Relativ zeitnah zu Curbing Violence erschienen, könnte man aufgrund der Anwesenheit von Regisseur Qin Pengfei und Hauptdarsteller Bao Bei'er die beiden Filme nicht bloß aufgrund der Settings und der Positionierung von Bao als Bösewicht fast verwechseln, auch die Handschrift des Regisseurs bleibt deutlich, vornehmlich knackige bis furiose bis brutale Prügeleien im modernen Gewande; mit ein Markenzeichen des Regisseurs, der nicht bloß dadurch, sondern auch einer gewissen Sorgfalt in der jeweiligen Erzählung (vergleichsweise) einen guten Ruf erlangt hat und gerne gebucht wird und viel engagiert:
Nachdem der Dorfbewohner Gu Dahe den kriminellen Anführer Wei Tianlang [ Bao Bei'er ] angezeigt hat, verschwindet er auf mysteriöse Weise und seine Schwester stirbt unter verdächtigen Umständen. Inmitten einer landesweiten Kampagne zur Verbrechensbekämpfung schreitet Lei Yang [ Tommy Sik ], der Leiter der Kriminalpolizei, ein, um die Wahrheit aufzudecken und Gerechtigkeit zu schaffen.
iQIYI hier ausführend und auftraggebend, wieder eine Geschichte, die früher, genauer gesagt 2017 beginnt, es geht um Tourismus und Landgewinnung und Relocation, es winkt das große Geld, nicht ohne Kompromisse, nicht ohne Komplikationen, es wird bald hoch hergehen. Die Gegend noch ärmlich, ein Müll- und Schutthaufen, trotzdem wohnen da einige Leute, die vermöbelt und vertrieben werden, der Glaskrug auf den Kopf geschlagen, die Gräber der Vorfahren zerstört, die Unterschrift erzwungen, trotz erbitterter Gegenwehr. Eine Zwangsenteignung, die Stadt unweit entfernt recht kühl wirkend und auch wenig anheimelnd, eine Metropole im kalten Wetter, farblos von der Struktur her. Die Polizei in Zivil am Arbeiten, eine Zufallsbegegnung, ein Drängen des jungen Kollegen auf eine Festnahme, der ältere ist ruhiger, er geht allein in den Kampf auch, der Kriminelle ein Kopf größer und mindestens 25 Kilogramm schwerer. Ein Wildes-Hauen mitten in der Kantine, die halb zerstört wird, Würfe und Hebeln des jeweils Anderen, hartes Aufkommen auf dem Fußboden oder der demolierten Einrichtung, erbitterter Widerstand gegen die Staatsgewalt, ein ebenso erbittertes Gefecht.
Eine Versetzung steht an, eine neue Aufgabe, ein Zeuge hat sich gemeldet, es war seine letzte Aktion; eine brutale Beseitigung des Mitwissers, unnötig in dem Ausmaß, vorher noch den Hund getötet, hinterher mit Schlag- und Stichwerkzeugen malträtiert, Gewalt hier das oberste Gebot. Ein Krimi hier im Kommen und Werden, ein Tatort, eine polizeiliche Ermittlung, der Verursacher, der Hintermann des Ganzen sitzt ganz oben in seinem Elfenbeinturm, er hat seine Helfershelfer, er hat seine Todesschwadron. Rau und grau die Szenerie, es ist kühl vom Wetter hier, ebenso sind die Methoden, anders als in Curbing Violence wird hier gleich auf das Ganze gegangen, seine Macht ausgespielt, die Arroganz offen gezeigt, die Überlegenheit demonstriert, gegenüber den Protestierenden, auch gegenüber der Polizei. In der Provinz spielt das hier, Missstände überall, es wird sich nicht um das Gesetz gescherrt, es wird misshandelt und die Anarchie nach außen gekehrt. Eine Special Task Force hier wie dort eingesetzt, große Worte, Taten sieht man erstmal nicht, bloß Befehle und Order ausgegeben, demgegenüber stehen stete Drangsalierungen und Zerstörungen. Der einfache Bürger hier als Ziel und Opfer, der Polizist als Heimkehrer, als Ausputzer bald, als der Zuständige für die Aufräumarbeiten, die Heimat eigentlich längst verlassen, wegen der Ungerechtigkeit zurückgekehrt. Es wird gleich und offen gedroht von der gegenüberstehenden Seite, selbst in den eigenen vier Wänden ist man nicht sicher, kein Trautes Heim hier, man wohnt und übernachtet lieber im Polizeirevier.
Darstellerisch ist man hier gut aufgestellt, man arbeitet auch nicht allein, ist der Partner allerdings unerfahren noch, die Kollegen überfordert, letztlich doch der Einzelkämpfer gefragt, das selbständige Vorgehen, die Hauruckaktionen, abgesprochen vorher oder nachher mit den Vorgesetzten. Ein Polizeifilm hier geboten, analog zu den Fight Against Evil - Zweiteilern, den beiden Northeast Police Story, mit anderen Leuten ausnahmsweise in der Besetzung, es wird gerne mit Gegenständen um sich gehauen oder geworfen, es wird gewürgt, in den kleinsten Räumen sich geknüppelt und gerauft, die Kamera findet immer noch einen Platz zum Verstecken. Eine Prügelei in einem Massagesalon gegen eine Übermacht später hat man zumindest eine erste Verhaftung, einen Ausführenden nur, ein kleiner Fisch, aber immerhin; die kriminalistische Arbeit kann fortgeführt werden, man durchstreift die Straßen nach Hinweisen, Curbing Violence hatte etwas mehr Fett auf der dramaturgischen Karte (und ist subversiver, subtiler), hier wird eher von A nach B nach C ermittelt. Dafür werden hier mehr Abgründe tatsächlich noch geboten, eine Welt in der Unterwelt, teilweise sexuelle Offensivitäten bis Obszönitäten, mehr eine räudige Studie (ohne wirklich interessante Personen), von einem moralisch integren Mann hin zu einem, der keine Verträge mit Niemandem hat und für den nichts gilt und nichts zählt.
Zwischendurch ein erster Höhepunkt, ein mehrminütiger Drei-Kampf in einem Fahrstuhl, in längeren Einstellungen, kaum Platz zum Bewegen, dennoch andauernd Attacken und Verteidigungen, auch hier mit Schneidewerkzeugen, mit Messer, mit Schlagstöcken, eine furiose Demonstration des Könnens aller Beteiligten, vor und hinter der Kamera, die ganze Crew theoretisch mit Applaus belohnt; ein Scharmützel im Engen, gefolgt von noch einem blutigen Massaker in einer abgeranzten Wohnung, man hangelt sich hier von einer Violenz zur nächsten. Es gibt Aufruhr vor dem Polizeirevier, es gibt einen unfreiwilligen Toten; inszeniert ist das mit fester Hand, schauspielerisch besteht vor allem Tommy Sik Siu-Lung a.k.a. Ashton Chen, seit seinem zweiten Lebensjahr ein Schüler von Shi Yongxin, dem derzeitigen Abt des Shaolin-Tempels, schon seit den frühen Neunzigern mit Kinderrollen wie der Shaolin Popey - Reihe oder The Saint of Gamblers (1995) bekannt. Schlachtfelder werden hinterlassen, Glas- und Autostunts gebracht.