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Holzfällerhemden mit Blutspritzern

Sechs Kumpels aus Detroit machen sich im Herbst 1986 auf in den kalten Norden zur alljährlichen Rehjagd - bis sie nach einem schicksalhaften Barbesuch selbst schnell zu Gejagten und Freiwild werden…

The Final Boys

Natürlich werden bei solchen Situationen immer Erinnerungen an „Deliverance“ wach. Für die jüngere Generation vielleicht auch an Netflix' „The Ritual“. Oder auf dem diesjährigen FFF „Jakt“. Und die männliche Gruppendynamik, die Machosprüche, die Unreifheiten und das kindlich-verbale Bierpong - all diese Dinge trifft „Deer Camp '86“ auch sehr gut. Jeder der schon mal auf einem solchen Trip oder JGA mit seinen Jungs war, wird das bestätigen können. Das ist die Stärke dieses niedrigbudgetierten Supernaturalslashers. Leider bleibt das aber eine der wenigen echten Stärken. Manch ein locker-lustiger Spruch und Dialog sitzt, doch das schlägt in dieselbe Kerbe wie die genannte Hauptstärke. Und den Look und das Mordinstrument des Killers würde ich noch positiv hervorheben. Die Mythologie und den Sinn hinter all dem ebenso. Doch ansonsten hat mich „Deer Camp '86“ als Slasherallesgucker ziemlich unbefriedigt zurückgelassen. Die Kills sind kaum der Rede wert. Es dauert eine volle Stunde und den Großteil der Laufzeit (!) bis es dem ersten der Jungs an den Kragen geht. Keiner der Typen bietet trotz Wiedererkennungswerten wirklich Identifizierungs- oder Sympathiematerial, nichtmal allzu interessante Eigenschaften. Das ist bei einem Slasher aber kein Untergang. Der Look ist dagegen schon ein enttäuschenderes Manko und spiegelt nur sehr bedingt, äußerst gemäßigt wenn überhaupt die 80er wieder (was andere aber mittlerweile auch als Plus ansehen könnten). Ein guter Score fehlt ebenso. Da hat man schon viel Cooleres und Schöneres in dieser Retrorichtung gehört und gesehen. Da merkt man die Amateurrichtung wohl am ehesten. Insgesamt plätschert es sehr lange und plump und audiovisuell unterfordernd vor sich hin. Und wenn es dann mal endlich rund geht, ist’s auch schon vorbei. Und deswegen ist das selbst für Slasherfans ganz klar eher suboptimal. Hier wäre (allein nach dem Poster, anfänglich den Jungs und dem mystischen Killer!) viel mehr drin gewesen. Es wirkt alles ein gutes Stück gerusht und nicht mit kompletter Leidenschaft geschweige denn Aufwand aufgezogen. Es wirkt klein, nicht gemein und zu rein. Die Limitierungen schneiden zu tief. 

Fazit: maskulin-machohafter Retroslasher… Bambis sind diese Jungs definitiv nicht! Unschuldig oder sympathisch auch nicht wirklich. Aber immerhin wird die testosterongeladene Dynamik in einer solchen Männerrunde gut eingefangen. Und der mythische Unterbau ist okay. Der Rest als übernatürlicher Slasher ist leider etwas sehr lieblos und leer. 

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