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Inspektor Ferrot (Yves Montand) ist ein zwar erfolgreicher, aber eher einsilbiger Einzelgänger in den Reihen der Polizei von Orleans. Zufällig lernt er die hübsche Sylvia (Stefania Sandrelli) kennen, die Schaufenster dekoriert. Beide beginnen zügig eine Affäre. Doch Sylvia hat auch noch eine Affäre mit Ferrots Chef, Kommissar Ganay (Francois Perier) – beide Männer wissen jedoch nichts vom anderen. Ganay hat seine Affäre mit Sylvia sogar mit dem Wissen seiner schwerkranken Frau (Simone Signoret). Als Ganay bei einer nächstlichen Auseinandersetzung von Sylvia heftig provoziert wird und sie sich von ihm trennen will, erschlägt der sonst so ruhige Ganay sie im Affekt. Ausgerechnet Ferrot soll nun den Fall aufklären und ist dabei selbst der Hauptverdächtige…

Alain Corneaus deutsch-französischer Krimi aus dem Jahr 1976 stand schon lange auf der Liste von Filmen, die ich mal sehen wollte. Nun lief er kürzlich gut versteckt in der Nacht auf arte.
Corneaus Film fängt, ich wage mal zu sagen, typisch französisch, etwas behäbig an, aber entwickelt dann einen derartigen Sog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte. Er weicht zum Glück vielen formelhaften Krimimustern aus, so dass bis zum Ende nicht klar wird, wie es endet. Zumal Corneaus Film mit interessanten Figuren gefüllt ist, eben der Hauptfigur Marc Ferrot (kongenial verkörpert von Yves Montand), dem sicher nicht gerade die Herzen der Zuschauer zufliegen, die aber eine so tragische Figur ist, die alles tut, um den Täter zu überführen und sich dabei immer weiter in Widersprüche verstrickt und sich von seinen Kollegen entfremdet (z.B. von seinem streberhaften Assistenten, den Mathieu Carriere darstellt). Die interessanteste Figur war für mich jedoch Therese Ganay, die Frau des Kommissars und Mörders, die Simone Signoret mit der richtigen Mischung aus Wut, Schmerz und Anteilnahme verkörpert wurde. Denn sie unterstützt ihren Mann, trotz seines Betrugs und des Mordes bedingungslos bis zum Ende mit allen Konsequenzen, ohne dabei wie eine banale Kopie der Lady Macbeth in der Provinz zu wirken.

Auch die Musik von George Delerue ist beeindruckend. Irritiert hat mich dagegen die Figur der Sylvia, die ein wenig wie das Klischee einer kapriziösen (französischen?) Frau wirkte – etwas schwer nachvollziehbar, warum sie gerade auf zwei ältere Herren flog, obwohl sie durchaus sehr eigensinnig wirkte. Zudem taucht immer wieder ein Motiv auf (Uhren), welches nicht wirklich logisch wirkt oder irgendwie erklärt wird. So hat Sylvia stets einen Wecker in ihrer Handtasche dabei, der zu den bizarrsten Zeiten klingelt und am Anfang des Films, im Vorspann, sieht man auch mehrere Wecker. Dieses Bild wird aber irgendwie nicht wirklich nachvollziehbar erläutert, irritiert dadurch eher.

Trotz dieser kleinen Mängel bleibt POLICE PYTHON 357 ein wirklich spannender, ungewöhnlicher und raffinierter Krimi mit hochinteressanten Charakteren, der mir lange im Gedächtnis blieb.
8,5/10.

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