA BALLENA besticht durch außergewöhnlich schöne und bisweilen geradezu außerweltliche Visuals und ein immersiv wummerndes Sounddesign, vermag einen jedoch nicht so stark in den Film zu ziehen, wie Regisseur Pablo Hernando dies wohl beabsichtigte. Manche Sequenzen und Bilder wirken willkürlich, manch bewusste erzählerische Lücke schafft Distanz statt Involvement. Ein ungewöhnlicher SciFi-Thriller ist Hernando dennoch gelungen.