Review

Ein Graben tut sich auf… 

Zwei Seiten einer tiefen Schlucht. Nicht nur am sondern vielleicht wahrhaftig „der“ Arsch der Welt. Beide Seiten von einem Spezialagenten besetzt. Links Amerikaner, rechts Russen. Beide überwachenden Parteien sollen sich strikt an das Kontaktverbot halten und „einfach nur“ den nebulösen Canyon überwachen. Beide jungen Scharfschützen wissen nicht wirklich, warum sie so genau auf den mysteriösen Riss in der Erde aufpassen sollen. Da kommt’s wie's kommen muss, beide widersetzen sich ihren Befehlen, freunden sich an und einer fällt in' Graben…

Snipers vs. Monsters

Während Netflix mittlerweile locker den negativen und kaum korrigierbaren Ruf weg hat, was Big-Budget-Produktionen angeht, geht Apple+ den Weg mit Qualität über Quantität - zumindest seinem Ansehen, Marketing und Image nach. Obwohl auch das Quatsch ist, guckt man sich deren Filmprogramm im Streamingabo genauer an. Da haben sich mittlerweile auch einige üppige Graupen eingeschlichen - genauso wie's auf Netflix noch immer hunderte sehenswerte Eigenproduktionen gibt. Ist also immer so eine Sache mit dem „Hörensagen“ bzw. dem „Eindruck“. Doch ist im Grunde ja auch egal - gute Filme gibt’s überall, man muss nur wissen wie sie heißen. Und „The Gorge“ würde ich neuerdings definitiv dazuzählen. Mit seinen beiden sympathischen (Nicht-mehr-ganz-)Jungstars, seinen slicken Produktionswerten, dem Monster- und Höllendesign. Seiner Ausgangslage, die locker auch in den 80s als B-Produktion mit einem Bruchteil des aktuellen Budgets hätte stattfinden können. Das hat zu Beginn was von „Rear Window“, später dann von „World War Z“, von „Pitch Black“, von „Cliffhanger“, von „Annihilation“, von Peter Jacksons „King Kong“, von „The Gate“, von Videospielen ganz sicher auch („Metro“, „Resistance“). Ein guter Mix. Nicht originell, aber kompakt durchgezogen. Derrickson hat ein Gespür für Spannung. Das Kreaturendesign ist nicht übel. Die Message von Zusammenarbeit und gegenseitiger Verteidigung scheint akuter denn je, ohne das aber verständlicherweise allzu hoch zu hängen. Mal knallt's, meist hat man Zugang und Sympathien zu/für die beiden Scharfschützen, auch ohne allzu viel Hintergrundwissen zu ihnen. Alles ist geradlinig genug, alles wirkt ein gute Spur hochwertiger und griffiger als Vergleichbares (ja, etwa auf Netflix). Ein guter Pärchenfilm obendrein. Da bin ich zufrieden. Fantasy, Action, Horror, High Budget-Creature Feature hoch hundert. Was will ich da meckern?! Über Logikprobleme? Über die dann doch etwas aufgeblasene Laufzeit für einen solchen Genreritt? Über Vorhersehbarkeit? Über die eintönige Farbpalette? Über romantisch-simple Klischees? Eine leicht abfallende zweite Hälfte und arg reibungslose Auflösung? Neee. Muss nich'. Selbst wenn die „Twilight Zone“ das vor 60 Jahren wahrscheinlich spannender, origineller, kürzer und für 25 Dollar hinbekommen hätte… Aber hey. Es funzt auch heute und hightech noch. 

Oldschool mit modernsten Mitteln

Fazit: sehr solider, starbesetzter und weitestgehend spannender, schnieke aussehender, gut ballernder und okay gepaceter Streambuster, der zum Glück seine Genreseele nie zu sehr beiseite schiebt und im Großen und Ganzen echt Laune macht. Als aufgeblasener und (nicht gänzlich) aalglatter Mystery-B-Movie. Mit Monstern und Monster-Mid-Budget. Und das ist gut so, das trifft meinen Geschmack! 

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