Obwohl seit mindestens 2016 auch verstärkt mit dem Girls with Guns Subgenre hausieren gehend, oftmals auch mit gleichen oder ähnlich klingenden Titeln wie aus der Hochzeit dieser Filme im Hongkong-Kino, also 1987 bis vielleicht 1993 belegt, wird Qin Pengfeis (The) Bodyguard als erster wesentlicher Beitrag genannt, laut diversen Medien, dabei wird auch dessen eigener Curbing Violence mit Jiang Luxia in der Hauptrolle einer kämpferischen Polizistin verkannt. Warum ausgerechnet dieser Film diese Art Auszeichnung bekommt, ist chronologisch unerklärlich, hat aber zumindest die Zuschauer (auf iQIYI) erreicht und überzeugt, hohe Positionierung in den Abrufzahlen und der Bewertung inklusive; etwas, dass dem im Auge zu behaltenden Regisseur, einem ehemaligen Stuntcoordinator, in den letzten Jahren durchaus des Öfteren 'passierte', gerade auch beim Northeast Police Story Zweiteiler und Black Storm geschehen:
Die auf eigenen Wunsch pensionierte Offizierin einer Spezialeinheit, Zhong Xiaonan [ Qu Jingjing ], soll Lin Zihao [ Yuan Fufu ], den Sohn eines renommierten chinesisch-amerikanischen Wissenschaftlers bei seiner Rückkehr nach China beschützen. Mit ihren bahnbrechenden Recherchen, die von einem mächtigen internationalen Syndikat ins Visier genommen werden, gerät Lin Zihao in den Mittelpunkt eines gefährlichen Entführungskomplotts, welches auch den chinesisch-amerikanischen Polizisten Peter [ Chunyu Shanshan ] involviert
Nach der inoffiziellen Sechs-Minuten-Regel muss rasch etwas passieren, man darf als nichtzahlender Kunde oder nicht VIP-Abonnement bei derlei Titeln in die ersten sechs Minuten 'reinschnuppern', die Entscheidung fällt dort, der erste Eindruck zählt. Die Produktionsfirma dahinter ist stets eine andere, der Film und auch die Teaser und Trailer deuten eher auf Richtung Chris Huo als Ausführenden, man könnte fast Wetten abschließen, die Hand in das Feuer für Legen. Entsprechend dessen ist auch der Beginn, Mann und Frau halbnackt im Liebesspiel, eine Überzeichnung der Bösen, eine Art Cosplay, der erste Tote, die schnelle Vorstellung der Protagonistin, Beste überall, nun einfache, aber ehrliche Arbeiterin. Eine rasche Montage, ein alltägliches Leben, ein Engagement, vorher ein Test. Ein Kampf in engen Gassen, eine erste Ablehnung, die ersten Rückblenden, ein Trauma pur, der einzige Hebel.
Der Mord vorher nur eine Warnung, der Auftrag sieben Tage lang, ein Gastauftritt von Tommy Sik als Promotion, der Rest überliegt dem schönen Geschlecht. Ein Mann ist tot, sein Sohn soll beschützt werden, er will genauso wenig beschützt werden wie sie ihn, hat es aber umso nötiger, das ganze Grundstück ist von Assassinen durchpflügt. Schnelle Bewegungen, flinke Reaktionen, eher auf Eleganz und Effektivität statt auf Gewalt wie zuweilen üblich bezogen; ein Massenkampf, ein Messerkampf, es wird Geschirr als Wahl der Waffe eingesetzt, es wird mit allem zur Verfügung stehenden gekämpft, darunter ein Toilettendeckel, Mobiliar und letztlich fließender Übergang zur Brutalität und Gewalt.
Ein erstes flottes Vorgehen, mit Verlusten trotz Bemühen, mit attraktiver Optik und besseren Verständnis und Darstellungen als üblich, mit dem Agieren der Polizei auch, mit etwas unnötigen Verkomplizieren. Zielobjekt und Beschützerin mögen sich nicht, die üblichen Vorurteile, schnell auch die üblichen Verdächtigen, Verrat im eigenen Team. Eine “Schlacht“ im Streifenwagen soll wohl an The Raid 2 erinnern, das klappt trotz aller Professionalität nicht, daran zu reichen, trotz Autostunts und Ausdauer, das ist eine Nummer zu groß; immerhin gibt es einen GPS Tracker, sonst wäre der Film nach 30min zu Ende, so ist es erst der Vorgeschmack, der Beginn.
Ehre und Pflichterfüllung hier demnach, nur Vormachtstellung, ein Wechselspiel aus Schönheit, Anmut und Violenz, die Kameraarbeit stets als Unterstützung und Ergänzung. Bald wird auch mit den Schusswaffen agiert, erst ein Maschinengewehr, dann auch die Pistole zur Verteidigung gezückt, ein reges Hin und Her, ein verbales und taktisches uneins sein auch, drei verschiedene Perspektiven, das Gesetz hier mit dem Dreck am Stecken. Blutverschmiert ist der zu Beschützende schon nach einem langen Tag, und er hat sich fleißig mit gewehrt; ein Trio hier aus komplett verschiedener Herkunft, mit differenzierten Betrachtungen, mit installierten Drama, mit vergleichsweise 'richtigen' Personen.
Hier ist die Obrigkeit ausnahmsweise nicht dein Freund und Helfer, hier steht er mit auf der Seite der Bedrohung, zuvor ein Massaker in einem Labor, an komplett unschuldigen und wehrlosen Zivilisten, eingestuft als Terrorattacke; alles ist möglich hier, bald ist alles auch nötig hier. Ruhepausen werden kaum geboten, Charaktere wachsen durch ihre Taten, wirkliche Rückzugsorte oder Alternativen fehlen; der Actionthriller und sein Vollzug in auch längeren Einstellungen zur Veranschaulichung schon das oberste Gebot hier. Was ein bisschen fehlt, neben einer narrativen Bedeutung, sind Finishing Moves, es wird eher auf Kondition und Nehmerqualitäten gegangen, ein Ausdauerspiel, nicht der Sprint, mehr der Marathon.