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Vor 24 Jahren läutete Ridley Scott mit GLADIATOR überraschend eine kurze Renaissance des Sandalen- und Historienfilms ein und machte – noch überraschender – Russell Crowe zum Actionstar. Das Sequel wird hingegen kaum bleibenden Eindruck in der Filmgeschichte hinterlassen, außer vielleicht mit der Schnapsidee, das Kolosseum mit Wasser und Haifischen aufzufüllen, um dort mit Miniaturkoggen eine Partie Schiffe versenken zu spielen. Doch diese Ausrutscher in Richtung teurer Trash sind glücklicherweise selten. 

GLADIATOR 2, der – Achtung Spoiler – eigentlich auch gleich SON OF GLADIATOR heißen könnte, ist solides, plakatives Erzählkino, ein Film, bei dem man nicht mitdenken muss, weil die leicht zu verfolgende Handlung in jeder Szene nochmal klar und deutlich ausbuchstabiert wird. Solch eine Simplizität ist selbst im heutigen Blockbusterkino ungewöhnlich, aber irgendwie auch erfrischend. 

Der Soldat Lucius (ein wenig charismatischer Paul Mescal, hier als eine Art „Next Generation Ryan Gosling“ inszeniert) wird bei der Eroberung einer nordafrikanischen Stadt durch General Acacius (Pedro Pascal, natürlich nicht wirklich der Bösewicht des Films) gefangengenommen und in Rom vom intriganten Macrinus (Denzel Washington, der es offensichtlich auskostet, den einzig intelligenten Charakter des Films zu spielen) zum Gladiator aufgebaut. Rom wird regiert von den Brüdern Geta und Caracalla, eine Doppelspitze wie Caligula und Pumuckl, die mit einer Mischung aus Willkür, Bösartigkeit und Ahnungslosigkeit herrschen. Ein Schelm, wer dabei an die soeben gewählte US-Regierung denkt. 

Das extrem schlecht gehütete Geheimnis des Films: Lucius ist – wer hätte es gedacht – der Sohn von Russell Crowes Maximus aus Teil 1, was uns durch fake Flashbacks nachträglich bewiesen wird. Lucius will Rache, Acacius will Rom befreien, Macrinus führt auch irgendwas im Schilde und alles kommt, wie es kommen muss. 

Aber wir sind ja nicht wegen der komplexen Story hier, sondern wegen der Action, den Schlachten, den Kämpfen. Diese ist zwar ordentlich und abwechslungsreich, man hat jedoch ständig den Eindruck, der Tigerkampf des Originals müsse krampfhaft getoppt werden und so werden eben wilde Affen, ein bemanntes Rhinozerus und die besagten Haie aufgefahren – ARE YOU NOT ENTERTAINED??!! Es geht so.

Fazit: Trotz Überlänge eine kurzweilige wenn auch wenig epische Heldenaction, bei der Charaktere durch Stereotypen undgroße Gefühle durch bemühtes Pathos sowie etwas Kitsch ersetzt wurden und das Gehirn nicht überanstrengt wird.

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