Review

Gesamtbesprechung

Ist das verloren geglaubte Paradies nur eine Wunschvorstellung, oder existiert dieser Hort der Glückseligkeit wirklich?

Wer Wolf’s Rain kennt wird wissen, dass es sich um eine durchweg beindruckende Serie handelt, die in wirklich allen Bereichen in der Referenzklasse mitspielt. Doch ich fange einfach mal von ganz vorne an, um zu erklären warum das so ist:
In Wolfs Rain begleiten wir vier sehr unterschiedliche Hauptcharaktere auf ihrem schicksalhaften Weg zum Paradies.  Dabei fallen die Motivationen der einzelnen Charaktere sehr unterschiedlich aus. Während Kiba z.B. fest an die Existenz eines Paradieses glaubt, steht dem vor allem der rebellische Tsume eher skeptisch entgegen. Vielmehr ist es somit die Neugier, die Tsume bei dieser abenteuerlichen Suche antreibt. Zumindest verbindet aber sowohl ihn als auch Kiba, der gemeinsame Traum an einem solchen Ort.  Tsumes innigster Wunsch ist die Fähigkeit auch daran glauben zu können, doch dafür denkt er anfangs einfach viel zu rational. Hige und Toboe sind die beiden weiteren Hauptfiguren und nicht minder interessant. Während Hige trotz des gemeinsamen Ziels recht selbstständig agiert, klammert sich Toboe fest an die gemeinsamen Ambitionen der Gruppe. Auch wenn er rein vom Überlebenstrieb und seiner Kampfkraft her das schwächte Mitglied im Rudel ist, so ist er aber auch der Mitfühlendste von allen. Eine weitere entscheidende Rolle spielt das geheimnisvolle Blumenmädchen Cheza. Wie sie allerdings in die fesselnde Geschichte verwickelt ist, wird für lange Zeit ein Geheimnis bleiben.
Da Wolfs Rain keinen klassischen Gegenspieler im Petto hat, ist zumindest der trinkfeste Quent Yaiden ein indirekter Feind des Wolfsrudels. Wegen eines traumatischen Ereignisses aus seiner Vergangenheit hat er nämlich noch eine Rechnung mit den Wölfen offen. Begleitet wird dieser eher brummige Zeitgenosse von seiner treuen Hundedame Blue. Zu ihr hat der ansonsten sehr misstrauische Mann, eine sehr warmherzige, vertraute Verbundenheit. Auch die Figur des mysteriösen Darcia, ist nicht das klassische Abziehbild eines Filmschurken. Unterm Strich hat wirklich jeder Charakter in Wolfs Rain nachvollziehbare Beweggründe und Motivationen für sein Handeln. Sogar Nebenfiguren wie die Wissenschaftlerin Cher Degre der der Detektiv Hubb Lebowski, bekommen eine interessante Hintergrundgeschichte spendiert, die erfreulicherweise sehr gründlich beleuchtet wird. Auch was die Charakterentwicklungen angeht, kann die Serie auf ganzer Linie überzeugen. Die teils sehr dramatischen Ereignisse hinterlassen nämlich überdeutlich Spuren bei den Charakteren. Dadurch fiebert man bei den einzelnen Schicksalen der Figuren ordentlich mit und auch das Ausmaß an aufkommenden Emotionen ist durch die gelungene Bindung an die Charaktere nahezu unerreicht hoch.
Neben den differenzierten Figuren beeindruckt Wolfs Rain aber auch durch seine poetischen Ansätze in der Geschichte, einer grandiosen Bildsprache, sowie einem phänomenalen Soundtrack. Yoko Kanno, unter anderem bekannt für ihre epischen Meisterstücke aus Escaflowne oder Cowboy Bebop, stellt auch hier wieder eindrucksvoll unter Beweis, wie abwechslungsreich ein Anime-Soundtrack klingen kann. Ob mal leise und melancholisch, oder eher rhythmisch und verspielt: Jede Szene ist durch ein breites Arsenal von stimmungsvoller Musik geprägt. Eben durch diese Kombination aus hervorragender Bildsprache und der eindrucksvollen Musik, hat die Serie jede Menge magische Momente zu bieten. Besser hätte man also die philosophische Geschichte gar nicht präsentieren können. Dem übrigens grandiosen Finale kann man kaum mit Worten gerecht werden. Letztlich verlangt es aber sowohl inhaltlich, als auch emotional einiges vom Zuschauer ab.  
Als wäre das nicht schon Lob genug, verdienen die Animationen, wie es sich eigentlich auch für das Studio „Bones“ gehört, das Prädikat „Referenzwürdig“. Hinter animationstechnischen Meilensteinen wie Full Metal Panic oder Death Note, braucht sich also Wolf’s Rain nicht zu verstecken. Natürlich trägt dazu auch die fantastische Bildsprache einen nicht unerheblichen Anteil zu bei. Zusammen mit der eindringlichen Musik ergibt sich daraus etwas wirklich ganz besonderes. Ich gehe sogar soweit: Jeder der sich Filmfan nennt, sollte zumindest einmal einen Blick auf diese Serie geworfen haben.
Ich fasse nochmals kurz zusammen: Selbst die längst überfällige Zweitsichtung dieses Anime, war ein echtes Highlight für mich. Wer sich von Serien nicht nur berieseln lassen will, sondern auch gerne mal anspruchsvollere Kost genießt, wird Wolf’s Rain lieben. Dazu tragen die existenziellen Fragenstellungen und die metaphysischen Bilder der Erzählung bei. Neben dem unbeschreiblich guten Soundtrack sind auch die Charakterentwicklungen der Figuren im Referenzbereich einzuordnen. Die emotionale Stärke erreicht tatsächlich neue Höhenflüge und sogar Gesellschaftskritische Aspekte finden, wenn auch dem Hauptplot untergeordnet, in der anspruchsvollen Handlung Platz. Kurz gesagt ist mit Wolf’s Rain ein Meisterwerk gelungen, das durchweg und auf ganzer Linie überzeugt.

Ist das verloren geglaubte Paradies nur eine Wunschvorstellung, oder existiert dieser Hort der Glückseligkeit wirklich?


Mein Schlusswort:
Wolf‘s Rain handelt von elementaren Themen wie Freundschaft, Integrität, sozialer Zugehörigkeit und auch Erlösung. Der Weg zum Paradies wird durch philosophische Fragestellungen und einer hypnotisierenden Bildsprache geprägt. Auch die unbeschreiblich schöne Musik fügt sich auf magische Art und Weise in die bewegende Geschichte ein. Das Ende dieser langen Reise lässt sich kaum in passende Worte fassen, dafür ist das Geschehen einfach zu einmalig in seiner Umsetzung. Wer auf der Suche nach einer rundum perfekten Serie ist, sollte Wolf’s Rain also unbedingt eines Blickes würdigen.

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